Kinder haben ein Recht darauf, sich wohl und geborgen zu fühlen!

Fotoquelle: Archiv Stephanus

Maria Weise-Ecke (2.v.l.) wird die Teamleitung im „Lenzelhaus“ übernehmen und Heidi Bieber (1.v.l.) als systematische Familientherapeutin das neu gebildete Team unterstützen.

Die Stephanus gGmbH eröffnete am 16. Januar 2019 in Berlin-Pankow eine familienaktivierende Wohngruppe für Kinder und Jugendliche, deren Eltern unter einer psychischen Erkrankung leiden.

Das Angebot der familienaktivierenden Wohngruppe „Lenzelhaus“ ist für sieben Kinder und Jugendliche im Aufnahmealter von 6 bis 16 Jahren vorgesehen. Für sie ist die Wohngruppe ein sicherer Lebensort, der ihnen Stabilität in ihrer individuellen Entwicklung und Förderung bietet. Die Kinder und Jugendlichen stammen oft aus Familien mit komplexen Problemlagen einhergehend mit gesundheitlichen Einschränkungen der Eltern. Dazu zählen u. a. Psychosen, Depressionen, Angst-, Ess- und Persönlichkeitsstörungen. Wenn die Erkrankung der Eltern akut ist, sie ihre Erziehungsverantwortung nicht mehr wahrnehmen können und ambulante Betreuung nicht (mehr) ausreicht, ist die Aufnahme in der Wohngruppe eine Alternative. Grundvoraussetzung ist sowohl die Freiwilligkeit der Eltern als auch der Kinder.

Im „Lenzelhaus“ haben Kinder und Jugendliche die Chance auf ein weniger belastetes Leben: „Das ist keine Klinik, sondern vorübergehend ein neues Zuhause“, betont Remigiusz Cisowski, Referent im Geschäftsbereich Kinder, Jugend und Familie der Stephanus gGmbH. Hier ist die spezielle Förderung außerhalb der Familie mit nachhaltigen Entwicklungschancen für das ganze familiäre System möglich.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern hat im „Lenzelhaus“ einen großen Stellenwert. „Es gibt keine Schuldfrage zu stellen“, sagt Cisowski. Vielmehr gehe es darum, die Eltern zu bestärken, wieder Verantwortung für ihre Familie zu übernehmen. Hin und wieder können sie in der Wohngruppe mit übernachten. Dafür steht ein Zimmer zur Verfügung. „Für uns sind Eltern die wichtigsten Kooperationspartner“, betont Remigiusz Cisowski. Parallel zur Unterbringung der Kinder erfahren die Mütter oder Väter eine intensive individuelle Unterstützung und Beratung. Es geht dabei um Kompetenzerweiterung in Erziehungsfragen sowie der elterlichen Präsenz. Ein multiprofessionelles Team betreut und begleitet die Familien im „Lenzelhaus“. Es besteht aus Sozialarbeitern, Erziehern und Familientherapeuten.

„Die Kinder haben ein Recht darauf, sich wohl und geborgen zu fühlen“, erläutert Cisowski. Das wichtigste Ziel: die Rückkehr in die Familie. Dabei könne die „Rückführungsphase“ sechs Monate dauern. Insgesamt bleiben die betreuten Kinder und Jugendlichen bis zu zwei Jahre in der Einrichtung.

Zur Eröffnung am 16. Januar 2019 kamen Kooperationspartner und Nachbarn. „Es macht uns stolz und zeigt, dass wir hier einen neuen Weg der Familienaktivierung im Kinder- und Jugendhilfebereich gehen können“, freut Cisowski. Nicht nur die Familienaktivierung ist neu, auch das Zusammenleben mehrerer Generationen an einem Standort. „Es ist vor allem auch ein besonderer Ort“, betonte Pastor Torsten Silberbach, Vorstandsvorsitzender der Stephanus-Stiftung, in seinem Grußwort. Denn es komme nicht häufig vor, dass auf einem Gelände, auf dem bislang ältere Menschen leben und begleitet werden, nun auch eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe eröffnet.

Das „Lenzelhaus“ in Berlin-Niederschönhausen ist ein historisches Gebäude auf dem Gelände des Elisabeth Diakoniewerks, einer Stephanus Wohn- und Pflegeeinrichtung für ältere Menschen. Auf zwei Etagen stehen drei Einzel- und zwei Doppelzimmer zur Verfügung. Im ausgebauten Dachgeschoss bekommen zwei Jugendliche ab 16 Jahren die Möglichkeit, weitgehend selbstständig zu wohnen.

Sylvia Werth leitet den Geschäftsbereich Kinder, Jugend und Familie der Stephanus gGmbH und sagt: „Die Nähe zu den Senioren am Ort ist ein Glücksfall. Das nutzen wir, damit sich junge und ältere Menschen begegnen und voneinander lernen können.“

Pfarrer Josef Lenzel war ein katholischer Theologe, der sich in seiner Gemeinde offen um polnische Zwangsarbeiter gekümmert hat. Deshalb wurde er von den nationalsozialistischen Machthabern im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, wo er am 3. Juli 1942 starb.

Martin Jeutner
Leiter Stabsstelle Unternehmenskommunikation

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