New Work bei Stephanus

Das Thema „New Work“ ist auch für die Arbeit in der Stephanus-Stiftung von großer Bedeutung. Michelle Hoffmann (Spezialistin Personalmarketing) sprach darüber mit Vorstand Harald Thiel.

Herr Thiel, was bedeutet New Work und was verbirgt sich dahinter?

New Work ist eigentlich gar nicht so „new“. Der Gründer dieses Begriffes ist der Arbeitsphilosoph Fritjof Bergmann. Bereits Ende des 20. Jahrhunderts hatte er sich Gedanken gemacht, wie man Arbeit gestalten kann, damit sie trotz der weiteren Technisierung wirklich Spaß macht.

Heute haben wir eine ganz ähnliche Situation. Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt. Gerade die Generationen X, Y und Z, also die ab 1965 Geborenen, haben andere Vorstellungen, wie Arbeit gestaltet sein muss, damit sie wirklich Spaß macht.

Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und eine andere Sichtweise auf die Arbeit ermöglichen es uns, über eine neue Kultur der Arbeit nachzudenken. Mehr Projektarbeit, Denken in Rollen und in Prozessen, mehr Einbindung in Entscheidungen, hybrides Arbeiten, aber auch ein flexibles, eigenverantwortliches Arbeiten in Bezug auf Zeit und Ort gehören für mich dazu.


Was versprechen Sie sich von New Work?  

Ich hoffe, dass wir so mehr Freiheiten geben können und somit ein größeres Wohlbehagen erreichen können. Durch das Arbeiten auf Augenhöhe wird es mehr Impulse und bessere Entscheidungen geben sowie hoffentlich auch eine höhere Zufriedenheit. Dass ich auch einmal in eine Rolle als normales Projektmitglied hüpfen kann, begeistert mich genauso, wie zu sehen, dass Mitarbeitende zunehmend mehr Verantwortung übernehmen. Die Grenzen sind immer da, wo nicht gemeinsam an der Sache gearbeitet wird, Dinge einseitig betrachtet werden oder aber formale Gegebenheiten ins Spiel kommen.


Das klingt spannend! Wie wird denn New Work bei Stephanus umgesetzt?  

Ganz konkret ist es an unserem neuen Bürogebäude mit viel Begegnungsflächen und Besprechungsräumen sowie der transparenten Architektur zu sehen. Durch die Einführung vom Microsoft 365, dem Arbeiten in der Cloud sowie LOGA³ und der Einführung von flexiblen Arbeiten gibt es eine große Freiheit, wann und wo gearbeitet wird. In einigen Teams in den zentralen Diensten hat sich das Arbeiten gänzlich verändert, man trifft sich zu Stand-Up-Meetings und gemeinschaftlichen Aktionen. Durch einen Mitarbeiter-Pool wollen wir versuchen, attraktive Arbeitszeitmodelle in unseren Einrichtungen und Diensten zu erproben und Verlässlichkeit in der Dienstplanung zu erreichen. Das Ganze digital, damit die Prozesse effektiv und effizient sind.

Wir haben einen Start-Up-Pflegdienst - die Pflegetiger - erworben, um zu sehen, wie man digitaler und eigenverantwortlicher auch in der Pflege arbeiten kann. Und auch die Entscheidungsfindung ist anders, Projektteams stimmen sich im Konsens ab und Vorgesetzte haben nur ein Konsensrecht. Das bedeutet, wenn sie mit der Entscheidung nicht einverstanden sind, müssen sie dieses begründen - ich auch. Wir wollen Arbeit gestalten, die wirklich, wirklich Spaß macht.


New Work muss am Mitarbeitenden ausgerichtet sein

Können Sie uns sagen, wie die Mitarbeiter*innen hierbei mitgenommen werden?  

New Work bedeutet auch, Dinge zuzulassen oder auch „natürliche“ Mitarbeiterwechsel dazu zu nutzen, die bisherige Arbeitsweise zu hinterfragen. So sind wir auf die Idee gekommen unseren Cateringbereich in Richtung New Work auszugestalten mit dem Ziel, die Mitarbeitenden in eigenverantwortlichen Teams mit klaren Strukturen und Prozessen zu organisieren. Wir erhoffen uns davon, dass mehr Zufriedenheit und vielleicht mehr Kreativität entstehen kann. Darüber hinaus werden noch Netzwerke geschaffen, in denen die Miarbeiter*innen, die wollen, mehr Verantwortung übernehmen können, um z.B. über Nachhaltigkeit im Einkauf nachzudenken. Dieses bedarf einer neuen Leitung, so ist die Stelle Community Leiter*in entstanden. Aktuell läuft ein Beratungsprozess, in dem Details der Umsetzung erarbeitet werden.

Herr Thiel, zum Abschluss noch ein Ausblick: Was denken Sie, wie sich Stephanus in den nächsten Jahren in Bezug auf New Work entwickeln wird? Wo wird die Reise hingehen?

Ich hoffe, dass wir bald die mit der Einführung von Digitalisierungsprojekten in den zentralen Diensten verbundenen Herausforderungen hinter uns lassen und wir somit die Chancen für New Work nutzen können. Das bedeutet auch eine eigenverantwortliche Einteilung der Arbeit in Bezug auf Zeit und Ort und auch der Freiheit, inhaltlicher in Projekten zu arbeiten.

Das stupide Abarbeiten von Belegen unter Zeitdruck ist nicht das, was allen wirklich Spaß macht. Ich hoffe, dass in Projektarbeit - vielleicht nur zeitlich begrenzt – neue Impulse für unsere Arbeit, aber auch für die Mitarbeitenden entstehen und die Zufriedenheit steigt. Auch in unseren Einrichtungen und Diensten sehe ich noch viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Eine zentrale Frage hier ist „Wie können wir Arbeitsstrukturen schaffen, die die Mitarbeitenden entlasten und zu mehr Zufriedenheit führen, durch eine größere Freiheit bei der Gestaltung der Arbeit?“

Also New Work ist nicht das, was überall gleich ist, sondern es muss am Mitarbeitenden ausgerichtet sein, die Bedürfnisse der Generationen berücksichtigen und die Chancen der Digitalisierung nutzen. Insofern bin ich selbst gespannt!

Vielen Dank für die tollen Einblicke und das spannende Interview!

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