Auch wenn wir nicht wie gewohnt arbeiten konnten, wir blieben nicht untätig. Am 6. April fand unsere „Kindertrauergruppe Sonnenregen“ das erste Mal online statt. Gespannt warteten mein Kollegen Christian Ruffert und ich mit zwei in der Kindertrauerbegleitung ausgebildeten Ehrenamtlichen im Online-Raum auf die Kinder und ihre Eltern.
Acht der neun Kinder, die sonst die Kindertrauergruppe regelmäßig besuchen, loggten sich nach und nach mit ihren Eltern ein. Nach ein paar technischen Hilfen konnte es losgehen. In einem separaten Online-Raum trafen sich die Eltern der parallel laufenden Elterntrauergruppe und hatten die Möglichkeit, sich über ihre aktuelle Situation und ihr eigenes Trauererleben und das ihrer Kinder auszutauschen. Sie stellt die Krise vor besondere Herausforderungen, sind sie doch nun, zusätzlich zu ihrer Trauer, alleinerziehend für ihre Kinder zuständig und momentan meist ohne die sonst notwendige Unterstützung von außen.
In der Kindertrauergruppe wurde derweil die Gedenkkerze angezündet. Ein selbst gewähltes Instrument zu Hause ersetzte den sonst so gängigen Gong und es wurde nach jeder Kerze eine Gedenkminute an den Verstorbenen oder die Verstorbene eingeläutet. Auch die eingangs stattfindende Befindlichkeitsrunde konnte mithilfe einer eigenen, persönlichen Gefühlsraupe stattfinden. Die Kinder hatten dafür vorab ein kleines Päckchen mit ihrer Einladungskarte, einer Schwimmkerze und einer kleinen Gefühlsraupe mit lachendem und weinendem Gesicht zugeschickt bekommen. Mit großer Begeisterung packten die Kinder ihre Päckchen aus, erfuhren wir von den Eltern.
In der Gruppe wurde anschließend eine eigens dafür geschriebene Superheldengeschichte vorgelesen. Die Kinder hatten die Möglichkeit, selbst ihre Superhelden vor den Bildschirmen zu malen und zu erzählen, welche Stärken sie besonders gut finden und selbst gern hätten oder haben. In einer Zeit, in der der sonst so wichtige Kontakt zu Freunden fehlt, war es uns besonders wichtig, die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und ihre tollen Persönlichkeiten herauszukehren.
Nach einer Runde Lach-Yoga durften sich die Kinder zum Abschluss wie immer eine Frage zu ihrem verstorbenen Vater oder der verstorbenen Mutter aussuchen, welche dann in großer Runde mit den Eltern zusammen beantwortet wurde.
Die Rückmeldungen der Eltern an die Gruppe anschließend waren rührend. Die Kinder waren sehr zufrieden und hatten unglaublich viel Spaß. Ihnen tat es gut zu sehen, dass auch die anderen aus der Gruppe sich in ganz ähnlichen Situationen wie sie befinden. Zusammen lässt es sich nun doch leichter aushalten.
Und auch sonst hat sich die Trauerarbeit des Kinderhospizdienstes weiterentwickelt. So ist im September der Start einer Trauergruppe für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren geplant. Besonders Jugendliche brauchen eine Möglichkeit, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wenn ein Elternteil oder Geschwister verstorben ist. Auch für sie wird es zukünftig in der Stephanus-Stiftung einen Ort geben. Auskunft über das Konzept der Trauergruppe für Jugendliche, ihre Örtlichkeit und Zeit gibt der Projektkoordinator Christian Ruffert (christian.ruffert@stephanus.org, Mobil 0151 520 979 22).
Katharina Kreuschner
Verantwortliche Koordinatorin Stephanus-Kinderhospizdienst