Mit Lichtblick mal raus aus dem Dorf

Das Lichtblick-Auto

Das auffällige Lichtblick-Auto erfreut sich schon großer Beliebtheit und hat Platz für den Großeinkauf.

Stephanus-Lichtblick begleitet seit Februar ältere Menschen aus der Region Nauen beim Einkaufen. Immer am Freitag werden sie von einem ehrenamtlichen Fahrer mit dem Auto abgeholt und wieder nach Hause gebracht. So können ältere Menschen ihre Selbstständigkeit mehr bewahren und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Unterstützt wird dieses tolle Angebot von der Kommune Nauen.

Lichtblick-Mitarbeiterin Mandy Rückriemen hat über ihre ganz persönlichen Erfahrungen nachfolgenden Bericht geschrieben.

Am 25. Februar starteten wir ganz frisch mit unserem Einkaufs-Begleitservice. Aber dann, gleich in der zweiten Woche, oh nein! Unser ehrenamtlicher Fahrer meldete sich krank. Zum Glück kein Corona. Kurzfristig disponieren wir alles um und ich übernehme heute selbst diese Tour.

Als eingefleischte Berlinerin staunte ich nicht schlecht in welch ländliche Gebiete es mich heute verschlägt. Die Orte Tietzow und Ebereschhof sind wirklich abgelegen. Schnell wird mir deutlich, warum die Menschen hier auf Unterstützung angewiesen sind. Nur der Schulbus fährt einmal morgens und nachmittags durch die Ortschaften. Am Wochenende gibt es gar keine Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Einkaufsläden sind schon lange geschlossen. Und die mobilen Stände, die früher noch regelmäßig Obst, Backwaren und Fleisch in die Dörfer geliefert haben, finden den Weg schon lange nicht mehr. Umso größer ist die Freude, als das Lichtblick-Auto vorfährt. Doch dann stauen die Damen nicht schlecht, wie klein das Auto ist. Ob da alles reinpasst? Noch denkt die Fahrerin, das wäre ein Scherz. Schließlich handelt es sich um einen Caddy und die Rücksitzbank ist ausgebaut.

Vier Damen begleite ich heute bei ihrem Einkauf. Eine von ihnen ist schon weit über 80, aber noch gut mit dem Krückstock unterwegs. Eine andere Dame benötigt einen Tritt zum Einstieg, versorgt sich aber noch allein zu Haus. Die zwei andern sind Schwestern mit 11 Jahren Altersunterschied. Schnell wird klar, dass es hier nicht nur ums Einkaufen geht. Es wird geschnattert und gelacht und der neueste Tratsch und Klatsch ausgetauscht. Schließlich hat man sich lange nicht mehr gesehen und diese Fahrten sind die einzige Gelegenheit, über das Dorf hinaus Leute zu treffen.

Die erste Station ist Aldi. Das Auto füllt sich. Dann zu Rossmann. Langsam wird es eng im Kofferraum. Aber nun noch ein Abstecher zum Fleischstand – dort gibt es so tolle Rippchen. Ein Festschmaus.

Kaum zu glauben, aber am Ende ist das Auto bis oben hin voll und die Enttäuschung groß, dass nach vier Stunden Einkaufsmarathon keine Zeit mehr für einen gemeinsamen Kaffee bleibt. 

Stolz tragen alle Damen ihre Tüten ins Haus. Die letzte im Bunde wird am Gartenzaun von ihrem Sohn mit einer Schubkarre erwartet, um all ihre Errungenschaften ins Haus zu transportieren. Mal sehen, wann sie das nächste Mal zum Einkaufen kommt.

Mandy Rückriemen
Leiterin der Kontakt- und Beratungsstelle Lichtblick gGmbH

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