30 Jahre Stephanus-Werkstätten

März 1995 - Beginn der Arbeiten für einen Werkstattneubau auf dem Waldhof Templin. Links am Mikrofon stehen Michael Unger und Wolfgang Kerner.

Im März 1995 begannen die Arbeiten für einen Werkstattneubau auf dem Waldhof Templin, der im Oktober 1996 eröffnet wurde. Michael Unger (links am Mikrofon) verantwortete die Berliner Werkstätten der Stephanus-Stiftung. Wolfgang Kerner (rechts daneben) war Werkstattleiter in Templin.

Seit drei Jahrzehnten stehen Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten im Mittelpunkt der Arbeit in den Stephanus-Werkstätten. An 16 Standorten in Berlin und Brandenburg unterhalten sie moderne Betriebsstätten, in denen derzeit mehr als 2.100 Menschen mit Behinderung sowie psychischer oder seelischer Erkrankung beschäftigt sind. Oberstes Ziel ist, sie nachhaltig und gleichberechtigt am Arbeitsleben teilhaben zu lassen.

„Wir sind keine „Bastelstube“, sondern ernstzunehmende und verlässliche Partner der Wirtschaft“, betont Hans-Wolfgang Michael, Leiter des Geschäftsbereiches Werkstätten in der Stephanus-Stiftung. „Wir wollen und müssen mit unseren Produkten und Dienstleistungen konkurrenzfähig sein.“ Der Blick auf die Beschäftigten geht dabei keinesfalls verloren. „Mit dieser Ambition bringen wir unseren Beschäftigten genau das Vertrauen und die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen“, sagt Michael.

Begleitet werden die beschäftigten Frauen und Männer von über 400 qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ihre Aufgabe ist es hauptsächlich, mit einem umfassenden Angebot an Leistungen und Möglichkeiten jede und jeden in den jeweiligen Arbeitsprozessen so zu unterstützen, wie sie oder er es brauchen, zum Beispiel mit beruflicher Bildung oder individueller Förderung. Dabei stellen sich die Werkstätten immer wieder neuen Herausforderungen, um die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten, aber auch das Produkt- und Dienstleistungsangebot der Werkstätten weiterzuentwickeln.

Das dies gelingt, sieht man an der Vielfalt des Angebotes: Global Player wie Ikea und Hengst gehören genauso zum Kundenkreis der Werkstätten wie der Nachbar, der ein Stephanus-Café besucht, sein Auto reinigen lässt oder Schuhe zur Reparatur vorbeibringt. „Dass wir unseren Beschäftigten inzwischen ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche nach ihren individuellen Möglichkeiten anbieten können, verstehen wir als einen wichtigen Meilenstein unserer Entwicklung“, sagt Hans-Wolfgang Michael. So hat sich das Angebot der Werkstätten in den letzten 30 Jahren immer weiter professionalisiert.

Heute sind die Stephanus-Werkstätten viel mehr als nur Arbeitsorte. An allen Standorten gibt es zusätzliche Angebote, die Bildung, Sport und andere Fertigkeiten der Beschäftigten fördern.

Zur Geschichte der Stephanus-Werkstätten

Schon zu DDR-Zeiten schuf die Stephanus-Stiftung an verschiedenen Standorten Bereiche zur sogenannten „Arbeitstherapie für Behinderte“: zum Beispiel auf dem Waldhof in Templin, im Waldhaus Bad Freienwalde, Heilbrunn nahe Wusterhausen oder in Berlin. Nach der Wende 1989 entwickelten sich daraus Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

In Berlin entstanden die Stephanus-Werkstätten im Jahr 1991 aus der „Anlernwerkstatt Weißensee“ und den arbeits- und beschäftigungstherapeutischen Abteilungen des Ulmenhofes (Berlin-Köpenick). Unter dem Dach dieser zwei Standorte entwickelten sich vier weitere. Im Jahr 1996 schloss sich die Arbeitstherapie des Evangelischen Johannesstiftes an. Die drei Berliner Werkstätten firmierten zunächst unter der Marke „Diakonie-Werkstätten Berlin gGmbH“, bevor im Jahr 2008 daraus die Stephanus-Werkstätten Berlin gGmbH wurde. Mit den Jahren kamen drei weitere Betriebsstätten, moderne Werkstattgebäude und neue, zeitgemäße Arbeitsbereiche hinzu. Heute bieten die Stephanus-Werkstätten in Berlin an sieben Standorten 742 Menschen mit Beeinträchtigung einen Platz im Arbeits- und Berufsbildungsbereich. Im Beschäftigungs- und Förderbereich sind es 93 Plätze.

Eine ähnliche Entwicklung gab es auch an den Standorten im Land Brandenburg. Schon seit Gründung der Wohnstätte in Heilbrunn (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) wurde dort zur Eigenversorgung Landwirtschaft betrieben. Mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen nach der Wende konnten sich die Bildungs- und Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung auch dort ganz neu entfalten.

Am 1. Januar 1991 wurde die Betriebsstätte Heilbrunn mit 48 Beschäftigten und drei Mitarbeitern eröffnet. Bereits vier Wochen später ging eine Betriebsstätte in Kyritz an den Start, mit 12 Beschäftigten und vier Mitarbeitenden. In Neuruppin kam dann im Sommer 1992 eine weitere Betriebsstätte hinzu und in Wittstock 1993.

Unter zunächst sehr einfachen Bedingungen entwickelte sich die Arbeit kontinuierlich. Nach und nach konnte ein solider Kreis von Auftraggebern gewonnen werden, die der Qualität und auch der Innovationskraft der Werkstatt vertrauten. Bis in die Zweitausender Jahre entstanden an allen Standorten moderne Neubauten, die nicht nur bessere Arbeitsbedingungen ermöglichten. Mit zunehmender Auftragslage entstanden auch neue Arbeitsbereiche, um die Kundenwünsche verlässlich zu bearbeiten.

Auf dem Waldhof im Uckermärkischen Templin gab es immer viel zu tun. Die Leitung hatte schon vor der Wende für die dort lebenden erwachsenen Frauen und Männer mit Behinderung verschiedene Arbeitsbereiche eingerichtet. Unter den neuen Bedingungen begann die Stephanus-Werkstatt dort mit 118 Beschäftigten, zunächst in einem historischen Gebäude und verschiedenen Garagen auf dem weitläufigen Gelände.

1996 wurde ein modernes Werkstattgebäude eröffnet. Es bot viel Platz und Licht für die mittlerweile über 250 Beschäftigten. Weitere Gebäude folgten, denn auch hier konnten bestimmte Kundenaufträge nur mit räumlichen Erweiterungen erfolgreich realisiert werden. Im Jahr 2015 bezog der Förder- und Beschäftigungsbereich ein neues Gebäude.

In Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) beschloss die Stadtverordnetenversammlung im Januar 1990 die Übergabe eines Gebäudekomplexes des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) an die Stephanus-Stiftung. In den Arbeitsfeldern Holz, Keramik, Weberei und Gartenbau wurden dort erste geschützte Werkstattbereiche für zunächst 25 Frauen und Männer mit Behinderung eröffnet.

In den folgenden Jahren entwickelten sich die Arbeitsbereiche und weitere Standorte kamen hinzu: 1995 eröffnete der Gärtnereibetrieb in Falkenberg sowie die "Köhlerei", heute ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Nach vielen Bemühungen konnte im Jahr 2001 ein modernes Werkstattgebäude im Gewerbegebiet Altranft eröffnet werden. Ein früheres Pflegeheim in Bad Freienwalde ist heute ein gefragter Veranstaltungsort, den die Werkstätten betreiben.

Die Arbeit in den Stephanus-Werkstätten ist geprägt vom frühen Erkennen neuer Entwicklungen, den mutigen Entscheidungen der Verantwortlichen und ihrem festen Willen, mit besten Rahmenbedingungen Voraussetzungen zu schaffen, damit Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung ihr Leben selbstbestimmt gestalten können.

„Dabei haben wir den Anspruch, gute Förder- und Ausbildungsmöglichkeiten, modern ausgestattete Arbeitsplätze sowie verlässliche Perspektiven für Beschäftigte und Mitarbeitende anzubieten“, sagt Hans-Wolfgang Michael.

Miriam Doberschütz
Referentin Unternehmenskommunikation

Martin Jeutner
Pressesprecher
Stabsstelle Kommunikation

 

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