Gelebte Botschaft der Liebe Gottes

Hans-Joachim Kretschmann

Nachruf Hans-Joachim Kretschmann

Vor kurzem verstarb Pfarrer Hans-Joachim Kretschmann. Er war langjähriger Leiter, Dozent und  Inspirator der Diakonenausbildung in der Stephanus-Stiftung. Pfarrer i.R. Hanfried Zimmermann erinnert seine persönlichen Begegnungen.

Sommer 1972, das erste Jahr der Ausbildung zum Diakon lag hinter mir. Viele Fragen waren aufgebrochen. Doch der Unterricht eher frontal, dogmatisch, eingebettet in Strukturen von gestern -  so meine Erinnerung. Mein Glaube durcheinandergewürfelt, doch es fehlte der Mensch, der dies in guter Weise auffangen konnte. 

Mit Beginn des Herbstsemesters aber kam Hans Kretschmann als neuer Ausbildungsleiter und Dozent. Sein Unterrichtsstil war eher fragend als behauptend. Das Fach Dogmatik hieß plötzlich „Theologische Fragen“. Er hat uns mitgenommen in die weite Welt der Theologie und Ethik, uns herausgefordert zur intensiven Auseinandersetzung, dem Finden und Vertreten eigener Positionen. 

Hoch kompetent und zugleich im Gespräch auch selbst immer wieder fragend, suchend nach dem, was Christsein für uns heute ganz konkret bedeutet. So habe ich Hans Kretschmann erlebt. Er hat in mir entscheidend die Freude an der Arbeit mit biblischen Texten, an theologischen und ethischen Fragestellungen geweckt. Sein dialogischer Ansatz war sehr prägend für mich und mein späteres Handeln. 

Wenige Jahre später dann der Start zur Ausbildung der Sozialdiakonischen Jugendarbeit. Und auch hier war Hans Kretschmann ein wichtiger Initiator, Vordenker, Vermittler. Die ständige konzeptionelle Weiterentwicklung gemeinsam mit den Studierenden war ein wichtiger Grundsatz für ihn und seine Mitstreitenden. Der Grundstein für ein neues Arbeitsfeld unserer Kirche war gelegt. 

Doch als dann die ersten Absolventen in die Praxis gingen, begegnete ihnen auch manche Skepsis, ja Ablehnung in den Gemeinden und von einigen kirchenleitenden Organen. Wieder war da insbesondere der Ausbildungsleiter gefragt mit seiner bescheidenen, nachfragenden, vermittelnden Art und zugleich der klaren theologischen Einordnung. 

Was für eine wichtige Arbeit, damals in der Zeit der untergehenden DDR, aber auch danach. Gelebte Botschaft der Liebe Gottes. Doch die Ausbildung passte nicht in die gesamtdeutsche Bildungs- und Kirchenlandschaft. Ja sogar um die Anerkennung der Abschlüsse musste Hans Kretschmann noch hart kämpfen. Gewiss eine bittere Erfahrung für ihn. Und doch geht bis heute von dem damals gelegten Grundstein eine segensreiche Arbeit aus. In großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Pfarrer Hans Kretschmann. Dankbar für gemeinsame Wege und die vielen guten Gaben, die Gott ihm geschenkt hat.

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