Dunkle deutsche Geschichte

Gruppenfoto: Beschäftigte und Mitarbeitende der Stephanus-Werkstätten Bad Freienwalde während der Exkursion in Neubrandenburg Fotoquelle: Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Mecklenburg-Vorpommern

Beschäftigte und Mitarbeitende der Stephanus-Werkstätten Bad Freienwalde setzten sich mit der Geschichte von NS Konzentrationslagern auseinander.

Im Rahmen einer Exkursion besuchten Beschäftigte und Mitarbeitende der Stephanus-Werkstätten Bad Freienwalde im April 2019 das KZ-Außenlager Waldbau, nahe Neubrandenburg, einem Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück. Dort erprobten sie mit Museumspädagogin Nadja Grintzewitsch ein von ihr entwickeltes pädagogisches Konzept, das die Geschichte dieses Ortes und die Schicksale der Frauen vermitteln soll. Dazu schrieb Nadja Grintzewitsch nachfolgenden Beitrag:

Das Team des Projekts „Gedenkort KZ-Außenlager Waldbau“ hat erstmals das eigens entwickelte pädagogische Konzept für einen mehrtägigen Studientag erprobt. In Kooperation mit dem Regionalmuseum Neubrandenburg arbeitet der von Nadja Grintzewitsch entwickelte Studientag insbesondere mit Fundstücken, die der Lokalhistoriker Dieter Krüger 1982 auf dem Gelände des KZ Waldbau geborgen hat. Bei einer Geländebegehung mit Forstamtsleiter Peter Hartwig konnten die Projektteilnehmer die Überreste des ehemaligen KZ-Außenlagers Waldbau besichtigen. Bestandteile der Projekttage waren außerdem eine Führung (Schwerpunkt: Stadtgeschichte) im Regionalmuseum durch Wiebke Schrader und eine Besichtigung des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers und späteren Speziallagers Fünfeichen mit Dr. Harry Schulz vom Neubrandenburger Stadtarchiv.

Mit den Stephanus-Werkstätten aus Bad Freienwalde (Brandenburg), in denen Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen einen Arbeitsplatz finden, wurde bewusst eine heterogene Gruppe eingeladen, die zuvor noch nie von den beiden Außenlagern des KZ Ravensbrück (Ihlenfelder Straße und Waldbau) gehört hatte. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich eine spätere pädagogische Arbeit am historischen Ort nicht nur aus Gruppen aus Neubrandenburg beschränken, sondern auch ortsfremde Gruppen mit einbeziehen sollte. Das entwickelte pädagogische Material wurde somit auf leichte Zugänglichkeit auch für Touristengruppen geprüft. Zudem wurden die Beschäftigten bewusst in die Konzeption eingebunden, um der Vorgabe der UN-Behindertenrechtskonvention (Art. 24) zu entsprechen, die einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung gewährleisten soll.

Die Anwesenden kamen z.B. aus den Bereichen der Holzwerkstätten und der Landschaftspflege und konnten wertvolle Hinweise zum späteren Umgang mit dem Gedenkort liefern. Die Erprobung des Materials stieß auf großes Interesse. Wie Werkstattleiter Roman Bourwieg im Anschluss bestätigte, wird das Projekt KZ Waldbau nun auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Folgeprojekte sind bereits in Planung. Eine Kooperation im Bereich des Modellbaus und eine kollegiale Beratung in Sachen Barriere armer Gestaltung des Gedenkortes (Braille-Schrift, Zuwegung) sind ebenfalls Ergebnisse des Treffens.

Museumspädagogin Nadja Grintzewitsch
Pädagogische Mitarbeiterin im Projekt Gedenkstätte KZ-Außenlager Waldbau


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