Jahresbotschaft 2021

Was mir wichtig ist

Im „Deutschen Wortschatz von 1600 bis heute“ findet sich unter dem Stichwort „Barmherzigkeit“ folgender Eintrag: „Grammatik: Substantiv (Femininum) Genitiv Singular: Barmherzigkeit wird nur im Singular verwendet“. Und im Lukas-Evangelium (6,36) ist zu lesen: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Das ist die Losung für das nun vor uns liegende neue Jahr.

Wenn ich es richtig gelesen habe, kommt das Wort Barmherzigkeit 250-mal in der Bibel vor. Schon diese Anzahl macht deutlich: Hier geht es wohl um etwas besonders Wichtiges. Meist wird sie Gott zugeschrieben, „der da reich ist an Erbarmen“ (Eph.2,4) und bezeichnet sein Handeln an uns Menschen. Dieses Handeln Gottes ist nicht davon getragen, ein Ziel damit zu erreichen. Vielmehr entspringt es seiner Liebe zu seinen Geschöpfen, seinem offenen Herzen für unsere Lebenssituationen. Es ist, wenn man es so sagen will, eine „Charaktereigenschaft“ Gottes. Durch seinen Einsatz eröffnet er uns neue Perspektiven und Lebensmöglichkeiten.

Und weil er nun einmal so ist, selbst dann, wenn wir es vielleicht gar nicht verdient hätten, weil wir diese Barmherzigkeit erfahren, fordert er auch durch Jesus von uns barmherzig zu sein, so wie Gott barmherzig ist. Es ist etwas ganz persönliches. Gott fordert mich auf, auch diese „Charaktereigenschaft“ zu entwickeln, und meinem Nächsten genauso zu begegnen, ihn genauso zu sehen und genauso an ihm zu handeln, wie Gott es an mir tut: ohne Ansehen der Person. Wir sollen Not und Leid erkennen und sollen wie der barmherzige Samariter handeln, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Barmherzigkeit ist immer konkret. Man kann sie nicht outsourcen oder an jemanden anderen delegieren. Es gibt sie nur im Singular.

Deshalb lautet unsere Jahresbotschaft in diesem Jahr: Barmherz-ich. Eben ganz persönlich.

 

Pastor Torsten Silberbach
Vorstandsvorsitzender

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