Christine Röbig SZ Strausberg
Christine Röbig ist Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer in Strausberg

Von Christine Röbig SZ Strausberg

Anlässlich ihrer Einführung als Pflegedienstleiterin im Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer in Strausberg, hielt Christine Röbig eine beachtenswerte Ansprache, die wir an dieser Stelle einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen möchten:

„Hier steh ich nun, ich kann nicht anders, Gott helfe mir“.

Sie fragen sich sicherlich, warum ich glaube, dass diese Aussage von Luther zu mir passt. Ich repräsentiere mit meiner Funktion der Pflegedienstleitung die Pflege. Seit unfassbaren 29,5 Jahren (die Ausbildung mitgezählt) arbeite ich jetzt schon in der Pflege. Es war immer das, was ich wollte – ich kann nicht anders. Böse Zungen könnten auch behaupten „sie kann nichts Anderes“. In diesen vielen Jahren in der Pflege gab es viele Momente, in denen ich Gott um Hilfe bat. Manchmal für mich und manchmal für Andere.

Kann Beruf tatsächlich Berufung sein? Meine Kinder könnten einiges darüber erzählen. So manches Mal saßen sie mit im Auto (während meiner Tätigkeit im ambulanten Dienst), wenn ich von einem Kunden zum anderen fuhr, um diese zu versorgen. Als Ausgleich lernten sie viele nette Menschen kennen und wurden mit Süßigkeiten oder auch mit einem kleinen Spielzeug verwöhnt.

In der Pflege steht für mich der Mensch im Mittelpunkt meines Handelns. Um ihn gut zu versorgen, muss ich mich ganz auf ihn einlassen und seine Bedürfnisse erkennen können. Doch wenn ich die Entwicklungen in der Pflege betrachte, werde ich ganz traurig. Wo soll es noch hingehen? Welchen Kostendruck sollen Einrichtungen noch ertragen?

Was ist ein Mensch wert? Welchen Wert hat die Pflege? Ist es nicht eine politische, eine gesellschaftliche Aufgabe, gerade die Schwächsten unter uns, wie Kinder, Menschen mit Behinderung und alte pflegebedürftige Menschen zu schützen und gut zu versorgen? Ist die gleiche Arbeit im Land Brandenburg wirklich weniger Wert als in anderen Teilen Deutschlands?

Wir alle sollten daran denken, dass wir morgen diejenigen sein könnten, die der Hilfe bedürfen. Wie will ich gepflegt werden? Wie wollen Sie gepflegt und versorgt werden? Ja, ich stehe hier, ich kann nicht anders!

Das schönste in der Pflege ist, dass man nicht nur gibt, sondern auch ganz viel zurückbekommt. Ein Bewohner aus diesem Haus begrüßt mich oft zur Morgenrunde mit „Die Sonne geht auf“. Gibt es ein schöneres Kompliment?

Solange ich ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern kann. Solange ich spüre, dass ein tröstendes Wort von mir Wirkung zeigt. Solange ich Menschen kennenlernen kann, die mein Leben bereichern. Solange Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht scheuen zu mir zu kommen, um über ihre Sorgen und Probleme zu reden. Solange meine Familie hinter allem steht, was ich tue. Solange kann ich nicht alles falsch machen und werde für die Pflege einstehen.

Mit Worten Dietrich Bonhoeffers möchte ich dieses noch unterstreichen:

„Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehl zu schlagen scheint, eine Kraft Rückschläge zu ertragen. Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, aber vorher nicht!“.

 

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