Rückenwind für die Stephanus-Stiftung

Rückenwind für die Stephanus-Stiftung

Am 4. Mai fand die Auftaktveranstaltung für das Projekt: „Nachfolge planen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen – Wissen sichern“ statt, das in den nächsten drei Jahren für die Einrichtungen der Behindertenhilfe in den Projektregionen Märkisch-Oderland und Uckermark stattfindet. Das Projekt wird durch das Programm „Rückenwind plus“ des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Am Vormittag wurden die Ziele und der Ablauf des Projektes vorgestellt, anschließend arbeiteten die Fach- und Führungskräfte der unterschiedlichen Geschäftsbereiche in Arbeitsgruppen. Sie erörterten Erfolgsfaktoren für ein gutes Projektgelingen sowie mögliche Hürden und Herausforderungen für die Projektbeteiligten. Besonders bei den Erwartungen an das Projektteam rund um Carola Rätz, Personalentwicklerin der Stephanus-Stiftung, waren sich alle einig: Sie wünschen sich während des gesamten Projektverlaufs Transparenz und kontinuierliche Information über neue Projektergebnisse und Erfahrungswerte.

Unternehmenskommunikation-Volontärin Julia Grzejszczak sprach während der Tagung mit der Projektleiterin Carola Rätz:

Julia Grzejszczak: „Frau Rätz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, diesen Projektantrag zu stellen?“

Carola Rätz: „Die Besetzung von Fachkraftstellen ist in diesen beiden Landkreisen für die Stiftung eine große Herausforderung. Diese strukturschwachen Regionen sind vom Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet. Hinzu kommt, dass wir ermittelt haben, dass in den nächsten zehn Jahren 180 der 560 Fach- und Führungskräfte in den Ruhestand gehen. Das bedeutet, dass wir nicht nur diese Stellen nachbesetzen müssen, sondern dass auch wertvolles Erfahrungswissen verloren geht.

Hier wollten wir gerne modellhaft Möglichkeiten und Strategien entwickeln, um rechtzeitig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und das Wissen für die Einrichtungen zu sichern.

Julia Grzejszczak: Sie haben schon angesprochen, dass es um Nachfolgeplanung und Wissenssicherung geht. Was planen Sie genau für die nächsten drei Jahre?

Carola Rätz: Neben den Grundlagen wie einer Demografie- und Werteanalyse, sind die Schwerpunkte drei Qualifizierungsreihen: Zum einen geht es um die Gruppe der älteren Mitarbeiter/-innen, die in den nächsten Jahren aus der Stiftung ausscheiden werden. Diese Mitarbeiter/-innen, die Insiderwissen und Berufserfahrung besitzen, werden zu so genannten Wissensmultiplikatoren qualifiziert. Ab Herbst werden sie in Workshops Methoden kennenlernen, wie sie ihr Wissen erfassen, zugänglich machen und an andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermitteln können.

Die zweite Gruppe sind die Stephanus-Paten – diese Mitarbeiter/-innen, hier sprechen wir vor allem Praxisanleiter/-innen an, werden im Bereich Mitarbeiterbindung geschult und arbeiten eng mit der Stephanus-Botschafterin zusammen. Für diese Projektstelle konnten wir Kerstin Schwandtke aus dem Waldhaus in Bad Freienwalde gewinnen, die regionale Kampagnen und Netzwerke zur Mitarbeitergewinnung auf- und ausbauen wird. Es sollen beispielsweise die Kontakte zu Schulen intensiviert werden, um das Berufsbild des Heilerziehungspflegers bekannter zu machen – mögliche Schulpraktika werden dann von den Stephanus-Paten intern begleitet.

Als dritte Gruppe stehen die Führungskräfte im Fokus, d. h., die bestehenden Einrichtungsleitungen, aber auch Nachwuchsführungskräfte aus der mittleren Leitungsebene. Hier stehen Themen wie generationensensible Führung, Nachfolgeplanung oder die Kompetenz- und Potenzialanalyse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fokus.

Julia Grzejszczak: Was möchten Sie nach den drei Jahren erreicht haben?

Carola Rätz: Für uns als Projektteam ist es wichtig, die bestehenden Entwicklungen in der Stephanus-Stiftung in Hinblick auf das Thema Fachkräftesicherung aufzugreifen und voranzutreiben. Das Ziel ist es, nachhaltige Lösungen zu schaffen: die Lerneffekte und Erkenntnisse sollen über die Projektphase hinaus wirken und auf die anderen Regionen übertragen werden können. So soll es beispielsweise einen Leitfaden geben, der Maßnahmen, Empfehlungen, Checklisten und Aktionspläne für die regional ausgerichtete Personalgewinnung und -bindung bündelt.

Außerdem sollen die Qualifizierungsmaßnahmen für die Stephanus-Patinnen und -Paten sowie für die Wissensmultiplikator/innen in der Stephanus-Akademie weitergeführt werden, um auch den anderen Einrichtungen diese Weiterbildungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Julia Grzejszczak: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei dem Projekt.

Das Rückenwind-Programm des Europäischen Sozialfonds

„Rückenwind plus“ ist ein Förderprogramm zur Personal- und Organisationsentwicklung in der gemeinnützigen Sozialwirtschaft. Von 2017 bis 2020 wird die Stephanus-Stiftung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bei der Erprobung ihrer neuen Strategie zur Personalgewinnung und -bindung mit rund 350.000 Euro gefördert. Es ist das erste Mal, dass die Stephanus-Stiftung eine Förderung vom ESF erhält – und das gleich beim ersten Antrag. Florentine Beck, Referentin beim Bundesverband Diakonie für das ESF-Programm, hob bei der Auftaktveranstaltung hervor, dass das Projekt direkt überzeugte, da das Projektkonzept mit seinem innovativen Lösungsansatz eine Reaktion auf einen konkreten Bedarf sei.

Julia Grzejszczak
Unternehmenskommunikation-Volontärin 

Zurück

Diesen Artikel ausdrucken