Für die Pflanzung hat Schulförster Joachim Lange ein geeignetes Areal im Templiner Stadtwald ausgesucht. „Wir haben das vorgesehene Gebiet in 24 Parzellen eingeteilt, auf dem wir insgesamt rund 700 Buchen-Setzlinge aus vier verschiedenen Regionen pflanzen“, erläutert Lange. Zwei Rotbuchen-Herkünfte kommen aus Sizilien, eine aus dem Westerwald und eine aus Brandenburg, die abwechselnd in herkunftsgleichen Parzellen gesetzt werden.
Die deutschen Buchen-Setzlinge stammen aus ortsansässigen Baumschulen. Da es sizilianische Rotbuchen nicht zu kaufen gibt, wurden sie als Bucheckern von Privatdozent Dr. Manfred Forstreuter in Sizilien gesammelt und von Hand angezogen. „Wir haben jetzt jeweils 200 Setzlinge aus der Region des Vulkans Ätna und dem Nationalpark Nebrodi mit unterschiedlichen genetischen und phänotypischen Eigenschaften im Vergleich zu den einheimischen Rotbuchen-Setzlingen“, erklärt Forstreuter. Jeder Setzling ist mit einer Nummer versehen, so dass man seine Entwicklung über die nächsten Jahrzehnte beobachten und wissenschaftlich auswerten kann. Interessant sei dabei, ob die sizilianischen Rotbuchen besser an den Klimawandel unter den extremeren Bedingungen angepasst sind.
Die Rotbuchen aus der Region des Ätna bilden phänotypisch kleinere Blätter aus und benötigen potentiell weniger Wasser zum Wachstum aufgrund der geringeren Gesamtblattfläche in der Krone. Die Blätter haben zusätzlich einen höheren Verdunstungsschutz und vertragen deshalb viel mehr Sonnenlicht. Diese Anpassung auf der Ebene des gesamten Kronendaches kann zu einer erhöhten Trockenstresstoleranz unserer Rotbuchenwälder führen.
Mit einem Verbreitungsgebiet von Südschweden bis Sizilien verfügt die Rotbuche über eine große genetische Variabilität. Ziel des Versuches ist es, die Unterschiede und Anpassungsstrategien zu untersuchen und sichtbar zu machen.
An der evangelischen Grund- und weiterführenden Waldhofschule Templin lernen 269 Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam. Etwa 70 Jugendliche mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt in der geistigen Entwicklung besuchen die angeschlossene Sekundarstufe I und die Berufsbildungsstufe. Die individuelle Förderung sowie die Vermittlung sozialer Kompetenzen haben an der Waldhofschule eine hohe Priorität.
Martin Jeutner
Pressesprecher der Stephanus-Stiftung