Kommunikation und Nachhaltigkeit

Merchandising Stephanus

Auf Messen und Werbeveranstaltungen, ja sogar beim Evangelischen Kirchentag finden wir an fast jedem Stand die unterschiedlichsten Werbeartikel. Profis bezeichnen sie gern auch als „Merchandisingartikel“. Gemeint sind Kugelschreiber, Notizblöcke, Tragetaschen, Süßigkeiten, Schlüsselbänder, T-Shirts und vieles andere mehr. Meist sind sie mit kurzen Botschaften, Firmenlogos oder Internetadressen bedruckt.

Die Vielfalt dieser Werbeartikel ist riesig. Unzählige Hersteller entwickeln eine unglaubliche Kreativität darin, sich immer etwas Neues auszudenken und es dann kostengünstig herzustellen. Überwiegend werden Merchandisingprodukte in Asien produziert. Wo genau, unter welchen Umständen und mit welchen Materialien interessiert die meisten Kunden nur selten. Hauptsache, diese kleinen Werbegeschenke oder „Give Aways“ sind in großen Stückzahlen sehr billig zu erwerben. Qualität, Haltbarkeit oder gar Nutzwert haben oftmals eine nachrangige Priorität.

In der Kommunikation für die Stephanus-Stiftung haben wir diese Haltung vor einigen Jahren überdacht und verändert. Warum? Weil in unserer Satzung nicht nur die Verpflichtung zum „ökumenischen Verständnis von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ benannt sind, sondern zusätzlich seit einiger Zeit auch die „Förderung und aktive Gestaltung des Umwelt- und Naturschutzes“.

Bei Stephanus bedeutet das unter anderem: Jeder Werbeartikel, der mit einer Botschaft oder Information unserer Arbeit zum Einsatz kommt, muss zertifiziert aus nachhaltig produzierten Rohstoffen hergestellt sein. Herkunft und Umstände der Produktion müssen die Händler nachweisen. Einige Kolleginnen und Kollegen von mir meinen, das sei schwierig und führe doch zu erheblichen Mehrkosten.

Dem ist nicht so. Denn wir haben mit unserer Haltung auch unseren Anspruch verändert. Die Folge: Wir nutzen jetzt deutlich weniger Werbeartikel. Bei denen aber prüfen wir nicht nur ihre Herkunft, sowie nachhaltige und faire Herstellung. Zusätzlich überlegen wir sehr genau, welches Kommunikationsziel soll erreicht werden? Welchen Nutzwert hat so ein Artikel für die Empfänger? Wie lange hält er und bleibt im Einsatz? Natürlich prüfen wir auch, ob unsere Botschaft auf dem Artikel gut platziert und wahrgenommen werden kann.

Einige Beispiele: Jede neue Mitarbeiterin, jeder neue Mitarbeiter erhält mit seinen Unterlagen zum Dienstantritt auch einen hochwertigen Kugelschreiber. Der ist hergestellt aus Holz, das nach den Vorgaben des „Forest Stewardship Council®“ zertifiziert ist, einem internationalen Zertifizierungssystem für Waldwirtschaft. Beschriftet wird dieser Kugelschreiber in der Regenbogendruckerei der Stephanus-Werkstätten in Bad Freienwalde. Dort sind 20 Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung beschäftigt. Angeleitet und begleitet werden sie vom gelernten Drucker Mario Danker und Mediengestalter Fabrice Handke.

Beide blicken auf lange Berufserfahrungen und reagierten auf den Anspruch der Stephanus-Stiftung: „Wir haben unsere Produktionsabläufe umgestellt oder ganz neue für uns entwickelt“, berichtet Handke. So schaffte er zum Beispiel eine „Tampon-Druck-Maschine“ an, die zum Beispiel Stifte und andere Werbeartikel in den verschiedensten Formen bedrucken kann. Gerade bei mehreren Aufdrucken an unterschiedlichen Stellen wird es bei kommerziellen Herstellern teuer. Denn dazu sind mehrere Handgriffe nötig und somit steigen Zeit- und Personaleinsatz.

Doch Fabrice Handke sagt: „Aufwand ist das, was wir hier für unsere Beschäftigten brauchen.“ Handkes und Dankers Aufgabe besteht eben vorrangig darin, die Produktionsabläufe für Menschen mit Behinderung in einzelne Teilschritte zu zerlegen und vorzubereiten, dass sie von möglichst vielen mit ihren jeweiligen Möglichkeiten zu schaffen sind. Natürlich sind dazu auch entsprechende Kundenaufträge nötig. Die Herausforderung ist, Kundenwünsche in Einklang zu bringen mit dem Anspruch einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Und das funktioniert nicht nur bei Stiften. „Inzwischen stellen wir auch eigene Merchandisingartikel her, die sich großer Beliebtheit erfreuen“, erzählt Mario Danker. Zum Beispiel Notizblöcke aus Umweltpapierabfall oder Schlüsselanhänger aus Filz. Der Filz kommt aus deutscher Produktion und wird in den Werkstätten zugeschnitten. Anschließend bedruckt, gestanzt und mit einem Schlüsselring versehen.

Mittlerweile nutzen wir für die Kommunikation der Stephanus-Stiftung eine ganze Reihe von nachhaltig hergestellten Merchandisingprodukten. Dabei prüfen wir nicht nur deren langfristigen Nutzwert für uns oder für die Empfänger. Wir prüfen insbesondere, ob die Artikel auch in unserer Werkstatt hergestellt oder dort selbst beschriftet werden können.

Zum Beispiel Kugelschreiber aus kompostierbarem Bio-Kunststoff, Bleistifte und Spielzeugkreisel aus FSC-zertifiziertem Holz, Tragetaschen oder T-Shirts aus fair gehandelter Baumwolle. „Kommt ein Kunde mit T-Shirts zu uns, die er bei bestimmten Händlern sehr günstig erworben hat, die aber nicht unseren Standards entsprechen, lehnen wir den Auftrag ab“, erläutert Fabrice Handke. „Um unserem Anspruch treu zu bleiben, müssen wir die Biografie der Produkte nachvollziehen können“, begründet er seine Haltung. „Deshalb beraten wir unsere Kunden und schlagen ihnen Textilien vor, deren Hersteller nachhaltige und faire Produktionsprozesse nachweisen und sich zu internationalen Umweltstandards bekennen.“ Und das muss nicht unbedingt teurer sein. Unterm Strich halten solche T-Shirts länger, die Farben und Aufdrucke sind noch nach vielen Waschgängen sehr gut erhalten.

In den letzten Jahren haben sich bereits mehrere Hersteller von Merchandisingartikeln für umweltfreundliche, nachhaltige und faire Produktionsprozesse entschieden. Die Qualität stimmt, die Farben halten lange und der Kreativität sind auch hier kaum Grenzen gesetzt.

Für die Kommunikation bei Stephanus hat sich eigentlich nicht viel geändert. Außer, ja im Onlinehandel geht es vielleicht mal etwas schneller. Doch wie bei allen unternehmerischen Prozessen ist auch das bewusste und vorausschauende Planen von Kommunikation unerlässlich. Wer seine Denke verändert, kann seine Haltung verändern. Aus dem Blickwinkel eines diakonischen Unternehmens bedeutet das eben auch, nicht Masse ist Klasse, sondern Qualität, Nachhaltigkeit und gelegentlich ein Blick in den diakonischen Auftrag sind ein Beitrag für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Martin Jeutner
Leiter Unternehmenskommunikation

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„Forest Stewardship Council®“
Das bedeutet: Holz- und Papierprodukte mit dem FSC-Siegel stammen aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern. Dabei geht es sowohl darum, die ökologischen Funktionen eines Waldes zu erhalten, das Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern, als auch die Rechte der Ureinwohner und der Arbeitnehmer zu sichern.

Empfehlung für einen Händler nachhaltig produzierter Werbeartikel: www.memo-werbeartikel.de

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