„Pflege ist viel mehr als man denkt“

Zwei Pfleger und eine Bewohnerin

Die Ausbildung junger Menschen hat für den Geschäftsbereich Wohnen und Pflege einen hohen Stellenwert. Nach Einführung der generalistischen Ausbildung wurde daher auch eine koordinierende Funktion geschaffen: Marika Banka ist seit kurzem zentrale Praxisanleiterin und Koordinatorin für die Pflege-Ausbildung. Daniela Schalhorn hat mir ihr gesprochen.

 

Frau Banka, was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin Ansprechpartnerin für die Praxisanleiter und -anleiterinnen in unseren Einrichtungen. Es sind insgesamt 69 Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort unsere Auszubildenden praktisch begleiten. Perspektivisch werden wir das Thema Ausbildung im Geschäftsbereich zu zweit koordinieren und weiterentwickeln. 

Was möchten Sie in Ihrer Stelle bewegen? 
Ganz wichtig ist mir der enge Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen vor Ort. Ich möchte ihnen weiter bei theoretischen und praktischen Fragen zur Seite stehen. Ich werde regelmäßig in den Einrichtungen sein und bei der einrichtungsübergreifenden Anleitung der Auszubildenden unterstützen. Wichtig ist mir, Leitlinien zu schaffen, um damit die Qualität der Ausbildung sicherzustellen. Das ist hilfreich für alle Beteiligten. Die Praxisanleiterinnen und -anleiter vor Ort machen einen tollen Job. Aber man muss das Rad ja nicht überall neu erfinden. Zum Beispiel könnten wir ein Curriculum für die Ausbildungsinhalte erstellen. Das wäre auf jeden Fall auch attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber. Sowohl diese als auch unsere Auszubildenden möchte ich für Stephanus begeistern. Willkommenstage, Bewerbertage und Auszubildendentreffen stehen zum Beispiel ganz oben auf meiner Agenda. 

Ist der Eindruck richtig, dass das Interesse am Pflegeberuf zunimmt? Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass 2019 39 % mehr junge Menschen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf begannen als zehn Jahre zuvor. Und jetzt, während der Corona-Pandemie, war das Thema Pflege ja auch sehr präsent. 
Ich habe einen ähnlichen Eindruck. Sicherlich bescherte die Corona Pandemie dem Pflegeberuf mehr Aufmerksamkeit. Und auch die neue generalistische Pflegeausbildung hat den Beruf auf jeden Fall attraktiver gemacht. Tatsächlich hatte unser Recruiting- Team Anfang Mai schon fast alle Ausbildungsstellen für Herbst 2021 erfolgreich besetzt. 35 Auszubildende werden in diesem Jahr neu eingestellt. Man muss aber auch sagen, dass Stephanus Wohnen und Pflege die Zeichen der Zeit erkannt hat und in den letzten Jahren sehr viel dafür tat, die Pflege-Ausbildung bei Stephanus zu stärken. 

Was genau wurde unternommen? 
Eine Arbeitsgruppe Ausbildung wurde ins Leben gerufen und ein großartiges Ausbildungskonzept erarbeitet. Zudem werden Auszubildende zu Einführungsveranstaltungen und zu jährlichen Azubi-Tagen eingeladen. Damit wollen wir im November auch wieder beginnen. Das Ziel ist, den Austausch der Auszubildenden untereinander zu ermöglichen und ihre Entscheidung für Stephanus als Arbeitgeber zu festigen. 

Das ist besonders in diesen Zeiten wichtig, oder? 
Absolut. Die Auszubildenden haben während der Pandemie besondere Umstände erlebt und dabei geholfen, den Alltag am Laufen zu halten. Das müssen wir unbedingt würdigen. Pflege ist ein anstrengender, emotionaler Beruf. Auszubildende müssen gut und aufmerksam begleitet werden. Und alleine die Tatsache, dass es jetzt zwei zentrale Koordinatoren-Stellen gibt, bedeutet eine weitere Stärkung des Themas. 

Sie selbst arbeiten schon seit 38 Jahren in der Pflege. Was war Ihre Motivation? 
Ehrlich gesagt war die Pflege für mich erst einmal nur eine Übergangslösung. Ich stamme aus Schleswig- Holstein und habe bei der Diakonie in Rendsburg als Pflegehelferin begonnen. Eigentlich bin ich ein Zahlenmensch und wollte zur Bank. Aber die Pflege hat mich so gefangen genommen, dass ich dabei geblieben bin. In Berlin im Westend-Krankenhaus hab ich dann eine Pflege-Ausbildung absolviert. Es folgten viele Jahre in Kliniken und in der Altenhilfe. Ich habe auch in verschiedenen Leasingfirmen und selbstständig gearbeitet, in der ganzen Republik, zwischen Kiel und dem Bodensee, ambulant wie stationär, mit Seniorinnen und Senioren ebenso wie mit Frühgeborenen. Schon früher habe ich mich gerne um Auszubildende gekümmert, Schulungen konzipiert und das Qualitätsmanagement unterstützt. Im Rahmen einer Anstellung in der Humboldt-Klinik machte ich dann schließlich den Praxisanleiterkurs. 

Und was hat Sie zu Stephanus geführt? 
Die zentrale Koordinationsstelle war für mich inhaltlich sehr spannend. Ich mache meinen Job mit Herzblut. Ich will dazu beitragen, dass noch mehr Menschen erkennen, was für einen wunderbaren Beruf wir haben, der unbedingt mehr Wertschätzung bekommen sollte. Pflege ist so viel mehr als die meisten denken: Pflege ist unheimlich vielseitig, erst recht durch die neue Generalistik. Pflege hat Zukunft, ist politisch, professionell, bewältigt riesige Herausforderungen, wie jetzt in der Pandemie. Es gibt neue Wege in der Pflege, wissenschaftlich fundiert. Und es gibt unheimlich viele Perspektiven und Aufstiegschancen. Das sollte jungen Menschen – oder auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger – unbedingt Mut machen, diesen Beruf zu ergreifen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zurück

Diesen Artikel ausdrucken