Blackout – plötzlich war es dunkel

Fotoquelle: Archiv Stephanus

Dank der Unterstützung des Technischen Hilfswerkes konnten die wichtigsten Abläufe wieder aufgenommen werden. Foto Quelle: THW/Till Geusendam

Der größte Stromausfall in Berlin seit Jahrzenten hat die Stadt vor große Herausforderungen gestellt, so auch zwei Pflegeeinrichtungen der Stephanus-Stiftung in Berlin-Köpenick.

Es war Dienstag, der 19. Februar 2019 gegen 14:00 Uhr, als auf einer Baustelle an der Salvador-Allende-Brücke in Berlin-Köpenick ein Stromkabel beschädigt wurde. Daraufhin fiel im Berliner-Südosten für 32 Stunden großflächig der Strom aus. Der Blackout betraf circa 31.000 Haushalte. Die Pflegeeinrichtungen Haus Müggelspree mit 72 Bewohnern sowie das Haus Zur Brücke mit mehr als 150 Bewohnern waren auch betroffen und sahen sich plötzlich mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert.

Die Herausforderung

Wie vorgeschrieben, verfügen beide Einrichtungen über eine Notstromversorgung. Jedoch versorgt sie nur wenige grundlegende Basissysteme, wie etwa eine notdürftige Treppenhausbeleuchtung. Lang anhaltende Ausfälle kann ein solches Notsystem nicht überbrücken. Nach sieben bzw. elf Stunden war es in beiden Einrichtungen komplett dunkel. „In absoluter Dunkelheit mussten wir die Versorgung der oftmals schwer pflegebedürftigen Menschen ohne technische Hilfsmittel gewährleisten“, berichtet Katja Werner, Pflegedienstleiterin im Haus Zur Brücke. „Das war wirklich eine große Herausforderung.“

In der Einrichtung fand gerade eine Faschingsfeier im Erdgeschoss statt. Nachdem der Strom ausfiel, mussten die Bewohner, die teilweise im Rollstuhl sitzen, ohne Fahrstuhl im Dunkeln auf ihre Wohnebenen gebracht werden. Nur nebenbei sei erwähnt, die Pflegeeinrichtung hat sechs Stockwerke. Die Arbeit an den Betten, die nicht mehr verstellt werden konnten, stellte die Pflegekräfte vor teilweise „schwere Probleme“. Taschenlampen waren schnell zur Hand, doch eine wirkliche Entschärfung der Situation kam dadurch nicht zustande. Angst und Sorgen machten sich breit. Mitarbeitende und auch Einrichtungsleitungen werden zwar für Havariefälle geschult, einen speziellen Notfallplan für Stromausfälle in diesem Ausmaß gibt es aber nicht.

Durch den zusätzlichen Zusammenbruch des Telekommunikationsnetzes war eine Kommunikation nach außen nicht möglich. Zusätzliches Personal, das zur Entlastung hätte beitragen können, konnte nur schwer erreicht werden. Auch warmes Wasser war durch den Ausfall nicht mehr vorhanden. Auch die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln war problematisch. Außerordentliche Unterstützung haben dabei die Kolleginnen und Kollegen von der Stephanus Services GmbH vom Ulmenhof geleistet. Sie haben in den Stunden der Not die Einrichtungen mit zusätzlichen Lebensmitteln und Getränken versorgt.

„Es musste viel improvisiert werden“, sagte Pflegedienstleiter Sven Dietrich vom Haus Müggelspree, um die Arbeitsabläufe an die Arbeitsbedingungen anzupassen. „Personell waren wir aber im Endeffekt gut ausgestattet.“ Viele Mitarbeitende waren von sich aus bereit länger zu arbeiten. „Es wird von außen unterschätzt, was ein Komplettausfall von Strom, Warmwasser und Telefonnetz für die betroffenen Menschen und vor allem für Einrichtungen, die bedürftige Menschen versorgen, eigentlich bedeutet“, so Katja Werner.

Der Zusammenhalt

„Alle haben an einem Strang gezogen und die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter war super“, lobte Carsten Schomacker, Pflegedienstleiter des gerontopsychiatrischen Wohnbereichs im Haus Zur Brücke, den Zusammenhalt aller Mitarbeitenden. Beide Einrichtungen haben auch externe Hilfe erhalten. Teilweise wurde Hilfe direkt aus der Nachbarschaft angeboten. Aber auch professionelle Hilfe war zur Stelle. Das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser und die Feuerwehr boten sich an. „Ein besonderer Dank gebührt dem Technischen Hilfswerk (THW), das mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und schwerem technischem Gerät vor Ort war, um die Lage zu entschärfen“, so Sven Dietrich.

Am zweiten Tag wurde im Haus Müggelspree bis zum Ende des Blackouts durch das THW eine Notstromversorgung realisiert. Im Haus Zur Brücke gab es Probleme bei der Energieeinspeisung. „Die externe Hilfe und das damit verbundene Engagement der hauptsächlich ehrenamtlich Tätigen war beeindruckend“, resümiert Sven Dietrich. Durch einen Stromausfall wird vielen Menschen erst bewusst, wie fundamental wichtig die Energieversorgung ist. Auf der anderen Seite kann man auch beobachten, wie die Menschen zusammenhalten und jeder jeden unterstützt.

Um beim nächsten Stromausfall besser gerüstet zu sein, wird nun eine Einspeisesteckdose in beiden Einrichtungen geplant. Sie hilft, eine leichtere externe Stromversorgung, etwa durch das THW, zu gewährleisten. Stirnlampen für das Personal sind genauso im Gespräch wie eine Möglichkeit, Warmwasser selbst herzustellen. Vielleicht wird es bald auch ein paar neue Geschenke für die Bewohner geben. Tischleuchten mit Batterie- oder Solarbetrieb für die Wohnebenen stehen jedenfalls schon auf der Wunschliste der Einrichtungsleitung. Am Mittwoch, dem 20. Februar gegen 22:00 Uhr, ging das Licht wieder an. Carsten Schomacker reflektiert: „Von außen mag es gar nicht so beeindruckend klingen - was aber anderthalb Tage Stromausfall in unseren Einrichtungen ausgelöst haben, war eine Herausforderung und im Rückblick eine gute Übung.“

Andreas Bauer
Volontär Unternehmenskommunikation

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