Was mir wichtig ist

Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Welche Hoffnung, wenn das stimmt!
Welches Risiko für uns, dann gibt es keine Sicherheiten mehr!
Dann ist alles möglich!

Wie geht es Ihnen beim Lesen dieser Sätze, die aus einem sehr bewegten Bibeltext des Markus-Evangeliums abgeleitet wurden? Ein krankes Kind, ein verzweifelter Vater, ein unwirsch reagierender Jesus und dann diese Sätze.

„Nein“, sagt der Kritiker.

Es ist nicht alles möglich. Weder sind glaubende Menschen Superhelden und setzen Naturgesetze außer Kraft, noch sind alle gewünschten Möglichkeiten für uns immer umsetzbar. Schauen Sie in diese Welt und bilden Sie sich aus den Bildern und Berichten von Fernsehen und YouTube ein Urteil zu den Herausforderungen und Ihren Möglichkeiten.

„Sehen wir uns mal die Fakten und Informationen dazu an“, meint der Analytiker.

Im Bibeltext fragt der Vater eines kranken Kindes Jesus: „Wenn Du kannst, dann hilf uns!“ Wenn Du kannst… Bei soviel lesbarem Zweifel kann das nichts werden. Zum Heilen gehört auch Vertrauen, Zutrauen in das Gegenüber, Glauben an Kraft und Hoffnung, sonst wird das nichts. Dazu ruft Jesus konkret hier auf: „Glaube mir! Ich kann Arzt sein für deinen Sohn.“ Dem Vater werden seine Gefühle bewusst und so schreit er seine Zerrissenheit ehrlich heraus. Damit wurde in dieser Situation deutlich mehr möglich: Ehrlichkeit, Liebe und Heilung.

„Gib der Aussage doch mal eine Chance“, meint mein emotionaler Bauch.

Wenn jemand an eine Sache glaubt, ist das für die Umgebung spürbar, wirkt es kraftvoll und lebendig, werden Wege gesucht und gefunden und Energien freigesetzt. Da passiert mehr als nur Anstrengung. Ehrlich über Zweifel zu reden, stärkt Vertrauen und macht den Weg für neue Lösungen frei.

Der optimistische Anteil in mir will dem Ausspruch gern Raum geben.

Es wäre doch wunderbar, wenn wir diesen optimistischen Zuruf ernst nehmen und sich wirklich neue förderliche Wege auftun im Klimaschutz, in der Unterstützung der Geflüchteten und ihrer Integration, in der Friedenssicherung z.B. im Nahen Osten, im gesellschaftlichen Miteinander, in der eigenen Einrichtung, im persönlichen Zusammenleben. Das wären doch beste Aussichten für das beginnende Jahr!

Gleich zum Jahresanfang am 1. Januar hörte ich im Radio eine bewegende Geschichte von David Mzee, einem durch einen Sportunfall 2010 gelähmten Sportlehrer. Nach Jahren im Rollstuhl und einem extrem harten Trainingsprozess und einem Neuroimplantat im Rücken konnte er 2019 wieder selbst Schritte gehen. Er stand aus dem Rollstuhl auf und nahm sogar am Wings for Life-Lauf 2019 teil. Das eindrückliche Interview zum Thema: „ Gelebte Utopien“ ist auf RBB nachzuhören.
https://www.radioeins.de/programm/sendungen/radiodays/utopie/beitraege/gelaehmte-koennen-mit-neuer-behandlung-wieder-laufen.html

David Mzee vertraute und trainierte hart. In dem Interview beschrieb er seinen festen Glauben und dass es funktionieren kann. Er wollte es unbedingt und gab und gibt immer noch alles beim Training. Er nahm sich aber auch immer wieder zurück und ließ Zweifel zu und behielt seinen Humor.

Für mich ist er ein sehr anschauliches Beispiel, was erfahrbar werden kann, wenn wir Hoffnung leben, diesen Zusagen unseres christlichen Glaubens vertrauen, über Zweifel offen reden. Dann werden diese Sätze ein Lockruf zum Leben!
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

Diakon Matthias Kitzing
Leiter Verbund für Hilfen zur Erziehung MOL/LOS

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