Selbstständigkeit und Anerkennung

Die Physiotherapeutin Uta Rauch unterstützt spastisch gelähmte Schülerinnen und Schüler mit Atem- oder Körperentspannung, damit sie am Unterricht teilnehmen können.

Kinder und Jugendliche am Förderzentrum Stephanus-Schule in Berlin-Weißensee erhalten pflegerische und therapeutische Fachleistungen im Schulalltag

Seit 1990 ist die Stephanus-Schule in Berlin-Weißensee ein staatlich anerkannter Lernort für Kinder und Jugendliche mit dem Förderbedarf „Geistige Entwicklung“. In 12 Klassen lernen derzeit 95 Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 - 18 Jahren mit ganz unterschiedlichen Fertigkeiten und Voraussetzungen. Sie bilden tragfähige Sozialgemeinschaften und ergänzen sich in ihren Fähigkeiten. Dabei können Schülerinnen und Schüler, die auf viel Unterstützung in ihrer Mobilität, Selbstständigkeit oder Kommunikation angewiesen sind, Lernpartner von anderen Schülern sein, die zwar gut sprechen und laufen können, aber besonders in ihrer sozialen Kompetenz gestärkt werden müssen.

Diese Balance zu gestalten ist für die sonderpädagogisch ausgebildeten Lehrkräfte und ihre gut qualifizierten Klassenteams eine große Herausforderung, die sie täglich mit hoher Professionalität und Engagement annehmen.

Das Motto des Förderzentrums lautet: „Jede Schülerin und jeden Schüler stärken“. „Mit diesem Ansatz sprechen wir den Schülerinnen und Schülern bestmögliche Selbstständigkeit und Anerkennung zu“, erläutert Schulleiterin Karen Schulz.

Spezielle therapeutische und pflegerische Begleitung im Schulalltag

Aufgrund ihrer besonderen Diagnosen benötigen etwa 80 Prozent der Schülerschaft im Schulalltag spezielle therapeutische und pflegerische Begleitung. Im Rahmen von Leistungen des „Integrierten Gesundheitsprogrammes zur Prävention und Teilhabe“ kommen deshalb u.a. Leistungen von Physiotherapeuten hinzu, die die Kinder in bestimmten Situationen behandeln. Zum Beispiel, wenn eine Schülerin oder ein Schüler mit spastischen Lähmungen eine Atem- oder Körperentspannung benötigt, um am Unterricht teilnehmen zu können. Durch die sichere und kompetente Begleitung können so auch Kinder mit schwersten Beeinträchtigungen die Pflichtfächer Schwimmen und Sport in Anspruch nehmen.

„Ohne solche Fachleistungsstunden im Schulalltag könnten viele der Kinder und Jugendlichen nicht regelmäßig oder gar nicht am Unterricht teilnehmen“, sagt Karen Schulz.
Seit ihrer Gründung lernen in der Stephanus-Schule Kinder mit einer Vielzahl von Beeinträchtigungen, deren Lebenssituation sich ganz erheblich von der anderer unterscheidet.
„Hier können sich alle zu selbstbewussten, frohen Schülern entwickeln, die sich akzeptieren und gut verstehen“, sagt Karen Schulz. Wo die Herkunftsfamilie überfordert ist, bieten Wohneinrichtungen und liebevolle Pflegefamilien ein Zuhause. „Weit über ein Drittel unserer Schülerschaft ist auf notwendige Unterstützung der Ämter angewiesen“, ergänzt Karen Schulz.

Kinder mit und ohne Förderbedarf auf einem Campus

Im Jahr 2017 gründete die Stephanus-Stiftung auf dem gleichen Gelände eine evangelische Grundschule. Seitdem gibt es viele Begegnungen der Schülerinnen und Schüler beider Schulen in gemeinsamen Projekten, Andachten, Arbeitsgemeinschaften, Festen und während der Hort- und Pausenzeiten.

„Unsere gemeinschaftliche Atmosphäre schafft Wohlbefinden und Stabilität. Dadurch sind wir ein ausgezeichneter Lernort für Kinder, selbst mit Autismus oder traumatischen Erfahrungen“, berichtet Karen Schulz.

Die Stephanus-Schule ist eine christliche und weltoffene Schulgemeinschaft, in der regelmäßige Andachten, Schulgottesdienste, Projektwochen, Teilnahme an Schulwettkämpfen und kulturelle Events den Zusammenhalt prägen. Individuelles Lernen nach Montessori, TEACCH, basales Lernen sowie die Unterstützte Kommunikation, auch am I-Pad, haben ihren festen Platz.

Martin Jeutner
Pressesprecher

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