Diakonisch sein und bleiben

Bischof Huber über aktuelle Herausforderungen in der Diakonie.

Im 140. Jubiläumsjahr der Stephanus-Stiftung hielt Bischof a.D. Prof. Dr. Wolfgang Huber am 23. März 2018 in der Friedenskirche Berlin-Weißensee einen Vortrag unter dem Titel „Gesellschaftliche Pluralität und diakonische Identität“. Darin thematisierte Huber die große Herausforderung diakonisch zu sein und zu bleiben in einer Welt, die viele andere Haltungen und Wertvorstellungen anbietet.

Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Bischof Huber ist bekannt als scharfsinniger Beobachter gesellschaftlicher Herausforderungen und als exzellenter Redner. In der voll besetzten Friedenskirche folgten zahlreiche Gäste aus Kirche und Diakonie seinen Ausführungen. 

Ihnen erläuterte er zunächst, dass die beiden größten Weltreligionen – Christentum und Islam – wachsen, während der Anteil an Menschen ohne religiöse Bindung zurückgehe. In Deutschland jedoch, so Huber, steige der Anteil der religiös nicht Gebundenen und der Muslime, während der Anteil der Christen zurückgeht. Kein gesellschaftlicher Bereich bliebe von diesen Entwicklungen unberührt. In der Diakonie wirke sich das in zwei Aspekten aus: Die Herkunft der Menschen, die diakonische Hilfe in Anspruch nehmen beziehungsweise auf sie angewiesen sind, werde vielfältiger und die Mitarbeiterschaft wird heterogener.

„Diese Entwicklung stellt die Diakonie in dreifacher Weise vor neue Herausforderungen“, sagte Bischof Huber „Erstens, sie muss Klarheit darüber gewinnen, worin angesichts dieses Wandels ihre eigene Identität besteht. Zweitens, Diakonie muss klären, wie sie diese Identität an die Mitarbeiterschaft vermittelt und was sie von den Mitarbeitenden im Blick auf diese Identität erwartet. Drittens: Diakonie muss neue Wege suchen, um diese Identität in Erkennbarkeit nach außen umzusetzen“. 

Erläuternd fügte Huber hinzu, dass soziale Berufe ihren Rang aus nicht handelbaren Gütern beziehen, wie Würde, Integrität, Respekt, Gesundheit, Leidensfähigkeit, Empathie und Vertrauen. Gerade wegen dieses Bezugs müsse Diakonie in der Gesellschaft Anerkennung und Wertschätzung finden. 

Um dies zu unterstützen, sollten Träger und Einrichtungen dafür Sorge tragen, dass die Mitarbeitenden in ihrer persönlichen Lebens- und Arbeitssituation diese Wertschätzung erfahren, ohne die sie ihre Aufgabe nicht wahrnehmen könnten, forderte Huber. Nur unter dieser Voraussetzung würden Menschen dazu motiviert, helfende Berufe zu ergreifen und in ihnen zu bleiben. „In diesem Zusammenhang hat die Kommerzialisierung der Diakonie eine innere Grenze“, sagte Professor Dr. Huber.

Dabei trage Diakonie durchaus den Charakter der indirekten Mission. Denn sie entspringe der Einheit von Glauben und Handeln, die für das Christentum unaufgebbar sei, sagte Wolfgang Huber. Sie erschließe Zugänge zum Evangelium und zum christlichen Glauben, die nicht ohne Wirkung bleiben können. „Alles professionelle Handeln in der Diakonie steht im Dienst der Bereitschaft, für andere zum Nächsten zu werden.“

Für Bischof Huber gehören diakonische Identität und sozialwirtschaftliche Nachhaltigkeit zusammen. „Beides miteinander zu verbinden, ist eine zentrale Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der Diakonie“, rief er seiner Zuhörerschaft zum Abschluss zu.

Seinen Vortrag widmet Prof. Dr. Huber an diesem Abend insbesondere den beiden Generalsuperintendenten a.D. Martin-Michael Passauer und Prof. Dr. Rolf Wischnath. Moderiert von Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik, Präsident i.R. Diakonie Deutschland, kamen beide zu Wort. Landesbischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge beschloss diesen Abend mit einigen Gedanken ab und dankte Martin-Michael Passauer und Prof. Dr. Rolf Wischnath für ihr unermüdliches Engagement, Menschen für Kirche und Diakonie zu gewinnen.

Martin Jeutner
Leiter Unternehmenskommunikation

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