Soziale Räume gestalten

Die Stephanus-Stiftung öffnet sich ins Quartier

Von Sophia Wirtz

 

Als Netzwerker im Quartier versteht sich die Stephanus gGmbH. Das diakonische Unternehmen mit Sitz in Berlin-Weißensee nimmt die Mitgestaltung des Sozialraums rund um seine stationären Pflegeeinrichtungen seit Jahren sehr ernst.

Die 16 Seniorenzentren in Berlin und Brandenburg verfügen zum Großteil bereits über weitere Leistungsbereiche wie Tagespflege, Kurzzeitpflege sowie betreutes Wohnen, vor allem in Brandenburg. Doch was ist mit den Menschen, die sich noch nicht im System der Pflegeversicherung wiederfinden, die noch keinen Pflegegrad haben und aktiv in den eigenen vier Wänden leben wollen? Diese gilt es, außerhalb des stationären Settings zu erreichen und attraktive Angebote zu machen, um die Lebensqualität im eigenen Zuhause zu verbessern. Dafür ist ein Umdenken in den Seniorenzentren wichtig.

Der Paradigmenwechsel vom reinen Versorgungsgedanken hin zur Öffnung ins Quartier ist ein wichtiger Schritt, um eine neue Rolle im Sozialraum einnehmen zu können. Dieses Umdenken benötigt Zeit und vor allem gute Ideen bei der Umsetzung des Quartiersgedankens.

Ein erster Erfolg konnte bereits im Mai 2016 in Strausberg, Landkreis Märkisch-Oderland, verzeichnet werden. In einer barrierefreien Immobilie, nur wenige Gehminuten vom Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer entfernt, wurde der erste „Stephanus-Treffpunkt“ eröffnet. Hier befindet sich auch der ambulante Pflegedienst „Stephanus Mobil“. Durch eine Förderung der Deutschen Fernsehlotterie konnte Alexandra Bach als Quartiersmanagerin für drei Jahre eingestellt werden. Dem Antrag ging eine Anwohnerbefragung voraus, mit der die Struktur des Quartiers rund um den Stephanus-Treffpunkt sowie die Bedürfnisse der Menschen abgefragt wurden. Sie lieferte wichtige Impulse für die Arbeit der Quartiersmanagerin.

Seit nunmehr fast zwei Jahren etabliert sich der Stephanus-Treffpunkt als eine Anlaufstelle, wo Veranstaltungen unterschiedlicher Art stattfinden, an dem man aber auch professionelle Beratung erhält sowie eine passgenaue Weitervermittlung an Dienstleister und Anbieter in Strausberg. Da wird zum Beispiel nach einem Babysitter ebenso gefragt wie nach Unterstützung bei der Gartenarbeit. Den Menschen ist es zudem wichtig, einen Ort zu haben, an dem man sich trifft und etwas geboten bekommt – vom Spielenachmittag bis zum Vorlesefest. Die Quartiersmanagerin koordiniert sämtliche Angebote, die immer wieder der Bedarfslage und der Nachfrage angepasst werden müssen.

Ein entscheidendes Erfolgsrezept ist die enge Vernetzung mit den Akteuren im Quartier. So sind der eigene Wohnraum und das Wohnumfeld wichtige Themen der Anwohnerinnen und Anwohner. Um hier besser ins Gespräch zu kommen, findet einmal monatlich eine Mietersprechstunde im Stephanus-Treffpunkt statt. Der Weg in die Stadt ist für manche Menschen zu weit, daher ist der Treffpunkt auch ein Ableger der Stadtbibliothek geworden, an dem Bücher und Zeitschriften ausgeliehen werden können.

Das Thema Mobilität ist ein wichtiger Aspekt bei der Angebotsplanung. Es werden Überlegungen angestellt, wie die Menschen den Treffpunkt besser erreichen können. Hier gilt es, Synergien mit den anderen Leistungsbereichen im Geschäftsbereich Wohnen und Pflege der Stephanus gGmbH herzustellen. Denn da, wo die Menschen keine andere Möglichkeit mehr haben müssen auch das Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer, das neben der stationären Pflege auch eine Tagespflege und betreutes Wohnen anbietet, sowie der ambulante Pflegedienst, Mobilität gewährleisten. 

Diese und weitere Themen werden in regelmäßigen Runden besprochen. Die übergreifende Zusammenarbeit vom niedrigschwelligen Leistungsbereich bis hin zur stationären Pflege empfinden nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wertvoll. Auch die Menschen in Strausberg wissen es zu schätzen, dass sie unterschiedliche Leistungen von einem Anbieter erhalten können. 

Dem Strausberger Beispiel sollen weitere folgen. Die Stephanus-Stiftung hat sich dem Grundsatz verschrieben, erster Ansprechpartner im Sozialraum zu sein. Dabei werden die Standorte nun nach und nach in Richtung Diversität weiterentwickelt. Das rein stationäre Image soll abgelegt werden.

Die Stephanus-Stiftung setzt auf quartiersbezogene Konzepte, in denen die Seniorenzentren mit ihren Ressourcen an Räumen und Fachkenntnissen eine wichtige Rolle spielen. Die Häuser sollen keine tabuisierten Zonen sein, wo man hingeht, wenn es gar nicht mehr geht. Vielmehr sollen sie sich zu Kompetenzzentren und Treffpunkten etablieren, in denen man Beratung erhält und Menschen aus dem Quartier begegnen kann. 

Die ersten Anfänge sind gemacht und es wird bereits an neuen Konzepten, z.B. in Berlin-Weißensee, gearbeitet, bei denen eine quartiersbezogene Pflege und Versorgung im Mittelpunkt steht.

Sophia Wirtz
Bereichsverantwortliche
im Geschäftsbereich Wohnen und Pflege der Stephanus gGmbH, Berlin

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