Diakonische Ausbildung eröffnet neue Perspektiven

Marleen Börnert und Martin Jeutner

Marleen Börnert und Martin Jeutner

Die Ausbildung von diakonischen Fachkräften hat in der Stephanus-Stiftung eine gute Tradition. Seit 1952 ließen sich im damaligen „Brüderhaus“ (heute Café 8) junge Männer zu Diakone ausbilden. Nach dem Abschluss wurden sie in verschiedenen sozialen Arbeitsfeldern von Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen meist als Fachkräfte mit Leitungsverantwortung eingesetzt.

Nach der Wende 1989 wurde diese Ausbildung in der Stephanus-Stiftung wieder mit dem Wichern-Kolleg im Ev. Johannesstift zusammengeführt, wo sie ihren Ursprung hatte. Bis heute lassen sich dort Frauen und Männer zu Diakoninnen oder Diakone ausbilden.

Wer sich für so eine berufsbegleitende Ausbildung zur Diakonin oder zum Diakon entscheidet, hat meist unterschiedliche Gründe. Manche wollen ihr Arbeitsfeld mit einem anderen Profil ausfüllen, andere möchten sich gern mit theologischen und diakonischen Fragen auseinandersetzen.

Aus der Stephanus-Stiftung absolvieren derzeit Marleen Börnert und ich berufsbegleitend diese zweijährige Ausbildung. Marleen Börnert (43 Jahre jung) ist ausgebildete Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin. Was sie dazu motivierte, schildert sie so:

„Während meines Studiums absolvierte ich im Jahr 2006 ein Sozialpraktikum in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal. Das war mein erster Kontakt in der Altenarbeit und der Beginn meiner beruflichen Laufbahn in der Diakonie. Schon relativ früh war mir klar, dass ich mich theologisch-seelsorgerisch gerne noch weiterqualifizieren möchte. Dazu ermutigt wurde ich durch die Begegnung mit Pastor Karl Pagel, dem früheren Leiter in Lobetal. Im Rahmen meiner Abschlussarbeit hatte ich ihn um ein Gespräch gebeten. Bis heute war es für mich eines meiner beeindruckendsten Gespräche, und letztendlich hatte sich auch dadurch mein Wunsch einmal mehr gefestigt. Ein Studium der Theologie kam für mich nicht infrage, da es mir zu lange gedauert hätte. Also suchte ich nach Alternativen.“ Diese fand Marleen Börnert dann im Wichern-Kolleg.

Ich selbst bin durch familiäre Beziehungen mit Diakonie aufgewachsen und arbeite seit 32 Jahren mit verschiedenen Aufgaben in diakonischen Einrichtungen oder Unternehmen. Auch wenn ich schon 58 Jahre alt bin, möchte ich meinen Horizont in spiritueller und theologischer Hinsicht erweitern. Und ich glaube, ich kann in der Stephanus-Stiftung noch einige diakonische Impulse geben. Gerade in einer stark unternehmerisch-betriebswirtschaftlich ausgerichteten Organisation finde ich es wichtig, dass es christliche Anker gibt, die Halt geben.

Am Wichern-Kolleg wird die vorhandene Berufspraxis der Teilnehmenden, die sie bereits in einem staatlich anerkannten Sozial- bzw. Pflegeberuf (oder einem anderen für den Diakonat geeigneten Beruf) erworben haben, durch eine praktisch-theologische Ausbildung reflektiert und erweitert. Schwerpunkte sind dabei zum Beispiel: Biblische und systematische Theologie, Gottesdienstgestaltung und Wortverkündigung, Seelsorge und Gesprächsführung, Beratungsmodelle, Kirchengeschichte und Diakonik sowie Religionspädagogik, Gemeindeaufbau und Gruppenarbeit, Musische Bildung, Ethik und Projektmanagement.

Die berufsbegleitende Ausbildung dauert zwei Jahre. Sie umfasst zwanzig Präsenzphasen jeweils von Donnerstag bis Samstag, die Arbeit in selbstorganisierten Regionalgruppen und eine Menge Selbststudium u.a. mit webbasierten Lernformen.

Die Studiengebühr beträgt 120 Euro im Monat incl. der Verpflegung während der Seminar­zeiten. Bei Mitarbeitenden der Stephanus-Stiftung übernimmt die Arbeitgeberin die Kosten und ermöglicht über den Bildungsurlaub hinaus auch die entsprechende Freistellung von der Arbeit für die Präsenzphasen.

Pastor Torsten Silberbach, Vorstandsvorsitzender der Stephanus-Stiftung, ist diese Ausbildung sehr wichtig. „Diakoninnen und Diakone waren und sind eine wesentliche Säule der christlichen Unternehmenskultur von Stephanus. Ich freue mich, wenn sich weitere Kolleginnen und Kollegen für diese Ausbildung entscheiden. Wir unterstützen sie gerne auf diesem Weg.“

Nach dem erfolgreichen Abschluss werden Marleen Börnert und ich im nächsten September in das kirchliche Amt der Diakonin bzw. des Diakons eingesegnet. Wie es dann weitergeht? Ich persönlich vertraue ganz darauf, dass ich das erworbene neue Wissen gut in meinen Dienst einbringen kann. Wege entstehen ja immer beim Gehen. Und bisher sind meist unerwartet ganz neue Aufgaben zu mir gekommen, wenn ein Abschnitt geschafft war. Darauf freue ich mich auch dieses Mal.

Marleen Börnert sagt: „Ich finde es wichtig, dass in einer diakonischen Einrichtung der christliche Glaube ins Gespräch gebracht wird, der die Menschen auch seelsorgerisch wahrnimmt und begleitet. In meiner eigenen Tätigkeit dann als Diakonin möchte ich mich als Teil der Organisation einbringen und auch das Soziale mitgestalten.“

Wer Interesse an weiteren Informationen hat, findet sie im Internet unter Wichern-Kolleg | EJS (evangelisches-johannesstift.de). Konkret stehen Marleen Börnert und ich für Nachfragen gern zur Verfügung. Auch Pastor Torsten Silberbach kann direkt zu diesem Thema angesprochen werden.

Martin Jeutner
Pressesprecher der Stephanus-Stiftung

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