Kriegsgräberpflege als Lern- und Arbeitsfeld für Jugendliche

Henrik Fiebig und Leon Günther sind engagiert dabei. Mit den Geräten kennen Sie sich gut aus und wissen worauf es ankommt.

Die Stephanus Produktionsschule Wriezen pflegt verschiedene Kriegsgräber in der Oderregion, nahe dem Weltkriegsschlachtfeld Seelower Höhen. Im Rahmen des Lernfeldes Garten- und Landschaftsbau schneiden die Jugendlichen Hecken, harken und reinigen Wege oder reparieren Kriegsgräberkreuze. Auftraggeber für die Arbeiten auf den Kriegsgräberfriedhöfen sind die Stadt Wriezen oder das Amt Barnim Oderbruch.

Auf dem kleinen Friedhof nahe Kunersdorf liegen viele junge Soldaten, die kurz vor Kriegsende in der Region gefallen sind. Dort reinigen die Teilnehmer der Produktionsschule in diesen Tagen die Namensschilder, harken Laub, mähen den Rasen und befreien die Wege von Moos.  

„In der Kriegsgräberpflege entwickeln die Jugendlichen eine Sensibilität für den Ort“, erläutert Leiterin Maren Timm. „Wir setzen uns in Gesprächen mit der Geschichte dieser Region auseinander und haben dazu auch die Gedenkstätte Seelower Höhen besucht.“

Produktionsschulen verstehen sich als Brücke zur Arbeitswelt für junge Menschen, die es aus unterschiedlichen Gründen schwerer haben, einen Bildungsabschluss zu erreichen. Vermittelt durch Jobcenter oder Jugendamt verbessern Produktionsschulen die Berufschancen der teilnehmenden Jugendlichen, fördern ihre individuellen Potentiale und machen ihre Lernfortschritte sichtbar. Ziel ist, dass die Jugendlichen im Anschluss eine Schule besuchen, eine Berufsausbildung oder eine andere Maßnahme der beruflichen Bildung beginnen.  
 

Eine Brücke zur Arbeitswelt für junge Menschen

Der Bereich Garten- und Landschaftspflege ist eines von drei Lernfeldern in der Produktionsschule Wriezen, die aktuell 14 Jugendliche unterstützt und begleitet. Dort können sie ohne Druck und mit mehr Zeit den verschiedenen Tätigkeiten nachgehen. Unterstützt und angeleitet werden sie dabei von erfahrenen Pädagogen. Weitere Lernfelder sind eine Holzwerkstatt sowie Küche und Hauswirtschaft.

„Jungen Menschen öffnen wir eine neue Tür“, sagt Leiterin Maren Timm. „In der Stephanus Produktionsschule bekommen sie eine dritte Chance, sich über den Weg praktischen Lernens neu auszuprobieren und beruflich zu orientieren.“  

In Deutschland verlässt in jedem Jahr eine hohe Zahl an Schüler*innen das Bildungssystem ohne oder mit schlechtem Abschluss. Für diese benachteiligten Jugendlichen gibt es keine stabilen Übergänge in ein existenzsicherndes Erwerbsleben. Dafür stehen derzeit in Brandenburg rund 200 Plätze an den Produktionsschulen zur Verfügung.  

Die Produktionsschule Wriezen in Trägerschaft der diakonischen Stephanus gGmbH arbeitet im Trägerverbund mit dem Sozialen Hilfeverband Strausberg e. V. als freier Träger der Jugendhilfe an zwei Standorten im Landkreis Märkisch-Oderland (Wriezen und Strausberg) eng zusammen. Die Teilnahme der Jugendlichen dauert in der Regel 12 Monate.   

Martin Jeutner

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