Was mir wichtig ist

„Die Zeit fährt Auto“, hat Erich Kästner einmal gedichtet. Inzwischen fährt sie nicht nur Auto sondern ist im Internet unterwegs und rast mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu und an mir vorbei. Wir alle werden mitgerissen, um mit dem Rausch Schritt zu halten.

 

Wenn die Zeit nicht mit mir Auto fährt oder im Internet mit Lichtgeschwindigkeit auf mich zugerast kommt, liebe ich es, ganz in Ruhe die Kreidefelsen am Strand nach oben zu steigen, mit meinem Blick sehr weit ins Rund zu sehen und still den Wind, das Rauschen und das Licht in mich strömen zu lassen.

 

Eine der wunderbarsten und menschlichsten Entdeckungen oder das Geschenk von Gott an uns Menschen, je nachdem mit welchem Blickwinkel wir auf die Dinge sehen, ist der Rhythmus. Angefangen bei den kleinsten Einheiten, dem Augenblick, dem Pulsschlag, über die Spanne vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang bis hin zu dem Wechsel des Rhythmus eines Jahres. Es tut uns Menschen gut, Rhythmus und Abwechslung in unserem Leben zu ihrem Recht kommen zu lassen. Sechs Tage sollst du deinem Tagewerk nachgehen und am siebten Tag sollst du ruhen. Dieses Geschenk von Rhythmus und Abwechslung habe ich auch auf mein ganzes Leben übertragen. Ich will in Ruhe die Nacht schlafend verbringen. Den Kaffee am Morgen genießen. Mein Tagwerk leisten, auch mit der Zeit, die Auto fährt. Auch mit der Rasanz, die das Internet mir abverlangt. Das ist herrlich, ein Rausch, der mir Freude bringt. Und dann wieder Ruhe finden.

 

Was mir wichtig ist? Beides zu genießen. Den Rausch des Tempos, die Last der Arbeit, die meine ganze Kraft fordert und die Ruhe und Entspannung des Feierabends. Der Rhythmus des Jahres, der mich im Fasching mitreißt, in den Ostertagen über Tod und den Fortbestand von Leben nachdenken lässt, der das Geschenk der Ernte feiert und am Ende des Jahres mir die Gewissheit gibt, dass die Liebe in der Welt ist.

 

Die Abwechslung, mit allen Kolleginnen und Kollegen bei uns in den Werkstätten Dinge gut, vernünftig und erfolgreich herzustellen und mich am Wochenende davon auszuruhen. Gemeinsam in der Produktion etwas herauszureißen und dann im Urlaub den Kreidefelsen zu genießen. Und darauf zu achten, dass beides zu seinem Recht kommt. Das ist mir wichtig.

 


Detlef Schönrock
Leiter Betriebsstätte Wilhelminenhof
Stephanus gGmbH Werkstätten Berlin

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