Beschäftigte wollen gehört und gesehen werden

Beschäftigte der Stephanus-Werkstätten folgten dem Aufruf der Werkstatt-Räte Deutschland und schrieben ihre Forderungen an das zuständige Ministerium. Sie wollten mit der Aktion zeigen, dass sie sich mit der aktuellen Diskussion auseinandersetzen und dass sie mitentscheiden möchten.

Es ist über ein Jahr her, dass Beschäftigte der Stephanus-Werkstätten am Aktionstag „Gute Leistung! Gutes Geld“ der Werkstatträte Deutschland teilnahmen. Beschäftigte aus der gesamten Bundesrepublik trafen sich vor dem Bundestag in Berlin und demonstrierten für eine bessere Bezahlung von Werkstattbeschäftigten. Viel wurde seither über Werkstätten für behinderte Menschen diskutiert.

Ende letzten Jahres hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS ) das Ergebnis einer Studie veröffentlicht, die bereits im Jahr 2019 beauftragt wurde. Sie sollte das Entgeltsystem in Werkstätten für behinderte Menschen beleuchten und prüfen, wie Übergänge aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt besser gestaltet werden können. 

Yvonne Genske ist Qualitätsmanagement-Beauftragte sowie Vertrauensperson für den Werkstattrat und die Frauenbeauftragte in den Stephanus-Werkstätten Bad Freienwalde. Sie berichtet, wie Beschäftigte der Werkstatt das weitere Vorgehen der BMAS in Bezug auf die Studie wahrnehmen: 

„Mit den Ergebnissen zu dieser Studie hat das BMAS einen Dialog-Prozess mit dem Titel ‚Weiterentwicklung der Werkstätten‘ begonnen – allerdings ohne die Werkstatträte oder andere Interessensvertretungen miteinzubeziehen. Diese Gespräche fanden zudem ohne vorbereitende Unterlagen statt und waren zeitlich stark limitiert. 

Die Werkstatträte Deutschland kritisierten dieses Vorgehen. Es gab dazu bereits einige Demonstrationen und andere Aktionen, an denen wir uns als Stephanus-Werkstatt beteiligt haben. Beschäftigte der Stephanus-Werkstätten haben zum Beispiel insgesamt 200 Briefe an Janny Armbruster, Beauftragte der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderungen, und an Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, adressiert. In den Briefen forderten sie Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Gemeinschaft. Die Werkstattbeschäftigten wünschen sich, dass sie von ihrem Entgelt leben können und alles aus einer Hand erhalten. Sie bestehen auch darauf, umfassend, rechtzeitig und barrierefrei informiert zu werden. Weiterhin fordern sie, dass die Werkstätten im Gesetzgebungsprozess auf Augenhöhe mit einbezogen werden. Schließlich ist es doch ihre Zukunft, über die da entschieden wird.  

Dies scheint – vielleicht auch Dank des geleisteten Protestes – diesmal geklappt zu haben. Denn mittlerweile gibt es einen Aktionsplan, der auch mit den Werkstatträten besprochen wird. Der erste Termin fand Ende April statt. Wir finden, das ist ein guter Anfang.“ 

Miriam Doberschütz 
Referentin Unternehmenskommunikation 

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