Vom Zivi zur Leitungspersönlichkeit

Oliver Grube ist neuer Einrichtungsleiter in Heilbrunn

Seit 1. August 2022 leitet Oliver Grube die Betriebsstätte der Stephanus-Werkstätten in Heilbrunn (Ostprignitz-Ruppin). Schon seit seiner Kindheit ist er mit der Einrichtung eng verbunden. 1981 geboren und ganz in der Nähe von Heilbrunn aufgewachsen, bestand schon immer ein enger Kontakt zu Bewohnern und Bewohnerinnen der Wohnstätte. In der elterlichen Landwirtschaft im Nebenerwerb wurde neben Ackerbau auch eine kleine Schweinezucht betrieben, deren Ferkel sie an die Betriebsstätte Heilbrunn lieferten.  

2001 begann Oliver Grube seinen Zivildienst in der Betriebsstätte. Die ehrliche und unvoreingenommene Art der Beschäftigten mit Behinderung dort, lernte er schnell zu schätzen. „Auch wenn sie manchmal unbequem ist“, wie er selbst sagt. „Die offene Art regt mich oft zum Nachdenken an und ich betrachte meine persönliche Einstellung selbstkritischer.“  

Nach der Zivildienstzeit absolvierte der gelernte Maurer eine sonderpädagogische Zusatzqualifikation und war gut 20 Jahre als Gruppenleiter in Heilbrunn tätig. Mit den Jahren wuchs sein Wunsch, nicht nur Landwirt mit Leib und Seele zu sein, sondern auch belegbar auf einem Stück Papier. So absolvierte er berufsbegleitend noch eine Ausbildung zum Landwirt.  

 

„Der beste Lehrmeister bleibt die Natur.“  

Der Familienvater, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in einem benachbarten Dorf wohnt, freut sich auf seine neue Aufgabe in Heilbrunn: „Mir sind die Menschen, die Tiere und der Betrieb doch sehr ans Herz gewachsen“, sagt Grube. „Jetzt habe ich die Möglichkeit, die Geschichte von Heilbrunn ein kleines Stück mitzugestalten.“  

Sein oberstes Ziel ist es, an einer landwirtschaftlichen Ausrichtung festzuhalten. „Wir führen hier eine vorbildliche Kreislaufwirtschaft. Trotzdem kann und möchte ich mich nicht darauf ausruhen. Mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung sind die Attraktivität und das Angebot unserer Betriebsstätte wesentliche Faktoren meines Handelns.“ In Heilbrunn werden ca. 250 Hektar Acker- und Grünland bewirtschaftet. „Ein verantwortungsbewusster Umgang mit unseren landwirtschaftlichen Flächen ist mir sehr wichtig. Eine hohe Produktivität schließt nicht automatisch Umweltschutz aus“, weiß der Landwirtschaftsmeister. „Der beste Lehrmeister bleibt dabei die Natur.“  

Wer mehr über die komplexen Zusammenhänge der Landwirtschaft erfahren möchte, dem empfiehlt Oliver Grube eine Reise nach Heilbrunn. Er freut sich immer über interessierte Gäste.

 

Miriam Doberschütz
Referentin Unternehmenskommunikation

Erfüllung mit Umwegen, Ungeduld und ganz viel Herz

Irena Prenzlow geht in den Ruhestand

Auf dem „Gut Heilbrunn“, nahe Wusterhausen, im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, leben und arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. In der Betriebsstätte der Stephanus-Werkstätten wird Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die Wohnbereiche in Heilbrunn und außerhalb sind das Zuhause für jüngere und ältere Menschen mit unterschiedlichen Assistenzbedarfen.  

Als Leiterin verantwortete diese Wohnangebote seit 2009 Irena Prenzlow. Ende Dezember wird sie im Kreis ihrer Kolleginnen und Kollegen herzlich in den Ruhestand verabschiedet.  

Irena Prenzlow wurde 1957 in der Region geboren und wuchs dort auf. Weil staatliche Stellen ihr als junge Christin das Abitur verwehrten, begann sie 1973 in Berlin-Weißensee die Ausbildung zur Kinderdiakonin. Die frühere Ausbildungsstätte der ev. Kirche beherbergt heute den Hort der Stephanus-Grundschule auf dem Gelände der Stephanus-Stiftung.  

Den praktischen Teil ihrer vierjährigen Ausbildung absolvierte sie im evangelischen Kindergarten Saarmund, nahe Potsdam. Bereits im letzten Ausbildungsjahr wurde der jungen Frau die Leitung des Kindergartens übertragen.  

Aus familiären Gründen ging Irena Prenzlow 1977 zurück in ihre Heimat. Als Sekretärin in einer Kohlenhandlung absolvierte sie eine berufsbegleitende Ausbildung zur Wirtschaftskauffrau und wechselte 1984 in die Buchhaltung einer LPG.  

Die Geburt ihres Sohnes, der 1988 mit einer Behinderung auf die Welt kam, gab ihrem Leben ganz neue Impulse. Nach längerer Arbeitslosigkeit in der Wendezeit begann Irena Prenzlow 1992 im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) als Mitarbeiterin im Gruppendienst für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung. Geprägt von ihrem unternehmerischen Elternhaus, entwickelte sie sich dort weiter und übernahm schon bald die ihr anvertraute Leitungsverantwortung.

Mit ihrer Erfahrung wechselte sie Ende 2009 als Leiterin zur Stephanus-Stiftung nach Heilbrunn, wo damals überwiegend ältere Menschen lebten. Hervorragend vernetzt und mit der Begleitung von Kindern und Jugendlichen vertraut, nahm Irena Prenzlow schon wenige Wochen später einen ersten Jugendlichen in Heilbrunn auf. Damit legte sie den Grundstein für ein neues Arbeitsfeld in der Stiftung: Wohn- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche mit intensiver Einzelbegleitung.


Grundstein für ein neues Arbeitsfeld der Stiftung

„Ich hatte hier in meiner Arbeit immer großen Gestaltungsspielraum, der mir wichtig war“, sagt Irena Prenzlow. „Manchmal auch an den Strukturen vorbei“, ergänzt sie mit einem Lächeln. In den folgenden Jahren entstanden auf dem Gelände in Heilbrunn sowie in den nahe liegenden Dörfern Ganz und Kehrberg weitere ländliche Wohnangebote für Kinder und Jugendliche, die in kein Raster passen. Dabei setzte sie u.a. auf Teilhabe durch die sportlichen Angebote in der ländlichen Region, die zu sehr deutlichen Erfolgen führten.  

„Bis dahin wollte sie keiner haben“, erinnert sich Irena Prenzlow. Doch mit den individuellen Angeboten, auch für Beschäftigung und Bildung im Alltag, änderte sich das. Ihr gelang es, dafür auch die Mitarbeitenden zu finden, die sich dieser Aufgabe gewachsen fühlten und sich nebenberuflich weiterqualifizierten. Alles gestandene Frauen und Männer, die aber aus ganz anderen, meist handwerklichen Berufen kamen. In den letzten Jahren hat die Stephanus-Stiftung auch in der Uckermark ähnliche Angebote geschaffen.

„Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie gern ich diese Arbeit immer gemacht habe“, sagt Irena Prenzlow. Sie ist dankbar für ihren Lebens- und Arbeitsweg auf dem ihr die ehrliche und natürliche Herzlichkeit der Menschen, für die sie tätig war, in eindrücklicher Erinnerung bleiben.  

Künftig wird sich Irena Prenzlow wieder mehr ihrer Familie widmen und neue Aufgaben finden. Als Dank und Anerkennung für ihren langjährigen Dienst überreichte ihr Vorstand Pastor Torsten Silberbach das Goldene Kronenkreuz der Diakonie.

 

Diakon Martin Jeutner

André Krell (rechts) freute sich über die Würdigung seines 40-jährigen Dienstjubiläums durch Pastor Torsten Silberbach

Mit den Händen glauben

Diakon André Krell begeht in diesem Jahr sein 40. Dienstjubiläum. Lesen Sie hier eine Würdigung seiner Kollegin Katharina Kreuschner.

Als André Krell 1980 seine Schule beendete, war es sein Wunsch, im Brüderhaus in Berlin-Weißensee (heute Café 8 auf dem Stephanus-Gelände) eine Diakon-Ausbildung zu beginnen. Er hatte dort einmal hospitiert und war inspiriert davon, wie in dieser christlichen Bildungsstätte frei über die Literatur von Büchner geredet wurde.  

Doch wurde ihm dort nahegelegt, zunächst einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Sein Großvater war Stellmacher und hatte ihm viele seiner Werkzeuge vermacht. Damit stand fest, dass er eine Lehre als Tischler absolvieren würde. Leider waren im Jahr 1982, nach Abschluss seiner Lehre, alle Plätze im Weißenseer Brüderhaus belegt. Deshalb absolvierte André Krell ein Diakonisches Jahr im St. Elisabeth-Stift (Berlin-Prenzlauer Berg).  

Er war begeistert von der Atmosphäre und dem Niveau in dieser christlichen Pflegeeinrichtung. Besonders der liebewolle Umgang mit sterbenden Menschen sollte ihn nachhaltig beeindrucken. Sein damaliger Leiter Dieter Karpinski empfahl ihm anschließend eine mehrjährige Ausbildung zur Leitung von Pflegeeinrichtungen, die gerade ganz neu vom St. Elisabeth-Stift angeboten wurde und in Kooperation mit der Diakonie Züssow (Mecklenburg-Vorpommern) erfolgte. Diese war eng mit dem Brüderhaus in Weißensee verbunden.  

Nach erfolgreichem Abschluss wurde ihm 1987 von der St. Elisabeth-Stiftung die Leitung des Ev. Frauenheims in Berlin-Friedrichshain übertragen, das aber aufgrund seiner prekären baulichen Situation bald geschlossen werden musste. Danach war er selbst zwei Jahre Leiter der Ausbildung für Leitungskräfte in Pflegeeinrichtungen. Ab 1990 übernahm er die Leitung des Dorotheahauses zusammen mit einem angefangenen Neubau, dem heutigen Haus Immanuel. Heute kennen wir die Einrichtung als Elisabeth Diakoniewerk Niederschönhausen (EDWN), verantwortet vom Geschäftsbereich Stephanus Wohnen und Pflege.  
 

Wegbereiter für den Stephanus-Hospizdienst

In seiner Leitungszeit dort gründete André Krell eine Sozialstation, eine Tagespflege, eine Kurzzeitpflege und die segretative Demenzstation, die sich u.a. durch einen höheren Stellenschlüssel auszeichnete. Zudem war er nebenamtlich viele Jahre Mitglied im Direktorium der St. Elisabeth-Stiftung.  

Den Bedarf an Sterbebegleitung in seiner Einrichtung erkennend, gründete er 1998 bereits einen Förderverein, um ein Jahr später einen ambulanten Hospizdienst aufzubauen. Das ist heute der Stephanus-Hospizdienst, mit acht hauptamtlichen Koordinator*innen, zwei Verwaltungskräften und 185 Ehrenamtlichen, die mehr als 350 Menschen pro Jahr auf ihrem letzten Weg begleiten.  

In den Jahren von 2000 bis 2010 war Diakon Krell Geschäftsführer der EDWN gGmbH. Danach wechselte er hauptberuflich zum Hospizdienst und übernahm die Leitung für den damals berlinweit und heute auch in Brandenburg tätigen Dienst.  

Auf die Frage, warum er 40 Jahre für die St. Elisabeth-Stiftung arbeitete, die dann später in der Stephanus-Stiftung aufgegangen ist, antwortet André Krell: „Ich durfte mit den Händen glauben. Dieser Dienst war sehr spannend. Ich konnte immer neue Aufgaben und auch Herausforderungen meistern.“
 

Katharina Kreuschner
Verantwortliche Koordinatorin, Stephanus-Kinderhospizdienst
Stellvertretende Leitung Stephanus-Hospizdienst

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