Null Ahnung von Leitung, aber große Freude beim Aufbau

Pastor Torsten Silberbach ehrte Marlies Sydow mit dem Goldenen Kronenkreuz

In Bad Freienwalde wurde Schulleiterin Marlies Sydow verabschiedet

 

Es gibt sicher nicht viele Menschen, die in ein und demselben Schulgebäude sowohl Schulkind, Lehrkraft als auch Schulleitung waren. Marlies Sydow (Jahrgang 1956) ist so jemand. Nach einem erfüllten Berufsleben, das sie überwiegend in der Stephanus-Stiftung verbrachte, wurde die Pädagogin am 28. September 2022 in Bad Freienwalde feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung überreichte ihr Pastor Torsten Silberbach das „Goldene Kronenkreuz der Diakonie“.

Nach ihrem Abitur, welches sie 1975 im heutigen Gebäude der Laurentiusschule ablegte, studierte sie an der Martin-Luther-Universität Halle Russisch- und Geografie. Anschließend unterrichtete sie an den Bad Freienwalder Schulen Theodor Fontane und Geschwister Scholl. Seit 1991 war sie an der Laurentiusschule tätig und gehört damit zu den Mitarbeiterinnen, die von Anfang an diese Schule für Kinder mit unterschiedlicher Beeinträchtigung aufgebaut und mitgestaltet haben.  

„Eigentlich war ich damals nur für ein Jahr vom staatlichen Schuldienst ausgeliehen“, sagt Marlies Sydow und erinnert sich an die Eröffnung der Laurentiusschule am Standort Cöthen im März 1991. Aber sie blieb und wurde schon ein Jahr später mit der stellvertretenden Leitung der Förderschule betraut.  

Neben der Verantwortung für Stunden- und Vertretungspläne sowie Aufsichts- und Transportpläne, leitete sie auch Praktikant*innen an, wies die Zivildienstleistenden ein (die es da noch gab) und kümmerte sich um die Zusammenarbeit mit der örtlichen Kirchengemeinde.

„Weil mir damals noch die sonderpädagogische Ausbildung fehlte, bekam ich zunächst nur einen befristeten Anstellungsvertrag“, berichtet Marlies Sydow. Deshalb absolvierte sie dieses Studium von 1995 bis 1999 berufsbegleitend an der Berliner Humboldt-Universität mit dem Abschluss „Sonderschullehrerin für die Fächer Geistigbehindertenpädagogik/ Sprachbehindertenpädagogik".

„Ich hatte zwar null Ahnung von Schulleitung, aber große Freude am Aufbau der Laurentiusschule“, sagt Marlies Sydow heute mit einem Lachen. „Die Abende waren oft sehr lang und meine Kinder damals noch klein. Doch mit einem tollen Team und trotz noch fehlendem Wissen ist uns ganz viel gelungen. Mein besonderer Dank geht noch heute an die damalige Schulleiterin Karin Kriegel.“


Mit einem tollen Team ist uns ganz viel gelungen.

In den 31 Jahren ihres Dienstes in der Stephanus-Stiftung bleiben Marlies Sydow einige Ereignisse besonders in Erinnerung. Zum Beispiel der erste epileptische Anfall eines Schülers und die Angst, dass er nicht überlebt. Auch das berufsbegleitende Studium mit all seinen sehr zeitaufwendigen Anforderungen, Sichtstunden und Praktika forderten sie sehr. Mit dem plötzlichen Ableben des damaligen Schulleiters Maik Stiebitz 2015, hatte sie quasi über Nacht die Verantwortung für die Laurentiusschule allein zu tragen. Für sie selbst, für das Kollegium, für die Eltern, für Schülerinnen und Schüler eine dramatische Situation. Auch der Umzug von Cöthen nach Bad Freienwalde 2007 in ein eigentlich nicht barrierefreies aber größeres Schulgebäude, war für alle Beteiligten eine große Herausforderung.
 
„Ich bin hier jeden Tag sehr gern arbeiten gegangen“, sagt Marlies Sydow. „Es machte mir immer Spaß, solange an den Plänen zu tüfteln, bis sie für alle Mitarbeitenden im Kollegium optimal waren.“ Im Zentrum stand und steht aber immer das Wohl des Kindes, die beste individuelle Förderung jedes einzelnen. „Das ist unser Auftrag und Anspruch. Wir arbeiten unter super guten personellen und materiellen Bedingungen. Die Eltern vertrauen uns ihre Kinder an, sind in Sorge um sie und wir wollen den Eltern verlässliche Partner sein.“

So schließt sich für Marlies Sydow der Kreis eines langen Lebensabschnitts, der für sie als Schülerin im Jahr 1971 an der damaligen „Erweiterten Oberschule Berthold-Brecht“ in Bad Freienwalde begann, in deren Gebäude sie dann als Leitung bis zu ihrem Ruhestand evangelische Bildung für Kinder mit Beeinträchtigungen gestaltete.  

Diakon Marin Jeutner

Das „Goldene Kronenkreuz“ ist kein Orden und keine Auszeichnung. Es ist vielmehr Ausdruck das Dankes und der Wertschätzung für die Treue und den Einsatz im Dienste am Nächsten. Seit 1972 wird es an langjährige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in Kirchengemeinden und Diakonischen Einrichtungen verliehen.

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