Lernen im Klassenzimmer Schulwald

Schulförster Joachim Lange mit Schülerinnen und Schüler der Waldhofschule

Brandenburgs größtes Klassenzimmer in Templin feierte am 13. September 2017 sein 10-jähriges Jubiläum. Begleitet von Lehrern, Förstern und Experten, lernten bisher mehr als 1000 Kinder und Jugendliche im Templiner Stadtwald das Ökosystem Wald und seine Bedeutung kennen.

Vor zehn Jahren hat die Kommune Templin 700 Hektar (entspricht einer Größe von 1400 Fußballfeldern) ihres Stadtwaldes an die Waldhofschule der gemeinnützigen Stephanus-Stiftung verpachtet. Seitdem wird der Wald in Form einer Schülerfirma nachhaltig bewirtschaftet. Aus dem Gewinn der Schülerfirma erhielt die Stadt Templin bisher rund 880.000 Euro an Pachteinnahmen.

Verantwortlich für dieses außergewöhnliche Bildungsprojekt ist Schulförster Joachim Lange. „Wir sind mit den Schülerinnen und Schülern seit zehn Jahren dabei, diesen Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Das bedeutet, wir verjüngen den Wald und bauen ihn um.“

Mit diesem Ansatz konnten in den letzten zehn Jahren 37.000 Festmeter Holz geschlagen und verkauft werden. Anschließend pflanzten die Schülerinnen und Schüler sowie Beschäftigte der Werkstatt tausende Laub- und Nadelbäume. „So erreichen wir, dass sich der ursprüngliche Mischwald wieder neu entwickeln kann“, erklärt Joachim Lange. Bisher wurden bereits 20 Prozent der Fläche in einen Mischwald umgewandelt. In Brandenburg hat sich in den letzten 100 Jahren aus verschiedenen Gründen reiner Nadelwald entwickelt.

Zur Unterstützung des Schulwaldprojektes konnte Joachim Lange auch verschiedene Fördergelder erschließen. „Die rund 313.000 Euro aus Fördermitteln haben wir nicht nur in Neuanpflanzungen investiert, sondern richteten auch zahlreiche Waldwege davon her, die für die Bewirtschaftung wichtig sind“, sagt Joachim Lange.

Natürlich gibt es in einem Wald dieser Größe auch einen Wildbestand. „Die ökologische Bejagung gehört zum nachhaltigen Konzept“, erläutert Schulförster Lange. Diese geschieht in Zusammenarbeit mit örtlichen Jägern. Das Wild wird extern zu hochwertigen Fleischprodukten verarbeitet, den Vertrieb verantwortet wieder die Schülerfirma der Waldhofschule. „Seit diesem Jahr haben wir einen Verkaufswagen, in dem wir diese Produkte auf regionalen Märkten erfolgreich verkaufen“, freut sich Joachim Lange.

Die herausragenden Erfolge dieses außergewöhnlichen Bildungsprojektes sind auch ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit mit der Kommune Templin sowie mehreren Kooperationspartnern. Zu nennen sind die Staatliche Oberschule Templin, das Gymnasium Templin, die beiden Stephanus Kindertagesstätten in Templin sowie die Stephanus-Werkstätten Templin.

Eine Schule für alle

Die Waldhofschule versteht sich als „Eine Schule für alle“. Zurzeit lernen dort 260 Schülerinnen und Schüler. Etwa 210 Kinder mit breit gefächerten Potenzialen, mit oder ohne diagnostiziertem Förderbedarf lernen in der Ganztagsschule bis Klasse 6 gemeinsam. Etwa 50 Jugendliche besuchen die angeschlossene Ober- und Werkstufe mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler sowie der Erwerb sozialer Kompetenzen haben in der Waldhofschule einen besonderen Stellenwert.

Joachim Lange

Joachim Lange arbeitet seit 2007 in der Waldhofschule Templin der Stephanus-Bildung gGmbH (Landkreis Uckermark) als Lehrkraft für das Waldprojekt und als Schulförster. Für sein herausragendes Engagement wurde er am 9. Mai 2016 in Potsdam geehrt. Mit 18 anderen Pädagogen zeichneten ihn Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bildungsminister Günter Baaske mit dem „Brandenburgischen Lehrinnen- und Lehrerpreis“ aus.

In seinem vielfältigen und sehr praxisbezogenen Unterricht vermittelt Joachim Lange den Schülerinnen und Schülern die Grundlagen einer naturnahen Forstwirtschaft. Dazu gehören Pflanzungen, Pflege und Ernte sowie die dazu notwendigen betriebswirtschaftlichen und verwaltungsorganisatorischen Prozesse. „In meinem durchaus etwas außergewöhnlichen, aber tatsächlich begreifbaren Unterricht, möchte ich den Kindern weitreichende Kenntnisse über die sensiblen Wechselwirkungen zwischen unserer regionalen Flora, Fauna und den hier lebenden Menschen vermitteln“, erläutert Joachim Lange.

Die Waldhofschule Templin ist eine integrative „Schule für alle“ in Trägerschaft der Stephanus gGmbH. Hier lernen Kinder und Jugendliche mit und ohne Förderbedarf gemeinsam. Die Stephanus gGmbH ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Stephanus-Stiftung. Im Geschäftsbereich Bildung verantwortet das diakonische Unternehmen Bildungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg: Kindertagesstätten, Frühförder- und Beratungsstellen, einen Familienentlastenden Dienst, ein Familienzentrum, Grund- und Förderschulen sowie eine berufsbildende Schule und die Stephanus-Akademie. Mehr als 350 Mitarbeitende sind in diesen Einrichtungen für nahezu 1200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene tätig. Die Stephanus gGmbH ist für über 3800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine verlässliche Arbeitgeberin und Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Martin Jeutner
Leiter Unternehmenskommunikation

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