Zeit für die Menschen - Arbeiten 4.0 bei Stephanus

Der Begriff „Digitalisierung“ ist seit längerem schon ein Begriff, der uns im Alltag begegnet.

Für die meisten Menschen jedoch ist „Digitalisierung“ eine universelle Bezeichnung für Fortschritt, dem man sich nicht entziehen kann. Für kaum jemanden ist ein Leben ohne Handy noch vorstellbar. Das Smartphone ist mittlerweile ganz selbstverständlich zu einem multifunktionellen Gerät geworden. Unsere alltägliche Kommunikation in Bild und Ton sowie tausende von Aktionen, Informationen und Einkäufe wickeln wir dank „Digitalisierung“ mit einem Computer im Westentaschenformat ab.

Wie wir uns diese Möglichkeiten auch für die soziale Arbeit in der Stephanus-Stiftung zunutze machen können, untersucht seit Mitte August ein Projekt mit dem Titel: „Arbeiten 4.0 - Personal- und Organisationsentwicklung vor dem Hintergrund fortschreitender Digitalisierung“. Fachleute aus der operativen Arbeit der Stephanus-Stiftung beschäftigen sich dabei konkret mit dem Thema „Eigenverantwortung in der Arbeitszeitsteuerung und Arbeitsplanung“.

In der Auftaktveranstaltung am 24. August in Berlin-Weißensee sagte Stephanus Vorstand Harald Thiel: „Die technischen Möglichkeiten nicht zu nutzen wäre unverantwortlich. Sie zu nutzen, ohne auch Regeln dafür aufzustellen, ebenso. Passende Lösungen zu finden ist jetzt die Aufgabe, um unsere Arbeit auf der Basis unserer Grundwerte weiterzuentwickeln.“

Projektleiterin für die Stephanus-Stiftung ist Anne Redmer, Referentin im Vorstandsbereich Personal. Sie sagte: „Unsere Dienstleistung besteht im Wesentlichen aus Zeit für die Menschen. Wir müssen nun herausarbeiten, wie wir uns die Digitalisierung zunutze machen, damit sie unsere soziale Arbeit unterstützt.“

Was sich zunächst sehr theoretisch anhört, wird zu durchgreifenden Veränderungen in unserer Organisation der sozialen Arbeit führen, zum Beispiel in der ambulanten Betreuung von Menschen mit Behinderung oder in der ambulanten Hauskrankenpflege. Viel Zeit muss dort eingesetzt werden, um die unterschiedlichen Interessen von Klienten und Mitarbeitenden auszubalancieren und gleichzeitig mit den tariflichen Vorgaben einerseits und den Erwartungen des Arbeitgebers andererseits in Einklang zu bringen.

Auch wenn digitale Kommunikation mittlerweile ganz selbstverständlich ist: Am konkreten Beispiel ambulanter Angebote der Stephanus-Stiftung für Menschen mit unterschiedlichen Hilfebedarfen in Templin (Landkreis Uckermark) werden Stephanus Mitarbeitende in der Projektgruppe die Chancen der Digitalisierung etwa für die Arbeitszeitgestaltung oder die Arbeitsorganisation entwickeln.

Begleitet werden sie dabei von Fachleuten des Bundesverbandes diakonischer Dienstgeber. Dort wurde das Projekt initiiert und kann nun mit finanzieller Unterstützung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) umgesetzt werden. Außer der Stephanus-Stiftung sind fünf weitere diakonische Unternehmen in Deutschland beteiligt. Gemeinsam mit der Diako Thüringen gGmbH bearbeiten die Stephanus Fachleute das Thema: „Arbeitszeitsteuerung mittels digitaler Zeitmanagementverfahren“.

Dabei geht es zum Beispiel um digital geprägte Arbeitsprozesse in vernetzten Arbeitsumgebungen und flexible Modelle der Arbeitszeitsteuerung. Ein Ziel ist unter anderem die Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeitenden in Fragen der Selbstorganisation. Konkret gemeint sind u. a. Möglichkeiten der Dienstzeitbelegung nach Wunsch mit digitalen Genehmigungsverfahren.

Denn der reale Alltag von Kolleginnen und Kollegen in den ambulanten Diensten sieht meist so aus: Sie müssen für diese Aufgabe sehr flexibel sein und spontan reagieren können. Geregelte Arbeitszeiten gibt es selten. In ihrer Freizeit müssen sich die Mitarbeitenden auch mal stören lassen und erreichbar sein. Oft genug springen sie unverzüglich ein, wenn jemand anderes krankheitsbedingt ausfällt.

Im Gesamtprojekt werden drei weitere Themen von den anderen beteiligten diakonischen Trägern bearbeitet: Kompetenzerwerb und Kompetenzerweiterung, Unternehmensinterne Kommunikation sowie Agile Arbeitsgestaltung.

Vorgesehen ist, dass bis zum Ende des Jahres 2020 umsetzbare Ergebnisse zu den vier verschiedenen Themen vorliegen. Die Fachfrauen und Fachmänner in der Stephanus-Stiftung in Templin analysieren zunächst die eigenen aktuellen Organisationsprozesse. Die noch zu erarbeitenden Lösungsansätze kommen dann dort in eine Erprobungsphase. Erfolgreiche Ergebnisse sollen dann auf andere Bereiche angepasst und übertragen werden.

Vorstand Harald Thiel sagte auf der Impulsveranstaltung am 24. August in Weißensee: „Es muss uns gelingen, die Interessen unserer Klienten, die Erwartungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den Anspruch der Stephanus-Stiftung in Balance zu bringen. Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beachten sowie die wirtschaftliche Machbarkeit. Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir sie meistern werden.“

Martin Jeutner
Leiter Unternehmenskommunikation

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