Frau Raddatz, was hat Sie bewogen, die Kita Eulennest als Sprach-Kita weiterzuentwickeln?
Unser Leben besteht im Wesentlichen aus Kommunikation. Sprache spielt dabei eine zentrale Rolle. Bei der Begleitung der Kinder dokumentieren wir ihre Entwicklung und haben stets auch ihre Sprachentwicklung im Blick. Unser Ziel ist, die Kinder gut auf ihr Leben vorzubereiten. Das sagen wir bewusst so, weil sich aus unserer professionellen Sicht unser Auftrag nicht allein auf die Schulvorbereitung beschränkt. In der Kindertagesstätte wird eine wichtige Basis fürs Leben gelegt, die gut als „Lebenskompetenz“ beschrieben werden kann. Dazu gehört insbesondere die Fähigkeit zur aktiven Teilhabe an der Gemeinschaft, wobei die sprachlichen Fähigkeiten von besonderer Bedeutung sind.
Worauf achten Sie dabei genau?
Wenn wir Kinder in Konfliktsituationen beobachten, stellen wir fest, dass sie mit gut ausgeprägten sprachlichen Fähigkeiten diese Situationen häufig besser bewältigen als Kinder, deren Sprachfähigkeit noch nicht so weit entwickelt ist. Uns ist es wichtig, jedes Kind in seiner individuellen Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Dabei müssen wir möglichst frühzeitig Benachteiligungen der Kinder erkennen und ausgleichen, um ihnen gleichberechtigte Startbedingungen zum Schuleintritt zu ermöglichen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass gut ausgeprägte sprachliche Fähigkeiten unter anderem auch einen bedeutenden Einfluss auf den Schulerfolg eines Kindes haben.
Wie bekommen Sie diesen Anspruch personell hin?
Das Bundesprogramm „Sprach-Kita“ ermöglicht uns die Einstellung einer zusätzlichen Fachkraft für wöchentlich 20 Stunden. Mit dieser personellen Verbesserung können wir die frühkindlichen Bildungsprozesse stärken, wobei die alltagsintegrierte sprachliche Bildung in besonderem Fokus steht.
Welche Unterstützung haben Sie vom Land bekommen?
Wir haben den Zuschlag für das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ für den Bewilligungszeitraum vom 01.11. 2021 bis zum 31.12.2022 erhalten. Damit verbunden ist eine finanzielle Zuwendung aus dem Bundeshaushalt, die zur Refinanzierung der zusätzlichen Fachkraft verwendet werden.
Was konkret werden Sie damit machen?
Aus diesen Mitteln finanzieren wir die zusätzliche (Sprach-)Fachkraft, die ab 1. Januar 2022 unser Team unterstützen wird. Mit Danja Möbus konnten wir eine pädagogische Fachkraft gewinnen, die alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt und zudem langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Familien und Kindern hat. Wir hoffen, dass wir längerfristig in diesem Projekt bleiben können.
Wie wird sich dieses Angebot auf die Kinder und ggf. deren Familien auswirken?
Die zentralen Anliegen des Bundesprogramms liegen in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung, der einrichtungsinternen Weiterentwicklung einer inklusiven Pädagogik sowie der Digitalisierung. Darüber hinaus geht es um die Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder. Auch wenn der Bewilligungszeitraum vorerst befristet ist, haben wir die nachhaltige Verstetigung der genannten Anliegen im Blick.
Geplant ist, dass Danja Möbus als zusätzliche Fachkraft die pädagogischen Fachkräfte in der Kita bei den alltäglichen Interaktionen mit den Kindern unterstützt. Dabei dient der kollegiale Austausch im Team der Reflexion des pädagogischen Alltags. Mit seinen Abläufen und Routinen ist er die Ausgangsbasis für die Weiterentwicklung der professionellen Fach- und Handlungskompetenzen der pädagogischen Fachkräfte. Auf diese Weise profitieren sowohl die Kinder als auch deren Eltern von den verbesserten Rahmenbedingungen.
Wie arbeiten Sie z.B. auch mit der Logopädischen Praxis im Haus zusammen?
Uns verbindet eine gute und langjährige Zusammenarbeit. Die Kinder erhalten dort mit einem ärztlich indizierten sprachlichen Förderbedarf auf Wunsch der Eltern die therapeutische logopädische Förderung. Dabei profitieren die pädagogischen Fachkräfte in der Kita sehr gut von den Erfahrenen dieser jahrelangen Zusammenarbeit. Die Entwicklungsfortschritte und Erfolge der Kinder zeigen, wie wichtig es ist, vorhandene Besonderheiten und Auffälligkeiten der Kinder auch im sprachlichen Bereich möglichst frühzeitig zu erkennen und geeignete Fördermöglichkeiten zu initiieren. Die Pädagoginnen empfehlen bei Bedarf im Rahmen der Erziehungspartnerschaft mit den Eltern eine ärztliche Abklärung der Auffälligkeiten. So können Eltern rechtzeitig aktiv werden und wertvolle Entwicklungszeit für die Kinder geht nicht verloren.
Hat diese Weiterentwicklung auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit der Waldhofkita?
Die Waldhofkita ist bereits seit vielen Jahren in diesem Bundesprogramm aktiv. Mit Janine Büttner als zusätzliche Fachkraft, konnten dort schon umfangreiche und wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, von denen wir profitieren dürfen. Im Rahmen dieses Projektes möchten wir unsere Zusammenarbeit intensivieren. Wir sind dankbar für die Unterstützung durch Janine Büttner in Form von wichtigen Informationen und durch den kollegialen Austausch zwischen den zusätzlichen Fachkräften, der sehr hilfreich ist und uns den Start des Projekts erleichtert.
Vielen Dank für dieses Gespräch.