Es gibt hier keine Vorurteile

SPD-Landtagsabgeordnete Katja Poschmann

SPD-Landtagsabgeordnete Katja Poschmann

Am 7. Juli 2021 nahm sich die SPD-Landtagsabgeordnete Katja Poschmann einen Tag Zeit und begleitete Bewohnerinnen und Bewohner mit Behinderung in den Wohnstätten Heilbrunn und Ganz (Landkreis Ostprignitz-Ruppin). Wie es ihr ergangen ist und welche Erfahrungen die Politikerin machte, darüber sprach sie mit Martin Jeutner, Pressesprecher der Stephanus-Stiftung.

Frau Abgeordnete Poschmann, wie konnten Sie sich in den Alltag in Heilbrunn einbringen?

Ich wurde vom Team, aber auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr freundlich empfangen. Wir haben gemeinsam gefrühstückt, gelesen, Memory gespielt oder uns unterhalten. Am Nachmittag war ich in der Wohngruppe in Ganz. Dort haben wir gemeinsame Sportspiele und einen Radausflug unternommen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Mir ist sofort aufgefallen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sehr herzlich sind und wenige Berührungsängste hatten. Wir haben viel zusammen gelacht und es war, als ob wir uns schon lange kennen. Das hat mich tief beeindruckt, weil es zeigte, dass es hier keine Vorurteile gibt.

Welche Ihrer Erwartungen haben sich bei Ihrem Praxistag in Heilbrunn und Ganz erfüllt oder auch nicht?

Ich wollte mir vor Ort ein Bild machen und dazulernen. Daher bin ich nicht mit festen Erwartungen angekommen. Was mich nicht überrascht hat, war, dass der Zusammenhalt sehr groß ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben alles für die Bewohnerinnen und Bewohner, was sie können. Dass leider aufgrund von Personalmangel zu wenig Zeit für jeden einzelnen bleibt, war zu erwarten. Umso mehr habe ich mich gefreut, Zeit mit ihnen verbringen zu können.

War dies Ihr erster Praxistag in einer Wohneinrichtung, in der Menschen mit Behinderung zuhause sind?

Beruflich ja. Privat habe ich Erfahrungen mit meinem an Demenz erkrankten Onkel gemacht.

Ihr Tag hat ja zeitig um 6 Uhr begonnen. Was hat Ihre Familie dazu gesagt, dass Sie sich so früh auf den Weg gemacht haben?

Meine Familie weiß, dass ich viel unterwegs bin und ist daran gewöhnt. Aber die Uhrzeit hat sie staunen lassen. Natürlich musste ich auch eine Betreuung für meine Kinder organisieren.

Was haben Sie für sich aus diesem Tag in der Stephanus-Stiftung in Ihre politische Arbeit mitgenommen?

Wichtig sind mir vor allem die Themen Fachkräftemangel und Nachwuchsgewinnung. Hier muss u.a. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, besonders auch für alleinerziehende Mütter im Schichtsystem verbessert werden. Je mehr Fachkräfte sich für diesen Beruf entscheiden, je mehr kann man sich den individuellen Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner widmen. Auch der bürokratische Aufwand raubt wertvolle Zeit, die man nicht mit den Menschen verbringen kann. Hier ist noch sehr viel Potenzial zur Verbesserung. Im Fokus muss der Mensch stehen können, nicht der Schreibtisch.

Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Tag vor Ort sein durfte. Es war ein toller und beeindruckender Tag für mich.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Arbeit. 

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