Mit der Zukunft sprechen

Hochschule und Stephanus Werkstätten machen Führungskräfte fit zum Thema Inklusion

Von November 2022 bis Januar 2023 fand an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) zum ersten Mal eine Vortragsreihe zum Thema „Gesellschafts- und interkulturelle Kompetenz“ im Studiengang Nachhaltige Ökonomie und Management statt.  

Svenja Hartmann, Referentin des Geschäftsbereiches Stephanus-Werkstätten, war dazu eingeladen, um die zukünftigen Führungskräfte über das Thema eines inklusiven Arbeitsmarktes zu informieren. Damit sollte auch der Grundstein für mögliche weitere Kooperationen zwischen der HNEE und der Stephanus gGmbH gelegt werden.  

Svenja Hartmann führte im Anschluss ein Interview mit Steffi Schneemilch, Initiatorin der Vortragsreihe und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft:

Frau Schneemilch, warum haben Sie die Vortragsreihe Gesellschafts- und interkulturelle Kompetenz für Ihren Studiengang ins Leben gerufen und welchen Mehrwert erhoffen Sie sich für die Studierenden?

Die Vortragsreihe insgesamt soll die Studierenden ganz gezielt auf das im 4. Fachsemester stattfindende 20-wöchige Praxismodul (Fachpraktikum) vorbereiten. Ziel des Praktikums ist es unter anderem auch als junge „Nachhaltigkeitsmanager*innen“ mit betriebswirtschaftlicher Ausrichtung in die Unternehmen zu gehen. In dem neu konzeptionierten Studiengang „Nachhaltige Ökonomie und Management“ als Nachfolger der klassischen BWL an der HNEE haben die Studierenden die Aufgabe, im Praxismodul verschiedenste Dimensionen der Nachhaltigkeit (sozial, ökonomisch, ökologisch) bei ihren Praxispartner*innen aufzuspüren und an der HNEE sichtbar zu machen. Dazu diente insbesondere diese Vortragsreihe als Inspiration für Nachhaltigkeit in der Praxis und sollte den Studierenden verschiedenste Persönlichkeiten und Thematiken der Praxis nahebringen.  

 

Sie haben dem Thema der inklusiven Arbeitswelt einen eigenen Vortrag gewidmet. Wieso war es Ihnen wichtig, dass das Thema Werkstätten für behinderte Menschen präsent ist?

Inklusion und kulturelle Vielfalt gehören nach dem Lehrbild des Studiengangs und vor allem dem Leitbild Lehre der HNEE zu einer sozial nachhaltigen Gesellschaft und Arbeitswelt, die es weiterhin zu erschließen und bei potenziellen Nachwuchsführungskräften zu verankern gilt. Und wenn wir ganz ehrlich sind, gilt es in einer von Fachkräftemangel geplagten Wirtschaft, alle gesellschaftlichen Potenziale anzuerkennen und zu fördern. Dazu kann und muss man Menschen und Unternehmen befähigen. Und das haben wir uns vorgenommen. Unternehmen und Institutionen, die sich diesen Themen mit all ihren Herausforderungen öffnen, sind gesellschaftlich anerkannt, erfolgreich und haben ein gutes Betriebsklima. Dies führt automatisch dazu, dass die personelle Fluktuation in den Unternehmen geringer ist und Stellen nicht lange unbesetzt bleiben. Man muss es richtig anpacken und sich die entsprechenden Partner*innen mit Expertise suchen. Es geht um Menschen. Auch das sollte der Vortrag mit dem Thementag aufzeigen. Naja, und an unserer Kultur des Scheiterns arbeiten wir alle gemeinsam noch ein Stück. Der Umgang mit Fehlern wird kommunikativ in allen Teilen der Vortragsreihe direkt oder indirekt thematisiert. Das ist ein Thema mit Breitenwirkung.

 

Wie haben Ihre Studierenden auf das Thema Inklusion/Menschen mit Behinderungen reagiert, gab es ein Feedback?  

Wenn man die aktuelle regionale Presse verfolgt hat, weiß man, dass die HNEE selbst in diesem Bereich noch zumindest die Kommunikationskompetenzen verbessern kann. Der Umgang mit Menschen mit Behinderung im Bereich der Lehre ist noch nicht in allen Strukturen allgegenwärtig. Die Studierenden zumindest haben hochsensibel auf das Thema reagiert und tun es bis heute. Sie blicken aktuell sehr kritisch auf den Aspekt der Barrierefreiheit und realisieren, was dies im Alltag bedeuten kann. Es wurde durch den umfänglichen, aber sehr eingängigen Vortrag von Svenja Hartmann deutlich, wieviel Expertise es braucht, den richtigen Umgang mit Menschen mit Behinderung zu finden. Und es wurde direkt im Vortrag auch deutlich, wieviel Vorbehalte es im Alltag gibt. Auch bei uns allen persönlich. Es ist wichtig, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.  

 

Was wünschen Sie sich von der Wirtschaft in Bezug auf das Thema Inklusion?  

Den Studierenden möchte ich mitgeben, dass man die Erwartungen bzgl. der Inklusion an die Gesellschaft allgemein und an die Wirtschaft im Speziellen gar nicht trennen sollte. Wir leben den Gedanken, dass Unternehmen – also die Wirtschaft – sehr aktiver und auch machtvoller Teil der Gesellschaft sind. Verantwortung trägt also jeder Teil der Gesellschaft. Wenn wir es schaffen, diese (zugegebenermaßen mutig formulierte) Vision von Wirtschaft in den Fach- und Führungskräften von morgen zu verankern, sind wir auf einem guten Weg. Und das dürfen und müssen wir an einer Hochschule auch, die sich der Nachhaltigkeit in allen Dimensionen verschrieben hat. Ganz persönlich wünsche ich mir, dass rein wirtschaftlich der Mensch mehr in den Mittelpunkt rückt – und zwar nicht als Individuum, sondern als Grundlage aller Handlungskompetenz. Das muss alle mit einschließen.

Vielen Dank Frau Schneemilch! 

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