Sterben gehört zum Leben!

Christine Menold, Koordinatorin für Palliative Care

Christine Menold, seit über 10 Jahren in der Stiftung tätig, arbeitet seit 2018 auch als Koordinatorin für Palliative Care. Das ganzheitliche Konzept zur Beratung, Begleitung und Versorgung schwerkranker Menschen wird bei Stephanus weiter ausgebaut.

Sterben, Tod und Trauer rücken durch Feiertage wie Ewigkeitssonntag oder Allerheiligen gerade im November mehr in unser Bewusstsein. Die Mitarbeitenden im Geschäftsbereich Wohnen und Assistenz beschäftigen sich hingegen immer mit der Frage, wie Menschen mit Behinderung bis zuletzt in ihrem gewohnten Umfeld betreut und begleitet werden können. Ein komplexes Thema, das auch Knowhow in rechtlichen und medizinischen Grundlagen bedarf.

Vor zwei Jahren haben 21 Mitarbeitende an zehn Standorten in Berlin und Brandenburg ihre 160 Stunden umfassende Weiterbildung „Palliative Kompetenz in der Eingliederungshilfe“ abgeschlossen. Eine von ihnen ist Christine Menold, Mitarbeiterin in der Ambulanten Betreuung Pankow. „Themen wie Leben, Glück, Trauer, Sterben und Tod berühren mich“, sagt sie. „Meine Motivation für die Weiterbildung, mich einzubringen: Bewusstsein schaffen, Wissen weitergeben, Angst nehmen, unterstützen und immer wieder auch selber lernen.“

Schwer erkrankte oder sterbende Menschen sollten selbstbestimmt ihren Weg gehen dürfen. Wenn sie es möchten und sofern möglich, am besten in vertrauter Umgebung. Medizinische, pflegerische aber auch psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse sind für die Begleitung handlungsleitend. Dafür lohnt es sich, rechtzeitig zu planen: Vorsorgevollmacht, Testament, Sterbeversicherung, Bestattungswünsche, Patientenverfügung. Es gibt viele Dinge, die geregelt werden sollten.

Selbstbestimmte Versorgungsplanung zum Lebensende

Das weiß auch Andrea Stöckmann, Musiktherapeutin im Margarete-Steiff-Haus. Sie hat neben der Palliative Care-Weiterbildung auch eine Ausbildung als „Beraterin zur gesundheitlichen Versorgungsplanung zum Lebensende“ absolviert. In den Wohneinrichtungen am Standort Berlin-Pankow bietet sie ein spezielles Beratungsangebot an.

Im Ergebnis der Gespräche wird der Wille der Bewohnerin bzw. des Bewohners schriftlich festgehalten, damit dieser zu gegebener Zeit berücksichtigt werden kann. Das gibt allen Beteiligten Rechts- und Handlungssicherheit. „Die Beratungen in Pankow werden sehr gut angenommen, so dass wir diese zukünftig auch an anderen Standorten anbieten wollen“, erläutert Kerstin Leisterer, die als Referentin im Geschäftsbereich für das Thema Palliative Care zuständig ist. „Auch für das Hier und Jetzt haben die Gespräche über Vergangenes und Zukünftiges einen großen Wert“, sagt Leisterer. „Sie sind eine sehr gute Ergänzung zur alltäglichen Biografiearbeit, die auch für die Alltagsbegleitung der Bewohner unerlässlich ist.“

Herzstück des Palliative Care-Ansatzes ist neben der Beratung auch die Versorgung und Begleitung in dieser einzigartigen Lebensphase. Herausforderungen annehmen, das Sterben anerkennen, Veränderungen und Symptome aushalten und Schmerzen, Unruhe und Angst lindern. „Wir können viel tun mit Medikation“, sagt Christine Menold. „Aber auch, in dem wir achtsam und mitfühlend zur Seite stehen oder gemeinsamem beten.“ Wer ihr zuhört merkt, wie sehr ihr das Thema am Herzen liegt. „Wenn wir unsere Profession so verstehen, dass wir ganzheitlich begleiten, assistieren oder einfach nur da sind, ist der diakonische Anspruch gut und ausgefüllt. Dafür müssen wir auch nicht alles wissen oder können. Es gibt Kooperationspartner, die in schweren Zeiten beraten und helfen“, so Menold.

Ein Kooperationspartner ist der Stephanus-Hospizdienst. Die ausgebildeten Lebens- und Sterbebegleiter dort stehen den Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zur Seite. Für die Zukunft wünscht sich Christine Menold, dass alle Einrichtungen der Eingliederungshilfe ihre Teams schulen, stärken und befähigen. „Sterben ist normal und darf sein. Auch Bedenken und Ängste sind normal – aber wir dürfen uns mehr zutrauen.“

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