Inklusive Abschiedsfeier in Haßleben

Fotoquelle: Archiv Stephanus

„Ja, geht denn das? Ist das möglich? Dürfen wir das so machen?“ Diese und ähnliche Fragen wurden von den Bewohnerinnen und Bewohnern und der begleitenden Mitarbeiterin der Außenwohngruppe des Wohnangebotes Im Sonnenwinkel Haßleben gestellt.

Wem? – Einer Bestatterin.

Ende Juli dieses Jahres verstarb eine Bewohnerin unserer Außenwohngruppe im Krankenhaus. Ihr Tod kam so plötzlich, war für alle Beteiligten unbegreiflich und traf sie völlig unvorbereitet. Fast 46 Jahre wohnte Frau B. am Standort Prenzlauer Straße 28. Viele ihrer Mitbewohner/innen haben 35 bis 44 Jahre ihres Lebens mit ihr verbracht. In dieser Gemeinschaft, die über so viele Jahre eng zusammenwuchs, waren sie sich sehr vertraut. Frau B. wohnte sehr gern an dem Standort, wollte von dort nie wegziehen und wenn doch, dann nur mit der Wohngemeinschaft.

Die Bewohner und Bewohnerinnen wollten mit den begleitenden Mitarbeitenden die Trauerfeier gemeinsam mit der Bestatterin vorbereiten. Diese ermutigte die Bewohnenden, ihre Wünsche bezüglich der Beisetzung mitzuteilen. Zum Beispiel sollte Frau B. noch einmal zurückkehren in die Prenzlauer Straße 28, also ihre Urne. Und die Urne wollten sie gestalten. Bemalen oder bekleben, auf jeden Fall wollte jede(r) einen Fingerabdruck darauf verewigen. Ganz wichtig war ihnen, dass ein Bild der Hunderasse Mops (Frau B. liebte diese über alles und hatte auch vieles in Form von Bildern, Plüschtieren, Kalendern, selbst eine Mops-Uhr.) auf die Urne käme. Und Lieder der Lieblingsband von Frau B. sollten gespielt werden. Die Trauerfeier sollte auf dem Gelände der Außenwohngruppe (AWG) stattfinden.

Und immer wieder kam die Frage: „Ja, geht denn das?“ Die Bestatterin stimmte den Ideen stetig aufmunternd zu. Die Wünsche der Bewohnenden sollten im Sinne von Frau B. umgesetzt werden. Herr H. wollte die Urne zum Friedhof tragen und am Grab sollten sich alle Teilnehmenden gute Wünsche für Frau B. überlegen und sie mit bunten Luftballons in den Himmel senden.

Ein Tag vor der Beisetzung kam die Pfarrerin zu weiteren Absprachen. Denn Frau B. sollte auch unter kirchlichem Geleit beigesetzt werden. Die Pfarrerin war sehr angetan von den Wünschen und geplantem Ablauf der Trauerfeier mit anschließender Beisetzung.

Der Tag der Beisetzung war der 25. August. Und obwohl es ein trauriger Anlass war, war es schön, warm und tröstlich. Nach der Trauerfeier in der Prenzlauer Straße 28 machte sich ein langer Trauerzug auf den Weg zum Friedhof. Viele Bewohnende, Mitarbeitende, ehemalige Begleiterinnen im Ruhestand und Menschen aus dem Dorf wollten Frau B. die letzte Ehre erweisen. Herr H. ging mit der Pfarrerin vorneweg, trug stolz und andächtig die Urne.

Nach der Beisetzung trafen sich alle zum Kaffeetrinken auf dem Gelände der AWG. Lustige Begebenheiten über Frau B. wurden erzählt und viele nutzten die letzte Möglichkeit in ihr Zimmer zu gehen, sich anzusehen, wie sie wohnte und noch einmal Einkehr zu halten, bei ihr zu sein.

Inklusive Abschiedsfeier – „Ja, geht denn das?“

Ja, es ist möglich! Es ist gut und sehr tröstlich. Es braucht nur Menschen, die diesem Thema, Tod und Abschied sehr offen und empathisch gegenüber sind und Menschen mit Einschränkungen miteinbeziehen, sie, ihre Gedanken und Wünsche ernstnehmen und ihnen viel zutrauen. Wie jedem anderen Trauernden auch.

Auf diesem Weg sage ich DANKE an Frau Dörte Engel von „Engelbestattungen Templin“. Es ist so vieles möglich, wenn man es wagt und den Menschen sieht.

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