Alle wollen das Beste

Kerstin Leisterer (Geschäftsstelle Wohnen und Assistenz), Katrin Herrmann (Wohnanlage Biberbau), Karin Widmann (Katharina-von-Bora-Haus und Margarete-Steiff-Haus), Ulrike Krebs (Stephanus Potsdam), Steffen Weidmann (Ambulante Betreuung Berlin-Köpenick), Anja Wolf (Wohnangebote Uckermark), Georgia Breuer-Geiger (Ulmenhof) und Christine Menold (Ambulante Betreuung Berlin-Pankow) (v.l.n.r.)

Empfanden die Moderatoren/Moderatorinnen-Weiterbildung als bereichernd, wertschätzend und wichtig: Kerstin Leisterer (Geschäftsstelle Wohnen und Assistenz), Katrin Herrmann (Wohnanlage Biberbau), Karin Widmann (Katharina-von-Bora-Haus und Margarete-Steiff-Haus), Ulrike Krebs (Stephanus Potsdam), Steffen Weidmann (Ambulante Betreuung Berlin-Köpenick), Anja Wolf (Wohnangebote Uckermark), Georgia Breuer-Geiger (Ulmenhof) und Christine Menold (Ambulante Betreuung Berlin-Pankow) (v.l.n.r.)

Professionelle Moderation von Ethischen Fallgesprächen

Im Geschäftsbereich Wohnen und Assistenz erhalten Einrichtungsleitungen künftig Unterstützung durch acht neu geschulte Moderator/-innen. Durch deren professionelle Gesprächsleitung kann es gelingen, Konflikte zu beheben und gemeinsam gute Lösungen zu finden.

„Vor einiger Zeit ist ein Bewohner unserer Einrichtung in Potsdam lebensverkürzend erkrankt“, berichtet Ulrike Krebs, Gruppenleiterin einer Stephanus-Wohneinrichtung in Potsdam. Heilung und Lebensverlängerung standen nicht im Vordergrund, sondern die bestmögliche Erhaltung seiner Lebensqualität. „Wir Mitarbeitenden kannten den Bewohner schon viele Jahre und wollten ihm gern Nähe und Zuwendung schenken. Jedoch hatten wir keine Erfahrungen in der Begleitung eines Bewohners mit solch einer Diagnose.“ Ulrike Krebs erinnert sich gut an die Situation, welche das Team damals vor besondere Herausforderungen gestellt hat.

Tritt solch ein Fall ein, müssen zunächst in einem ersten Gespräch die Wünsche und Bedürfnisse des betroffenen Menschen gehört werden. Diese Wünsche - eventuell aber auch der vermutete Wille - sind in nächster Zeit handlungsweisend für die Begleitung der letzten Lebensphase. Auch aus diesem Grund ist die pädagogische Biografiearbeit von zentraler Bedeutung und muss möglichst alltäglich stattfinden.

In einem zweiten Schritt wird in einem „Ethischen Fallgespräch“ beraten, wie diese Wünsche in der Begleitung umgesetzt werden können. Mitarbeitende, gesetzliche Betreuer/-innen, Angehörige, Ärzte und weitere Beteiligte nehmen an einem solchen Gespräch teil. Weil jeder eine ganz eigene Perspektive auf die individuelle Situation hat, stoßen Beteiligte schon mal an ihre Grenzen.

„Oft wollen alle das Beste für die Betroffenen, finden aber keinen gemeinsamen Weg“, weiß Kerstin Leisterer, Referentin im Geschäftsbereich Wohnen und Assistenz. „Daher haben wir uns entschlossen, Kolleginnen und Kollegen zu Moderator/-innen weiterzubilden, die künftig die Ethischen Fallgespräche leiten“, so Leisterer weiter. „Ihre Aufgabe ist es, durch eine professionelle Gesprächsleitung Handlungsoptionen zu erarbeiten und eine gemeinsame Handlungsentscheidung zu treffen. Im Rahmen der Weiterbildung wurden uns dafür wichtige Gesprächsführungsgrundlagen vermittelt, die in ethischen Fallbesprechungen hilfreich sind. Zum Beispiel wie wichtig sachliche Rückmeldungen, eine partnerorientierte Gesprächsführung oder auch ein Perspektivwechsel sind. Auch die Rolle und Haltung von uns Moderierenden oder Moderationsregeln haben wir trainiert“, berichtet Kerstin Leisterer.

Ziel ist es, dass der/die Bewohner/-in für alle Teilnehmenden „greifbar wird“. Jeder soll ein Gefühl dafür bekommen wer der/die Bewohner/-in ist und in welcher Situation er bzw. sie sich befindet.

Mit dem gelernten Wissen können die Moderierenden nun dafür Sorge tragen, dass die betreffende Person mit ihren Bedürfnissen in den Mittelpunkt gestellt wird. Sie sorgen dafür, dass jede/r Gesprächsteilnehmende ihre/seine individuelle Perspektive äußern kann. Alle Handlungsmöglichkeiten werden gemeinschaftlich erarbeitet und diskutiert. Die Teilnehmenden an den Gesprächen setzen die im Fallgespräch getroffenen Entscheidungen in den jeweiligen Tätigkeitsbereichen und in der Begleitung um. Zuständigkeiten werden festgelegt und protokolliert sowie ein Evaluationstermin vereinbart.

„Auch gute Entscheidungen sind niemals perfekt“, weiß Kerstin Leisterer. „Doch wenn alle Beteiligten hinter der Entscheidung stehen, stärken sie nicht nur das Team, sondern ermöglichen dem Bewohnenden eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, eine Verbesserung der Lebensqualität oder eben auch ein gutes Sterben.“

Ulrike Krebs hat sich auch zu einer Moderatorin weiterbilden lassen. Sie ist überzeugt, dass sie damit künftig ihrem und auch anderen Teams helfen kann. „Die Weiterbildung war nur ein erster Schritt. Wir acht ausgebildeten Moderatorinnen und Moderatoren werden künftig eng zusammenarbeiten und uns regelmäßig austauschen“, sagt Kerstin Leisterer. „So können wir unser Fachwissen noch weiter vertiefen. Und dafür sorgen, dass sich niemand mit dieser wichtigen Aufgabe überfordert fühlt.“

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