Ein besonderes Wohnkonzept

Zeichnung der Hausfassade in der Wriezener Straße 86

Eine talentierte Bewohnerin zeichnete die Fassade des Hauses für die Einladungskarte, die in der Regenbogendruckerei gedruckt wurde.

Rote Ziegelsteine, beigefarbener Stuck, gusseiserne Balkonbrüstungen – die schmucke Fassade der Wriezener Straße 86 in Bad Freienwalde ist ein echter Hingucker. Was man nicht sieht: Hier wohnen Menschen mit und ohne Assistenzbedarf in einem inklusiven Wohnangebot unter einem Dach.

„Unser Wohnprojekt ist etwas Besonderes“, erklärt Tim Voß, Wohngruppenleiter in der Außenwohngruppe Wriezener Straße, die zum Waldhaus Bad Freienwalde gehört. Letztes Jahr sind elf Bewohner und elf Bewohnerinnen, die vorher in Wohngruppen in Altranft, in der Gartenstraße und der Friedensstraße wohnten, in das aufwändig sanierte Haus gezogen.

Dort leben sie in Wohngemeinschaften mit maximal drei Bewohnern zusammen. Insgesamt mietet die Stephanus-Stiftung zehn der elf Wohnungen im Haus an, eine davon dient den Kolleginnen und Kollegen vor Ort als Büro. „Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten sich im Vorfeld überlegen, mit wem sie zusammenwohnen möchten“, erinnert sich Voß. „Wir wollen sie nicht umsorgen, sondern ermutigen, ein selbstständiges Leben zu führen. Wir assistieren, wo sie Unterstützung benötigen. Und am meisten freuen wir uns, wenn sie selbst formulieren können, was sie konkret brauchen.“

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Wunsch nach einer Einweihungsfeier für das neue Haus nicht vom Betreuerteam ausging, sondern von den Bewohnern formuliert wurde. Sie wollten den Handwerkern und Umzugshelfern endlich Danke sagen und Freunden und Familie ihr neues Zuhause zeigen.

Das Fest organisierten die Bewohnerinnen und Bewohner selbst. Alle haben sich nach ihren Möglichkeiten eingebracht. „Ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Ziele des Bundesteilhabegesetzes ganz praktisch gelebt werden können“, findet Voß. „Sogar an das Hygienekonzept haben die Bewohner gedacht“, sagt er stolz. „Weil ein Buffet ja nicht erlaubt ist, wurden wir gefragt, ob das Betreuerteam kellnern kann.“

Wegen der geltenden Abstandsregeln musste die Feier in kleinem Rahmen bleiben. So konnten die Bewohnerinnen und Bewohner nur eine Person jeweils einladen. „Das sorgte im Vorfeld schon für Diskussionen“, so Voß. Aber im Nachhinein waren alle glücklich, dass sie endlich mal wieder feiern konnten.

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