Aus der Geschichte des Dr. Harnisch Hauses

Foto: Holger Vonderlind

Das Dr. Harnisch Haus 2022

Historisches zum Gelände und Gebäude in der Liebigstraße in Friedrichshain

Auf dem Gelände des heutigen Dr. Harnisch Haus in Berlin-Friedrichshain standen bis 1943/44 vier Wohnhäuser mit Läden und einem Lokal im Erdgeschoss. In den Berliner Adressverzeichnissen vor 1943 sind diese Häuser mit den Hausnummern 38, 39, 40 und 41 und ihren damaligen Bewohnern verzeichnet.

Erwähnung findet das Haus mit dem Wahllokal „Knobel“ zu den Reichstagswahlen am 05.03.1933, da hier vor dem Wahllokal die KPD den Wahlkampf organisierte, sowohl W. Knobel als auch Schlosser O. Zielske, die wohl in der Hausnummer 39 wohnten, werden in diesem Zusammenhang erwähnt (Quelle Buch:  Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933-45, Band 5/8).

Auf dem heutigen Gartengelände stand die Liebig Realschule, die später in der Zeit des Nationalsozialismus die Handelsschule „Horst Wessel“ wurde. Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude durch Bombentreffer zerstört bzw. schwer beschädigt.

Zu DDR-Zeiten warendie Grundstücke zum Teil Grünbereiche – Parkanlage bzw. ein Kinderspielplatz, zum Teil verwildert und zum Teil Lagerflächen bzw. Garagenkomplexe. Es wurden 7 Grundstücke für das Bauvorhaben Feierabendheim in Anspruch genommen. Davon befanden sich zum Planungszeitraum fünf in Volkseigentum (Gesundheitswesen, Kommunale Wohnungsverwaltung, Stadtbezirksgartenamt und der HO Kultur und Sport). Ein Grundstück wurde vom Magistrat verwaltet, ein Grundstück befand sich in Privatbesitz und wurde durch Eigentumsentzug zugunsten Volkseigentums für das Vorhaben bereitgestellt.

Hauptauftraggeber war die Aufbauleitung für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen der Hauptstadt der DDR. Als übergeordnetes Organ wurde der Magistrat von Berlin Abt. Gesundheit- und Sozialwesen benannt. Für die Durchführung der Investition ist das Investitionsbüro für Bauten des Gesundheits- und Sozialwesen verantwortlich. Nutzer und Rechtsträger war der Rat des Stadtbezirkes Berlin-Friedrichshain, Abt. Gesundheits- und Sozialwesen.

In den Jahren 1987/88 wurde ein Investitionsvolumen von insgesamt 16 Millionen Mark, davon 12 Millionen für den Bau, geplant. Die Inbetriebnahme war für April 1989 mit 280 Plätzen, davon 147 Pflege- und 133 Wohnplätzen vorgesehen. Im 2. - 4. Obergeschoss waren die Ein- und Zweibettzimmer der Wohnstation und im 5. - 7. Obergeschoss waren die Ein-, Zwei- und Vierbettzimmer der Pflegestation geplant. Der Personalbedarf bei Inbetriebnahme war mit ca. 70 Personen, davon 60 weibliche, benannt. Tatsächlich wies der erste Stellenplan aber schon 80 VbE (Vollbeschäftigten-Einheiten) für die drei Pflegestationen inkl. Küche, Hauswirtschaft und Leitung aus.

Am 11.6.1987 wurde die Standortgenehmigung zur Errichtung der Baustelleneinrichtung erteilt. Generalprojektant und Generalauftragnehmer war der VEB Wohnungsbaukombinat Berlin. Am 1.9.1987 erfolgte die Übergabe des Baugeländes an den WBK und am 22.10.1987 begannen die Ausschachtarbeiten. Die Übergabe des fertigen Baukörpers zur Ausstattung war für den 30.12.1988 geplant. Fertigstellung der Freiflächen- und Gartenanlage war für den 1.3.1989 vorgesehen und die Komplexübergabe sollte am 31.07.1989 erfolgen.

Die Freifläche des Feierabendheims betrug 1.625 m² und entsprach den damaligen Normativen von 6 m² Frei-/Gartenfläche je Bewohner. Es waren zwei Freiflächenebenen geschaffen worden, um den Höhenunterschied des abfallenden Geländes auszugleichen. Eine Freischachanlage, Skattische sowie ein kleiner Küchenkräutergarten und Blumenbeete für die Bewohner wurden zur Betätigung im Freien errichtet. Zwischen dem Feierabendheim und der nördlichen Bebauung war ein 6-geschossiges Wohnhaussegment als Schwesternwohnheim vorgesehen, welches aber nicht mehr realisiert wurde.

Das Feierabendheim vom Typ „Berlin“ wurde dann als letztes Senioren- und Pflegeheim des Ost-Magistrats von Berlin vor der Wende im Mai 1989 fertiggestellt. Die Erstbelegung erfolgte am 15. Mai 1989. Die Eröffnung und Inbetriebnahme 1989 verläuft schon unter den Zeitzeichen und Begleiterscheinungen des Wendejahres.

Nach der Wende und der Vereinigung wurden die meisten Einrichtungen des staatlichen Gesundheits- und Sozialwesen der DDR in freie gemeinnützige Trägerschaften überführt. Zum 1.1.1994 vollzog sich dann der Trägerwechsel aus Kommunaler Verwaltung zur St. Elisabeth-Stiftung. Die Feierstunde anlässlich der Übernahme fand am 28.1.1994 statt. An diesem Tag erhält das Haus auch den Namen Pflegewohnheim Dr. Harnisch Haus.

Eine grundlegende Sanierung erfolgte von 1998 bis März 2000. Es entstanden 150 Pflegeplätze in 1 Person- und 2 Personen-Wohneinheiten. Während der Sanierung wurde der Betrieb des Feierabend- und Pflegeheims in einem Ersatzquartier in der Teichstr. in Reinickendorf untergebracht. Am 26. Mai 2000 wurde durch den Träger die St. Elisabeth-Stiftung die Wiedereröffnung des Dr. Harnisch Hauses mit einer Feierstunde begangen.

Uwe Gerson, Unternehmenskommunikation

 

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