Die Gedanken sind frei

Eine ganz besondere Ausstellung im Dr. Harnisch Haus zeigt, wie der Affe „Sun Wu Kung“ Kindern und Jugendlichen in der DDR ungeahnte kreative Freiheit eröffnete. Die Ausstellung basiert auf einer Geschichte aus dem altchinesischen Roman „Die Reise nach dem Westen“ und ist noch bis Ende Februar zu sehen.

Die gezeigten Aquarelle entstanden vor fast 30 Jahren, in der damaligen DDR. Die kunstinteressierten Kinder und Jugendlichen trafen sich damals  wöchentlich im Zentralhaus der Jungen Pioniere „German Titow“ in Berlin Lichtenberg.

In diesem Haus gab es viele Arbeitsgemeinschaften unter sehr guter fachlicher Anleitung, die kostenlos genutzt werden konnten.   Dafür aber - so heißt es bis heute - seien sie politisch ausgerichtet worden.  In unserer Gruppe sah das so aus: Unsere Arbeitsgemeinschaft „Zeichnen und Malen II“, eine „Muster AG“,  erwirkte in einem kurzen Gespräch mit dem Direktor des Hauses, sich den jährlich von der Pionierorganisation erteilten „gesellschaftlichen Auftrag“ selber zu geben.

Dr. Gerhard Schmitt, Vater eines der Kinder, Sinologe von Beruf und  Bewohner unseres Hauses, empfahl dem damaligen Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Zeichen und Malen II “ Gisbert Waligora,     die äußerst tiefsinnige und amüsante Geschichte  vom besagten Affen zu illustrieren, sicherlich mit etwas Hintersinn.

Damals balgten sich die Kinder fast um die lustigsten Begebenheiten, sie nahmen sich im Geiste alle Freiheiten, die sie sich wünschten. Nur politische Griesgrame stellten sich uns danach in den Weg und suchten einen politischen Hintergrund,  lasen bis auf das Komma genau jede Zeile,  mehrfach. Sie fanden nichts Verdächtiges! Dem Affen sei Dank!  Und wir sangen und pfiffen unser Lieblingslied „Die Gedanken sind frei!“

Unsere Ausstellung wurde bald in der Akademie der Wissenschaften der DDR , Bereich Alter Orient gezeigt und wanderte dann von Ort zu Ort. Als ein Beispiel außergewöhnlicher kunstpädagogischer Arbeit wird die Ausstellung aufgenommen in das Archiv des Instituts für Umweltgeschichte und Religionsentwicklung e.V.  an der Hochschule Neubrandenburg.

 

Gisbert Waligora/Ines Lischewsky

 

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