Vorreiter in Sachen Lebensqualität

Senioren und Kitakinder im St. Elisabeth-Stift

So geht es normalerweise im St. Elisabeth-Stift zu: schöne Begegnungen mit Kitakindern

Die Stephanus gGmbH erkämpft per Schiedsspruch ein höheres Budget für mehr Qualität in der Betreuung in Seniorenzentren.

In einem Schiedsstellenverfahren hat die Stephanus gGmbH durchgesetzt, dass die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner in ihren 16 Seniorenzentren finanziell gestärkt wird. Erstmals werden jetzt Sachkosten der Betreuung, Verwaltungskosten und eine Teamleitung für die Betreuungskräfte von den Pflegekassen übernommen. So wird eine hohe Qualität der Betreuung sichergestellt und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner gesteigert. Die Stephanus gGmbH nimmt hier bundesweit eine Vorreiterrolle ein.

Wer pflegebedürftig ist, hat nicht nur Anspruch auf eine gute Pflege und Versorgung. Lebensqualität bedeutet viel mehr. Betreuungskräfte sorgen in unseren Pflegeeinrichtungen dafür, dass die Seniorinnen und Senioren einen abwechslungsreichen Tag haben, ihre Fähigkeiten trainieren können, in die Gemeinschaft eingebunden sind und möglichst selbstbestimmt leben. Dafür gibt es Gespräche, Spiele, Spaziergänge und viele weitere kreative, sportliche und alltagsbegleitende Angebote.

Das ist auch die Aufgabe von Dörte Maungue. Sie leitet das Betreuungsteam im St. Elisabeth-Stift. Wie ihr Alltag aussieht, lesen Sie bitte im Interview weiter unten.

Möglich ist das seit der Pflegereform 2008 und dem § 87b (2017 aktualisiert als § 43b), der die Einstellung zusätzlicher Betreuungskräfte ermöglicht. Seitdem gibt es zum Beispiel in den Stephanus-Seniorenzentren 80 sogenannte Betreuungsassistenten und -assistentinnen. Die Finanzierung erfolgt über die Pflegekassen, geht also nicht zu Lasten der Bewohnerinnen und Bewohner. Es gab jedoch ein Problem, auf das Stephanus Wohnen und Pflege von Beginn an hingewiesen hat: Finanziert wurden nur die Personalkosten, keine Sachkosten oder Personalnebenkosten. Und auch die Organisation war unklar: Tatsächlich gab es im Betreuungsbereich keine Ressourcen für Teamleitung, Verwaltung etc.

Daher hat Stephanus Wohnen und Pflege im Jahr 2017 ein Schiedsstellenverfahren angestrengt. Exemplarisch wurde das St. Elisabeth-Stift in Berlin-Prenzlauer Berg herangezogen.

In einer Verhandlung konnten wir 98% unserer Forderungen durchsetzen. Bei der nächsten Verhandlungsrunde mit den Pflegekassen Anfang 2020 haben wir dann explizit eine Teamleitung für die Betreuungskräfte gefordert – und diese Forderung wurde akzeptiert! Wir haben unser Ziel erreicht: Die Betreuung in unseren Pflegeeinrichtungen ist jetzt ein eigener Leistungsbereich mit jeweils einem eigenen Leitungsanteil und einem Budget für Sachkosten. So kann nun zum Beispiel das Futter für das Tiergehege des St. Elisabeth-Stifts und die Organisation rund um die Alltagsbegleitung sowie die fachliche Begleitung der Betreuungsassistenten und -assistentinnen finanziert werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden dadurch nicht zusätzlich finanziell belastet.

Was für das St. Elisabeth-Stift gilt, konnte inzwischen auf alle unsere Einrichtungen in Berlin und Brandenburg übertragen werden. Der große Aufwand des Schiedsstellenverfahrens hat sich gelohnt – für die Betreuungsteams und für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Selbstbewusst können wir sagen, dass wir hier Vorreiter sind. Im Grunde könnte jetzt jede Einrichtung in Deutschland auf diesen Zug aufspringen und die bisher fehlenden Ressourcen für die Betreuung einfordern.

Interview: Räume zur Entfaltung schaffen

Im St. Elisabeth-Stift leitet Dörte Maungue das Betreuungsteam. Im Gespräch mit Daniela Schalhorn berichtet die ausgebildete Ergotherapeutin und Erzieherin über ihre Arbeit und die Auswirkungen des Schiedsspruchs.

Frau Maungue, was sind Ihre Aufgaben?

Ich organisiere die Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner und koordiniere den Einsatz der Betreuungskräfte. Ebenfalls plane ich Veranstaltungen, meist gemeinsam mit Ehrenamtlichen. Zudem pflege ich die Kontakte zu unseren Kooperationspartnern: Schulen, Kitas und Kirchengemeinden. Und ich kümmere mich darum, dass wir uns „bewegungsfreundliche Einrichtung“ nennen dürfen. Diese Auszeichnung hat uns der Qualitätsverbund Netzwerk im Alter verliehen.

Was hat sich durch den Schiedsspruch geändert?

Die neue Regelung hat das Selbstbewusstsein und die Wertschätzung der Betreuung gestärkt. Das ist nichts, was man nebenbei erledigt. Betreuung und Pflege müssen Hand in Hand gehen. Jetzt können wir besser planen. Schon vorher hatten wir zwar ein tolles Betreuungsprogramm. Doch nun sind die Finanzen und Aufgaben klarer definiert. Früher erledigte ich die Koordination des Teams eher nebenbei. Heute gehört das zu meinen Hauptaufgaben.

Wie gehen Sie mit der Corona-Krise um?

Das hat einiges im Alltag unserer Arbeit verändert. Aber wir versuchen, vieles in kleinerem Umfang aufrechtzuerhalten, um den Bewohnerinnen und Bewohnern weiterhin eine regelmäßige Struktur zu bieten. Wir machen individuelle Angebote für einzelne Personen oder für die Tischgemeinschaften in den Tagesräumen. Das ist möglich, weil eine Tischgemeinschaft wie ein Haushalt zu verstehen ist. Und hin und wieder skypen wir mit den Kindern der Schulen, die uns normalerweise besuchen würden. Auch einige Ehrenamtliche kommen, um unsere Arbeit zu unterstützen. Aber das mussten wir leider aufgrund der Corona-Regeln einschränken.

Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit besonders Freude?

Freude macht mir die große Vielfalt meiner Arbeit. Und vor allem kann ich Räume schaffen, in denen Menschen sich entwickeln und entfalten dürfen.

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