In diesen Zeiten gibt es auch gute Nachrichten. Zum Beispiel aus diakonischen Seniorenzentren für pflegebedürftige Menschen – der Risikogruppe Nummer eins. Im Berliner St. Elisabeth-Stift (Prenzlauer-Berg) wird jetzt jede helfende Hand gebraucht. Zwei, die sich ohne zu zögern bei Pflegedienstleiterin Petra Roth-Steiner gemeldet haben, sind Nilüfer Düvencioglu (20) und Matteo Tabacchini (37). Beide absolvieren gerade im zweiten Jahr eine Pflegeausbildung im St. Elisabeth-Stift der gemeinnützigen Stephanus GmbH. Da die Pflegeschule geschlossen ist, arbeiten sie nun im normalen Schichtplan mit.
„Ich liebe diese Arbeit“, sagt Nilüfer Düvencioglu . Für sie war es ganz selbstverständlich, sich in die Dienste einteilen zu lassen. Sorgen um sich selbst macht sie sich nicht. Viel mehr um die Bewohnerinnen und Bewohner, für die sie tätig ist. „Wie müssen sehr achtsam mit uns umgehen, um sie zu schützen.“
Deshalb hat sich Matteo Tabacchini schon seit drei Wochen in selbst gewählte Quarantäne begeben. „Ich vermeide alle meine sozialen Kontakte, um nicht vom Corona Virus angesteckt zu werden“, sagt er. Denn so wie in seiner norditalienischen Heimat soll es hier nicht werden. Dort hat er Familienmitglieder in Bergamo, die selbst von der Lungenkrankheit betroffen sind.
„Ich bin wirklich stolz auf die beiden“, sagt Pflegedienstleiterin Petra Roth-Steiner. Insbesondere in schweren Zeiten zeige sich, auf wen man sich verlassen kann. Am letzten Wochenende haben beide mit ihrem Einsatz die Besetzung abgesichert, obwohl die Auszubildenden nur an drei Tagen in der praktischen Arbeit sein müssten.
Deshalb ist der Pflegedienstleiterin die Wertschätzung ihrer Mitarbeitenden und Auszubildenden sehr wichtig. „Derzeit sprechen alle über Ärzte und das medizinische Personal in Krankenhäusern. Was die Pflegekräfte in Senioreneinrichtungen leisten wird kaum wahrgenommen“, bedauert Roth-Steiner. Das finden auch Nilüfer Düvencioglu und Matteo Tabacchini. Von der Leitung im St. Elisabeth-Stift hingegen und auch von Freunden erfahren sie ganz viel Respekt und Anerkennung.
Denn das Pflegepersonal ist gerade mit einer zusätzlichen Aufgabe konfrontiert: Weil die Angehörigen, andere Betreuungsdienste und ehrenamtliche Helfer die Einrichtung derzeit nicht betreten dürfen, sind die Mitarbeitenden jetzt die einzigen Bezugspersonen und müssen das Ausbleiben der anderen vertrauten Personen mit ausgleichen.
„Aber wir wollen unseren Stress nicht auf die Bewohner übertragen“, sagt Matteo Tabacchini. „Deshalb bewahren wir die Ruhe und geraten nicht in Panik“, ergänzt Nilüfer Düvencioglu .
Martin Jeutner