Corona Alltag in der Pflege

Eine Frau und ein Mann nebeneinander

Petra Schomacker und Peter Molle

In der ersten Welle der Corona-Pandemie traten zwischen Ostern und Sommerbeginn in zwei Berliner Pflegeeinrichtungen der Stephanus-Stiftung Infektionen mit dem Virus auf. Jonathan Harnisch hat die Einrichtungsleitungen Petra Schomacker und Peter Molle zu ihren Erfahrungen, die gewonnenen Erkenntnisse und Vorbereitungen für die nächsten Monate befragt.

Was hat sich bei Ihnen in diesen Zeiten verändert?

Petra Schomacker: „Alles steht derzeit unter dem Stern der Einhaltung von Schutz- und Hygienemaßnahmen. Wir versuchen bei uns im Haus den Bewohnerinnen und Bewohnern wieder so etwas wie Normalität zu ermöglichen, aber eben alles unter bestimmten Schutzmaßnahmen. Insgesamt ist das Leben etwas vorsichtiger geworden und nicht mehr so unbeschwert.“

Peter Molle: „Fast alle Veranstaltungen finden nicht statt. Die Betreuungsassistentinnen und -assistenten haben mit viel Engagement daran gearbeitet, die Vereinsamung der Bewohnerinnen und Bewohner durch Gespräche und Zuwendungen aufzufangen. Besonders in der Phase, in der wir konkrete Infektionsfälle hatten, war es wichtig, dass wir die Angehörigen mit Informationsbriefen regelmäßig und transparent informierten.“

Welche Erkenntnisse haben Sie in den letzten Wochen gewonnen?

Peter Molle: „Unser Ziel war und es ist es, den Institutionscharakter „Heim“ so klein wie möglich zu halten. Unser Schutzinstinkt und die Angst einer Infektion auf der einen Seite und die Verantwortlichkeit für alle unter dem Motto „Freiheit statt Einengung“ auf der anderen Seite, müssen wir immer wieder neu abwägen.“

Petra Schomacker: „Auf der einen Seite war es uns eine Lehre, wie unberechenbar der Virus war. Wir konnten nie mit Sicherheit sagen, wer möglicher Weise infiziert ist. Deswegen war die wöchentliche Testung ein Segen. Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, wie professionell und unerschrocken die Kolleginnen und Kollegen durch diese intensive Zeit gegangen sind. Der Zusammenhalt im Team war beeindruckend. Es bestand auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Treptow-Köpenick und dem Corona-Vorsorgestab der Stephanus-Stiftung.“

Wie bereiten Sie sich auf die nächste Zeit vor?

Petra Schomacker: „Wir sind schon erprobt. Die Mitarbeitenden kennen die Abläufe und wissen genau, was sowohl im Verdachtsfall als auch im konkreten Fall einer Infektion zu tun ist. Die einzige Sorge ist nach wie vor die Materialbeschaffung. Hier sind wir sowohl mit dem Corona-Vorsorgestab als auch mit unseren Lieferanten im Austausch.“

Peter Molle: „Wir sind dabei, uns einen Vorrat an persönlicher Schutzausrüstung zuzulegen. An manchen Tagen haben wir das Gefühl, im Umgang mit den diversen Corona-Situationen Sicherheit erlangt zu haben. Dann gibt es aber wieder Situationen, bei denen wir gemeinsam überlegen, abwägen und uns auch unsicher sind, was eine angemessene Reaktion auf eine Sachlage ist.“

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