107 Jahre Lebenszeit

Auf 107 Jahre Lebenszeit kann Frau Krien, Bewohnerin unseres Seniorenzentrums, zurück blicken

 

107 Jahre Lebenszeit - Erna Krien

Bewohnerin unseres Seniorenzentrums am Bürgerpark

„Danke Herr, für diesen schönen Tag
und hilf mir,

durch den Kommenden

 

Danke Herr, für dieses Jahr,

und hilf mir,

durch das Kommende“

 

In unserem Haus konnten wir schon 2012 den 100 Geburtstag von Frau Erna Krien feiern. Mit den Zeilen von  Meinholf Steinhofer hat Herr Franke, ein ehemaliger Bewohner, vor sieben Jahren die Erinnerung an dieses besondere Fest begonnen.

Gestern, genau 7 Jahre später, haben wir voller Freude und Dankbarkeit erst im Kreise der Mitbewohner/innen und später in unserem Rosenzimmer mit der Familie und vielen Gästen den 107. Geburtstag von Frau Krien gefeiert. Die Festtafel wurde liebevoll von unserer Mitarbeiterin Frau Dahms mit schönen alten Sammeltassen eingedeckt.

Nachdem im letzem Jahr,  zum 106. Geburtstag Frau Kriens, Herr Benn der Bürgermeister von Pankow zum Gratulieren vor Ort war und voller Respekt sagte: „Ich habe noch nie jemand Älterem gratulieren dürfen“, übernahmen in diesem Jahr zwei Vertreter der Seniorenvertretung Pankow die Ehrung.

Als Gratulanten waren natürlich auch wir Kolleginnen des Hauses vor Ort und gemeisam mit der Assistentin der Geschäftsbereichsleitung von Stephanus Wohnen und Pflege, Frau Kröll-Mohr, wünschten wir Frau Krien mit einem kleinen Ständchen von Herzen alles Gute und Gottes Segen.

Es war mir wie auch in den Jahren zuvor eine große Freude Frau Krien eine liebevoll gestaltetete Geburtstagstorte zu überreichen. Unsere Kollegin der Stephanus Service Gesellschaft, Frau Vinzelberg, hat diese selbst gebacken und Frau Krien hat der Kuchen offensichtlich sehr gut geschmeckt.

2012 schrieb Herr Franke:

„Nicht jedem Menschen auf dieser Erde ist es vergönnt ein Jahrhundert und darüber hinaus zu leben. Das eigene Zutun ist ganz gewiss mit entscheidend, jedoch es ist nicht alles. Frau ERNA KRIEN jedenfalls hat es geschafft ein ganzes Jahrhundert in ihr Leben einzuschließen.

Als sie am 09.04.1912 das Licht der Welt erblickte, regierte noch Kaiser Wilhelm II.

Deutschland war zu dieser Zeit noch eine Monarchie.

Klein Erna wuchs mit einem Bruder in einem kleinbürgerlichen Hause auf, die Mutter war Hausfrau und der Vater Postbeamter.

Wie üblich begann auch damals die Schule mit dem 6. Lebensjahr.

In den einzelnen Klassen war strenge Religionstrennung (ev. / kath.) und sehr oft auch Geschlechtertrennung üblich.

Mit 14 Jahren wurde Konfirmation gefeiert. Es schloss sich gleich der Besuch einer einjährigen Handelsschule an, um  alle Tätigkeiten zu erlernen, die in einem Büro erforderlich sind.

Stenographie und Schreibmaschine mussten fakultativ belegt werden.

Inzwischen waren der 1.Weltkrieg (1914- 1918) und die Weltwirtschaftskrise, incl. der Geldentwertung so gut wie überstanden (1919- 1932).

1936 wurde geheiratet. Ihr Mann war Bäcker, also keine Not um Brot.

Drei Kinder waren das stolze Ergebnis der Ehe.“

 

Bei einem Gespräch mit der Schwiegertochter erfuhr ich, dass Frau Krien immer gearbeitet hat. Das war in der damaligen Zeit, besonders auch mit drei Kindern, nicht selbstverständlich.

 

„Kaum zur Ruhe gekommen, brach 1939 der 2. Weltkrieg aus. Ihr Mann wurde nicht zur  Wehrmacht verpflichtet.  Er galt als unabkömmlich.

Trotz vieler Arbeit wurde man aufgefordert an der Enttrümmerung der zerstörten Stadt mitzuwirken sog. (Trümmerfrauen).

Die Lebensuhr drehte sich unaufhaltsam weiter, je älter man wurde, immer schneller. Das Rentenalter (6o) wurde erreicht, aber Frau Krien arbeitete noch einige Jahre länger. Ihr Mann und zwei Söhne wurden für immer abberufen. Der Zeitpunkt war da, das Alter forderte, ihren Tribut. Gemeinsam mit dem Sohn wurde die Pflege und Betreuung in einem Seniorenzentrum, als die beste Lösung gesehen.“

 

Frau Krien zog 2011 mit 99 Jahren in unser Seniorenzentrum am Bürgerpark. Sie ist bescheiden, hat gern einmal einen Eierlikör getrunken und in alten Bildern und Zeitungen geschaut. Bei so manchem Gespräch mit ihr erzählte sie, dass sie sehr zufrieden ist. „Alle sind freundlich und hilfsbereit.“ Ihr Lebensmotto ist, so erzählte sie weiter, immer positiv denken und freundlich zu allen sein. Wichtig sei es im Leben, immer aus allem das Beste machen. Genau das spiegelt sich in ihr wieder.

Ihr Lächeln ist auch heute noch genau so bezaubernd wie vor 8 Jahren als sie zu uns gekommen ist.

Als sie die große 107 gesehen hat und ich sie gefragt habe ob sie die 110 auch noch gern mit uns feiern möchte, meinte sie schmunzelnd JA !

So wie wir alle Frau Krien erleben ist das ein durchaus realistisches Ziel.

Vor ihrem großen Tag war Frau Krien so aufgeregt, dass sie die ganze Nacht nicht geschlafen hat.  

Das holt sie heute nach. Auch das gönnen wir ihr von ganzem Herzen.

10.04.2019 Katrin Müller – Einrichtungsleiterin

Zurück

Diesen Artikel ausdrucken