Digitale Spiele aktivieren Menschen im Alter

Menschen mit Einschränkungen und ältere Menschen spielen Videospiele

In Stephanus-Seniorenzentren ist zu erleben, wie digitale Technik den Alltag von älteren Menschen bereichern kann.

Hier werden Ostereier im virtuellen Gras gesucht, digitales Besteck poliert und mit ein paar Handbewegungen wachsen Blumen aus Licht: Eine „Tover-Tafel“ – also eine Art digitale Zaubertafel – projiziert bunte, interaktive Bilder auf einen ganz normalen Tisch. Im Seniorenzentrum Christophorus in Pritzwalk sorgt das für ganz neue spielerische Möglichkeiten in der Betreuung. Gerade für Menschen mit Demenz ist das interessant. „Die Tover-Tafel ist ein großer Gewinn“, freut sich Pflegedienstleiterin Monika Reinecke. „Diese Technik schafft neue Anreize, sich zu beteiligen, sich zu bewegen, sich auszudrücken – insbesondere für Menschen mit Demenz bedeutet das eine Steigerung der Lebensqualität.“

Eine ähnliche Technik bietet das Seniorenzentrum Ulmenhof, einen sogenannten „Caretable“. Einrichtungsleiter Diakon Wolfram Döring erklärt: „Ein Caretable ist wie ein riesiges Tablet, ein interaktiver Aktivitätstisch für die Betreuung und Beschäftigung. Die Bewohnerinnen und Bewohner können hier zum Beispiel gemeinsam Bingo spielen, virtuelles Gemüse schneiden, Fotos anschauen, sich entspannen und vieles mehr.“  

Es gibt zahlreiche Programme für die Einzel- oder Gruppenarbeit. Und wie reagieren die Bewohnerinnen und Bewohner? „Wir beobachten, dass sie viel Spaß dabei haben. Sie trainieren ihre kognitiven Fähigkeiten, sind lebendiger, wir kommen leichter ins Gespräch. Gerade bei Menschen mit Demenz ist das sehr wertvoll“, sagt Diakon Döring.

 

Senior*innen probieren sich im „Xbox Gaming“

Einen Workshop „Xbox Gaming“ für Senior*innen fand vor kurzem im St. Elisabeth-Stift statt. Es ging darum, die Vielfalt digitaler Spiele vorzustellen und wie sie die Tagesbetreuung älterer Menschen ergänzen kann. Eine ganz zentrale Frage dabei: Warum sollte man Eskapismus, also Realitätsflucht, als Therapieansatz in der Betreuung nutzen und anwenden?  

Fachlich begleitet wurde der Workshop im St. Elisabeth-Stift von der Rehabilitationswissenschaftlerin Katrin Schäfer, die selbst viele Jahre in der Begleitung älterer Menschen tätig war. Nach einer Einführung für Mitarbeitende und Bewohner*innen konnten sie das Xbox-System testen und erste eigene Spielerfahrungen in den Bereichen Simulation, Puzzler und Multiplayer machen. Weil die simple und barrierefreie Bedienung auch mit eingeschränkter Motorik schnell erlernt ist, ging es u.a. auf einen digitalen Rundflug mit einem Flugzeug an schöne Orte, am Lenkrad auf einer Spritztour im Auto oder auf eine atmosphärische Reise in Old Mans Journey.  

Diese Spiele probierte auch Betreuungsassistent Peter Scholz aus. Er war besonders angetan von den biografischen Spielen, in denen man neben der eigentlichen Spielmission auch miteinander ins Gespräch kommen kann. „Ich glaube, wir werden Gaming mit in unsere Betreuungsarbeit aufnehmen und sie damit gut ergänzen“, sagt Scholz. „Wir können damit mehr Menschen erreichen und gerade auch die, die wir bisher nicht erreichten.“

Kritisch hinterfragt wurden mögliche Suchtgefahren, die die Spiele bei den Nutzern auslösen könnten. Deshalb wünschten sich die Mitarbeitenden mehr Informationen zum Umgang mit der Xbox. Darüber hinaus müsste es für den kontinuierlichen Einsatz der Spiele eine bessere WLAN-Infrastruktur geben.

 
Harald Thiel verantwortet im Stephanus Vorstand das Thema Digitalisierung und hatte den Workshop initiiert. Er sagt: "mit der Verabschiedung unserer Digitalisierungsstrategie vor einigen Jahren haben wir uns bewusst auf den Weg gemacht, um Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung in allen unseren Bereichen einzusetzen, sofern es einen Nutzen für Bewohner, Klient*innen und Mitarbeitende mit sich bringt. Es ist eine Herausforderung, unsere Einrichtungen auf den technischen Stand zu bringen, so dass digitale Angebote genutzt werden können. Hier haben wir einen Standard festgelegt, der nach und nach realisiert wird. Digitalisierung findet manchmal experimentell statt und das ist gut so. Ich finde wird sind auf einen guten Weg. Danke an alle, die hier mitlaufen."
 

Daniela Schalhorn
Referentin Unternehmenskommunikation
Martin Jeutner
Pressesprecher der Stephanus-Stiftung


Hier finden Sie ein Video vom Xbox Workshop im St. Elisabeth-Stift 

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