„Wenn ich Sie nicht hätte…“

Jenny Heidebring und Detlev Voß

Viermal pro Tag versorgt Jenny Heidebring den 60-jährigen Detlev Voß, der in einer Wohnstätte der Stephanus-Stiftung wohnt.

Ambulante Pflege in Zeiten von Corona

Mit ihren auffällig bunten Autos sind sie unterwegs. Sie wechseln Verbände, messen Blutzucker, helfen bei der Körperpflege oder im Haushalt. Das machen sie täglich und zuverlässig. „Da hat auch Corona nichts daran geändert“, sagt Jenny Heidebring. Sie ist Pflegefachkraft beim ambulanten Dienst Stephanus Mobil in Bad Freienwalde. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen fahren auch während der Pandemie täglich zu den Menschen, die Unterstützung und Pflege brauchen. „Unsere Kundinnen und Kunden sind ja auf uns angewiesen“, ergänzt Sascha Höhnow, Leiter von Stephanus Mobil Bad Freienwalde.

Pflege der Seele – Kampf gegen Ängste und Alleinsein

Und doch ist in der Corona-Pandemie nichts wirklich normal. „Nur etwa zehn Prozent unserer Kundinnen und Kunden im ländlichen Raum wohnen mit Angehörigen zusammen“, erläutert Sascha Höhnow. Alle anderen leben allein. Und sind oft einsam. Seniorentreffs, Läden, Tagespflegen, Cafés – vieles ist geschlossen. Auch der Klatsch mit dem Nachbarn geht nicht. „Da sind wir vom Pflegedienst oft die einzigen sozialen Kontakte“, sagt Höhnow.

„Wir sind nicht nur für das gesundheitliche Wohlbefinden wichtig, sondern auch für das seelische“, meint Jenny Heidebring. „Es geht oft einfach ums Reden, da sein oder gemeinsam spazieren gehen.“ Ist die Maske eine Barriere? „Ja, schon. Aber wir können auch mit den Augen sprechen. Und manchmal behelfen wir uns mit Zettel und Stift.“ Ein Stück Seelenpflege schenkt zudem ein ehrenamtlicher Mitarbeiter von Stephanus Mobil. Er ruft regelmäßig bei „seinen“ Senioren und Seniorinnen an, um zu plauschen und den Kontakt zu halten.

Schmaler Grat zwischen Ansteckungsgefahr und Isolation

„Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die Infektionsgefahr zu minimieren“, so Sascha Höhnow. „Wir testen uns dreimal die Woche, wir tragen FFP2-Masken beim Kunden, und auch im Büro gehen wir mit Abstand und Mundschutz auf Nummer sicher.“ 80 Prozent der Mitarbeitenden haben bereits die erste Impfung erhalten. Bei den Kundinnen und Kunden sind es jedoch erst 15 Prozent. Zum Alleinsein kommt also auch noch die Angst vor der Ansteckung.

Zusammenhalt und Dankbarkeit

„Wir tragen eine große Verantwortung, gerade jetzt in der Corona-Pandemie. Viele Menschen sehen das und haben Respekt vor unserer Arbeit“, freut sich Sascha Höhnow. Dass das Image des Pflegeberufs sich merklich verbessert hat, ist einer der Gründe, warum die Motivation bei Stephanus Mobil nicht leidet.

Stolz ist der Leiter auf den Zusammenhalt in seinem Team, der trotz erschwerter Bedingungen sehr gut funktioniert. Um den internen Austausch aufrechtzuerhalten, versendet er zum Beispiel Infobriefe oder er teilt die Mitarbeitenden in drei kleine Gruppen auf, um Teamsitzungen zu ermöglichen. Zwar ein enormer Aufwand, der sich aber lohne.

Nicht zuletzt spüren die Pflegekräfte auch die Dankbarkeit ihrer Kunden. „Das sind oft nur kleine Gesten, wie Händchenhalten oder auch mal eine geschenkte Blume“, erzählt Jenny Heidebring. „Und neulich schaute mich eine Seniorin an und sagte: ,Wenn ich Sie nicht hätte…‘ Das hat mich sehr gefreut.“

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