„Gute Leistung! Gutes Geld!“

Die Beschäftigten der Stephanus-Werkstätten in Berlin und Brandenburg unterstützten den Aktionstag von Werkstatträte Deutschland.

Als ich die Rolltreppen der U-Bahn Station „Bundestag“ in Berlin hochfahre, höre ich bereits die ersten Trillerpfeifen, die ankündigen, dass hier heute jemand auf sich aufmerksam machen möchte.

 Aufgerufen hatten die Werkstatträte Deutschland zum Aktionstag am 24. Mai von 13 - 15 Uhr, um vor dem Bundestagsgebäude für eine bessere Bezahlung von Werkstattbeschäftigten zu demonstrieren. Unter dem Motto „Gute Leistung! Gutes Geld“ versammelten sich etliche Beschäftigte aus der Bundesrepublik, um diese Forderung zu unterstreichen.  

Auf der Wiese tummeln sich beispielsweise Beschäftigte aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Brandenburg und Berlin. Auch wenn hier noch reichlich Platz für weitere Unterstützer*Innen gewesen wäre, erregt der Aktionstag Aufmerksamkeit. Etliche Transparente werden in die Höhe gehalten und titulieren „Inklusion für Alle“, „Löhne rauf auch für uns“ und immer wieder ertönen Sprechchöre, die das Motto des Tages „Gute Leistung! Gutes Geld“ in die Lüfte transportieren. Auf der Mitte der Wiese ist eine kleine Bühne sowie Boxen aufgebaut. Hier berichten Beschäftigte von ihren persönlichen Situationen und die Hintergründe des Aktionstages werden beleuchtet.

Zwischendurch stattet auch der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel den Protestierenden kurz einen Besuch ab.  

Die Stephanus-Werkstätten – allesamt in orangenen Warnwesten als Demonstrierende gekennzeichnet – stellen eine der größten Gruppe dar. Sie haben sich gut vorbereitet, um Aufmerksamkeit zu erregen. Trillerpfeifen, große Banner, selbstgemachte Schilder und laute Trompeten haben sie im Gepäck. Ronny Kwetkat, Werkstattrat in Bad Freienwalde, sagt über die Motivation zum Aktionstag aus Brandenburg anzureisen: „Wir wollen mehr Geld für unsere gute Leistung und vor allem, dass Werkstätten erhalten bleiben.“ Er hat in einer der Sitzungen der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte vom Protest erfahren. Für ihn war sofort klar, dass eine Teilnahme unabdingbar ist. Die Werkstattleitung unterstützte nach Kwetkats Anbringen im Leitungskreis dieses Vorhabe, stellte sofort einen Bus und die Verpflegung zur Verfügung. Die Nachfrage bei den Beschäftigten war groß und die Plätze im Bus schnell vergeben.  

Auch Daniela Meffke, Frauenbeauftragte im Wilhelminenhof der Stephanus-Werkstatt Berlin, hat sich mit Kolleg*innen auf den Weg gemacht. Sie ist mittlerweile eine geübte Demonstrantin, steht heute nicht zum ersten Mal vor dem Bundestag. Der politische Einsatz ist ihr wichtig, schließlich hat sie ein großes Interesse daran, „wie es mit dem Geld weitergeht“. Als sie im April von dem Aktionstag erfuhr, berichtete sie sofort ihren Kolleg*innen und motivierte, heute mit anzureisen. „Es sind mehr Menschen da als ich dachte. Ich hoffe, dass die Politik uns zuhört.“  

Auffällig ist, dass trotz des vermeintlich großen medialen Interesses an der Entgeltsituation in Werkstätten kaum Medienvertreter*innen vor Ort sind. Und damit ein weiteres Mal nicht die Gelegenheit genutzt wurde, um mit den betroffenen Menschen, statt über sie zu sprechen.  

Gegen 15 Uhr endet die Veranstaltung – die mittlerweile auch von Sonnenschein begleitet wurde. Und wir hoffen, dass das Echo der Trillerpfeifen noch ein paar Tage in den Hallen des Bundestages erhalten bleibt.
 

Svenja Hartmann
Referentin Geschäftsbereich Werkstätten

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