Sind wir liebesmutig genug?

Liebe Kolleg*innen, liebe Freund*innen der Stephanus-Stiftung,

überrascht es Sie, wenn die Stephanus-Stiftung sich für ein respektvolles Miteinander einsetzt, für Menschenwürde, Toleranz und Demokratie? Vermutlich nicht. Dennoch ist es nötig, in diesen Tagen laut und deutlich zu sagen: Wir stehen zu unserem Leitbild „Jeder Mensch ist Gottes Geschöpf“. Diskriminierung und rassistisches, menschenfeindliches Denken haben bei uns keinen Platz.

In diesen Tagen und Wochen gehen Tausende in Dörfern und Städten im ganzen Land auf die Straßen, um gegen eine heraufziehende Gefahr zu protestieren. Darunter sind Gott sei Dank viele Kolleginnen und Kollegen der Stephanus-Stiftung.

An einigen Standorten, z.B. in Bad Freienwalde und in Templin gehören wir zu den größten Arbeitgebern. Jede Kollegin und jeder einzelne Kollege ist ein Botschafter der Stiftung. Unsere Bitte ist: Machen Sie sich selbst zum Botschafter und zur Botschafterin der Nächstenliebe! Uns ist bewusst: Das braucht Mut. Wenn in Fürstenwalde Steine ins Pfarrhaus geworfen werden, weil sich der Pfarrer für jüdisches Leben einsetzt, wenn KommunalpolitikerInnen bedroht werden, weil sie sich klar für Geflüchtete positionieren – dann ist das nicht bloß ein Spruch: Nächstenliebe braucht Mut!

Auch wir erleben in einigen Dörfern, in denen Stephanus präsent ist, wie rechtsextreme Kräfte die Dorfgemeinschaften spalten, wie sie Angst verbreiten oder wie ehemalige KlientInnen der Stiftung in die Fänge rechtsextremer Gruppierungen geraten sind.

Auch wir haben unsere Kritik an vielen politischen Entscheidungen, wir alle sind von steigenden Preisen betroffen, von Unsicherheiten. Wir schauen irgendwelche YouTube-Videos über den Untergang Deutschlands und fragen uns: Stimmt das? Nein! Und: Das alles ist noch lange kein Grund, unsere Demokratie zu zerstören.

Wir leben in einem geordneten Sozialstaat und Menschen mit Unterstützungsbedarf haben gesetzliche Ansprüche. Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Unsere Arbeitsplätze sind gesichert. Wir haben hohe fachliche Ansprüche und wollen, dass unsere Werkstätten, unsere Wohn- und Pflegeeinrichtungen, unsere Beratungsstellen, unsere Schulen und Kitas Orte sind, an denen Menschen sich wohl und sicher fühlen. Das alles wollen wir nicht gefährden! Die Zeit ist gekommen, das nicht mehr für selbstverständlich zu nehmen. Wenn wir nicht laut und deutlich widersprechen, wenn wir nicht den Mut aufbringen, unsere tagtägliche Nächstenliebe zu verteidigen, wenn wir schweigen und zusehen, dann wird die Verachtung der Demokratie nicht aufhören. Unsere Taten und Worte müssen stärker und lauter werden.

Unsere Bitte ist: Kommen Sie untereinander und miteinander ins Gespräch! Tauschen Sie sich aus. Als Stiftung haben wir uns zwei großen Aufrufen angeschlossen:

  • „Gemeinsam Hand in Hand“ www.gemeinsam-hand-in-hand.org und
  • „Brandenburg zeigt Haltung“ www.brandenburg-zeigt-haltung.de

Machen Sie mit und unterschreiben auch?

Wir freuen uns über Reaktionen und Anregungen und auf alle Begegnungen in diesem Jahr!
Bleiben Sie liebesmutig und seien Sie herzlich gegrüßt

Ihr Vorstandsteam
Dr. Ellen Ueberschär, Vorstandsvorsitzende
Harald Thiel, Kfm. Vorstand

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