Schichtwechsel

Thomas Seidler ist in der Ulmenhof Tischlerei beschäftigt und arbeitete mit Desirée Hennecke an verschiedenen Möbelstücken.

Neue Perspektiven für mehr Teilhabe in den Stephanus-Werkstätten

Die Stephanus-Werkstätten Berlin sowie Ostprignitz-Ruppin beteiligten sich am 12. Oktober 2023 am bundesweiten Aktionstag „Schichtwechsel“. Dabei wechselten Menschen mit und ohne Behinderung ihren Arbeitsplatz und lernten so die jeweils andere Arbeitswelt kennen.

Aus den sieben Betriebsstätten in Berlin wechselten rund 50 Beschäftigte mit Assistenzbedarf ihren Arbeitsplatz in 14 Berliner Unternehmen oder Organisationen. Mitarbeitende von dort tauschten gleichzeitig ihren Arbeitsplatz in den Berliner Stephanus-Werkstätten. In Neuruppin waren es drei Führungskräfte der regionalen Firma Dreistern, die einen Tag lang in die Stephanus-Werkstatt Neuruppin wechselten.

Seit fast 90 Jahren produziert das Unternehmen Dreistern Konserven. Dort wurden die Teilnehmenden der Werkstatt vom Prokuristen Florian Buschkühle begrüßt, der bei einem Rundgang einzelne Arbeitsschritte in der Verpackung erklärte. Begleitet von der Integrationsbeauftragten Heike Lüdke (aus den Stephanus-Werkstätten), ging es nach der Einweisung für die Beschäftigten der Werkstatt direkt los und sie stellten u.a. Mischpaletten aus verschiedenen Konservenprodukten zusammen. Beim regen Austausch kamen auch viele Fragen auf, die von den Dreistern-Mitarbeitenden mit viel Geduld beantwortet wurden.  

Florian Buschkühle und zwei seiner Mitarbeiter*innen von Dreistern kamen am nächsten Tag in die Werkstatt. Angeleitet von zwei Beschäftigten und dem Gruppenleiter halfen sie bei der Montage von Schaltkästen für ein großes Logistikunternehmen. „So etwas sollte zu einer Tradition führen, so dass wir in jedem Jahr andere Mitarbeitende entsenden können“, sagte Florian Buschkühle.

Der Aktionstag ermöglicht Begegnungen mit Menschen in Werkstätten

In Berlin wechselte z.B. Desirée Hennecke vom Futurium Berlin für einen Tag ihren Arbeitsplatz und arbeitete in der Tischlerei der Betriebsstätte Ulmenhof mit. Dort wurde sie von zwei Beschäftigten eingearbeitet und begleitet. „Ich war in diesem Jahr das erste Mal beim Schichtwechsel dabei und hoffe jetzt schon, im nächsten Jahr wieder teilnehmen zu können. Es war toll selbst in einem völlig anderen Arbeitsfeld tätig zu werden und sehr wertvoll für mich zu erleben, welche Wünsche, Bedürfnisse und Herausforderungen Menschen mit Behinderungen im Arbeitsalltag bewegen.“

Den Mitarbeitenden aus Unternehmen ermöglicht der Aktionstag Begegnungen mit Menschen in Werkstätten. Sie bekommen Einblicke in die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen der Werkstätten und können selbst bei den vielseitigen Arbeitsprozessen mitwirken. Die Beschäftigten der Werkstätten wiederum schnuppern im Rahmen des Schichtwechsels in Berufsfelder des allgemeinen Arbeitsmarkts und lernen ein Unternehmen für einen Tag näher kennen. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen.

Im Geschäftsbereich Stephanus-Werkstätten verantwortet die Stephanus gGmbH in Berlin und Brandenburg Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung. Mit Arbeits- und Beschäftigungsbereichen, beruflicher Bildung und Förderung sowie attraktiven Zusatzangeboten wird die Teilhabe von über 2.000 Menschen am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft unterstützt. Im Geschäftsbereich Werkstätten sind rund 490 Mitarbeitende tätig.  

Geschäftsbereichsleiter Hans-Wolfgang Michael sagt: „Für die Kolleginnen und Kollegen in den Berliner Stephanus-Werkstätten ist der Schichtwechsel bereits seit Jahren eingespielte Routine. In diesem Jahr haben nun erstmals auch die Stephanus-Werkstätten in Bad Freienwalde und Ostprignitz-Ruppin an dieser Aktion teilgenommen. Ich freue mich, dass wir damit maßgeblich dazu beitragen, den Schichtwechsel auch im Land Brandenburg bekannter und wirkungsvoller zu machen.“

Entwickelt wurde der bundesweite Aktionstag Schichtwechsel von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin.


Martin Jeutner

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