Sterben gehört zum Leben - 25 Jahre Stephanus Hospizdienst

Kinder im Trauerprozess zu begleiten ist eine besonders wichtige Aufgabe in der Hospizarbeit.

Am 16. September erinnert sich der Stephanus-Hospizdienst an seine Gründung vor 25 Jahren. Seinen Ursprung hat er am Berliner Wohn- und Pflegestandort Elisabeth Diakoniewerk in Niederschönhausen unter dem Dach der damaligen St. Elisabeth-Stiftung. Diakon André Krell leitet den Stephanus-Hospizdienst und ist von Anfang an dabei. Mit ihm sprach Martin Jeutner, Pressesprecher der Stephanus-Stiftung, über die aktuelle Situation der Hospizarbeit.

Herr Krell, welchen Grund gab es vor 25 Jahren, diesen Hospizdienst zu eröffnen?  

Grund waren die Menschen! In der Stephanus-Stiftung als diakonischem Träger wollten wir dazu beitragen, dass diese nicht allein sind: Auch nicht im Sterben. Es ging darum, die Betroffenen zu begleiteten und Angehörige zu entlasten. Und zwar dort, wo die Betroffenen leben: in ihrem Zuhause, in einer Pflegeeinrichtung oder auch im Krankenhaus. Diejenigen, die in unseren Pflegeeinrichtungen und Wohnangeboten leben, bereits andere Angebote der Stephanus-Stiftung in Anspruch nahmen oder als Mitarbeitende zur Stephanus Gemeinschaft zählten, bestärkten uns in der Idee, einen Hospizdienst aufzubauen.     


Haben sich die Aufgaben in den letzten 25 Jahren verschoben?

Es sind in Berlin und Brandenburg eine Vielzahl an Begleitungsorten hinzugekommen, auch auf Palliativstationen und bei den Stephanus Pflegeeinrichtungen, die ihre Kompetenz zur palliativen Pflege zunehmend ausbauten. Ganz häufig fungieren wir inzwischen auch als Wissensvermittler und Berater für die Kollegen und Kolleginnen unserer Dienstgemeinschaft bei Stephanus, die in der alltäglichen Begleitung der Anvertrauten wirken.  

Im Jahr 2017 haben wir den Kinderhospizdienst gegründet. Dieses Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien. Für sie können wir mit der finanziellen Unterstützung von Aktion Mensch sehr gute Trauerbegleitung anbieten. In Berlin gibt es davon leider viel zu wenige Angebote. Auch für Erwachsene hat der Bedarf an Trauergruppen enorm zugenommen.

Im Bereich der Eingliederungshilfe begleiten wir in den letzten Jahren sehr viel mehr Personen mit Behinderung. Hier unterstützen wir in den Teams, aber auch im Einzelfall. Seit einem Jahr haben wir zudem ein Trauerangebot für Menschen mit Beeinträchtigungen. Wir nennen es „Lebenslinien“ und meines Erachtens ist es ein einzigartiges Angebot in unserer Stadt.


Welche Schwerpunkte gibt es heute?

Natürlich stehen immer die Menschen im Mittelpunkt, die unsere zugewandte Sterbe- und Trauerbegleitung in Anspruch nehmen. Gleichzeitig legen wir viel Energie in die Gewinnung und Ausbildung von Menschen, die sich ehrenamtlich in diese Aufgaben einbringen möchten. Dabei kommt es auch auf eine sehr gute Beratung der Zugehörigen sowie der Pflege- und Betreuungsteams an.  

Unsere Fachtage zu Trauer und Sterben für Auszubildende zur Pflegefachkraft bei Stephanus kommen sehr gut an und unterstützen die ganz selbstverständliche Heranführung und Kompetenzentwicklung zu diesem Thema, das die würdevolle und individuelle Begleitung in den Fokus nimmt.  


Was sind aktuell die größten Herausforderungen?

Die Finanzierung unserer Arbeit und der Trauerbegleitung ist leider sehr ungenügend und muss dringend, auch im Kinderhospizdienst, an die Erfordernisse angepasst werden. Die Förderung der Sachkosten ist unzureichend und berücksichtigt keine Investitionen, so dass wir auf Spenden und sehr großes ehrenamtliches Engagement angewiesen sind. Dass muss sich wirklich ändern.


Wie kann das gelingen?  

Meines Erachtens ist die Finanzierung der Hospizarbeit über die Krankenkassenverbände an der falschen Stelle angesiedelt. Ich sehe das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, welche über staatliche Mittel finanziert werden muss.

Ich fordere daher von der Politik, aber auch von unserer Gesellschaft ein, dass die Themen Sterben, Tod und Trauer mehr Aufmerksamkeit und Mittel zur Realisierung finden. Denn mittelbar betroffen sind wir alle: Schließlich soll niemand in so einer schweren Zeit allein gelassen werden.  

 

Stephanus-Hospizdienst in Zahlen:

Derzeit engagieren sich 180 Personen ehrenamtlich.
12 Mitarbeiter*innen sind hauptamtlich angestellt.

Die Geschäftsstelle und der Kinderhospizdienst haben ihre Büros in Weißensee auf dem Gelände der Stephanus-Stiftung. Weitere Standorte befinden sich in Karow, im Prenzlauer Berg, in Köpenick und in Bad Freienwalde.

Die Ausbildung ehrenamtlicher Sterbebegleiter*innen wird nach einem bestimmten Kurrikulum gestaltet. Wir nutzen dazu das Celler Modell, dass auch im E-Learning möglich ist. Es umfasst 100 Stunden und kann in ca. acht Monaten im Rahmen eines Teamteachings absolviert werden. Die Koordinator*innen sind speziell dafür ausgebildet.

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