Region Uckermark - Schutz, Begleitung und Struktur: 40 Jahre Sozialpädagogisches Zentrum in Lychen

In den 80er Jahren war im Haus auch eine Kinderkrippe.

Die Stephanus-Stiftung erinnert sich am 2. Oktober 2023 an die Eröffnung des Sozialpädagogischen Zentrums (SPZ) in der Lychener Pannwitzallee. Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Ab dem 1. Oktober 1983 war es ein staatliches Heim für familiengelöste Kinder im Alter von 0 bis drei Jahren und eine Kinderkrippe. Vor 1983 gehörte das Haus seit 1945 zur städtischen Grundschule der Stadt Lychen.

Dort lernte einst auch Elke Bandelow lesen und schreiben, die das SPZ seit 2002 leitet. So verbindet die gebürtige Lychenerin bis heute mit dem Haus eine lange und ganz persönliche Beziehung. Denn nach der Schule begann sie 1982 eine Ausbildung zur Krippenerzieherin und absolvierte in der Kinderkrippe Pannwitzallee verschiedene Praktika. Nach ihrer Ausbildung 1985 bot man ihr dort die Mitarbeit an.

Nach der politischen Wende 1989 entwickelte sich die Einrichtung in Trägerschaft der St. Elisabeth-Stiftung zu einer Wohneinrichtung für Kinder und Jugendliche aus problematischen Familiensituationen. Seit 2017 gehört die Einrichtung zum Verbund Hilfen zur Erziehung der diakonischen Stephanus-Stiftung.

„In den letzten 30 Jahren verändern wir kontinuierlich unsere Betreuungskonzepte und richten sie an den gesellschaftlichen Bedarfen aus“, sagt Elke Bandelow. Dabei ging und geht es immer um das Wohl der Kinder und Jugendlichen, ihre motivierende Begleitung, eine klare Alltagsstruktur und oft genug auch um ihren Schutz.  

 
Die sonderpädagogische Arbeit im Sozialpädagogischen Zentrum umfasst heute drei Konzepte:  

In der intensiven Wohngemeinschaft „Kuckucksnest“ leben sechs seelisch beeinträchtigte Kinder im Aufnahmealter von 6-12 Jahren. Sie benötigen sehr viel Verständnis und Zuwendung. Das Ziel ist ihre Rückkehr in die Herkunftsfamilie.

Neun Kinder und Jugendliche werden in der Wohngruppe „Am Zauberberg“ begleitet. Schwerpunkt hier ist ihre Reintegration ins soziale Umfeld. Dazu gehören regelmäßige Schulbesuche und nach einem Schulabschluss die Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben.  

Den Übergang in die eigene Wohnung proben drei Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren in der „Trainingswohngruppe“. Sie werden bis zu einem Schul- oder Berufsschulabschluss begleitet und sollen dann in der Lage sein, den Lebensalltag erfüllend und eigenverantwortlich zu gestalten.

Wie in Familien auch, orientiert sich der Lebensalltag der Kinder und Jugendlichen am Jahreskalender. Sie feiern ihre Geburtstage mit Freunden, machen Ausflüge und Ferienfahrten in der Gruppe und wo es möglich ist, pflegen sie Kontakte in ihre Herkunftsfamilien.  

„Ein guter Kontakt zu ihren Familien ist sehr wichtig“, erläutert Elke Bandelow. Hier geht es darum, wieder eine Normalität in den familiären Begegnungen zu finden oder auch die Rückkehr in die Familien zu begleiten.

Aktuell bereitet sich Elke Bandelow mit ihrem Team von 18 Mitarbeitenden auf umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten im Haus vor, die im nächsten Jahr beginnen sollen. Gleichzeitig ist die Leiterin stark in die Verhandlungen mit Kostenträgern eingebunden. „Die Finanzierung der sonderpädagogischen Arbeit für Kinder und Jugendliche hat es in unserem Land leider nicht leicht“, bedauert Elke Bandelow. „Immer wenn irgendwo gespart werden soll, trifft es zuerst die Schwächsten.“

Dennoch freut sie sich, dass die 18 Kinder und Jugendlichen so gut in die gesellschaftlichen und sozialen Angebote der Region integriert sind. Über Schulen und Vereine pflegen sie Freundschaften, nehmen an Arbeitsgemeinschaften teil oder besuchen Angebote der evangelischen Kirchengemeinde. Bei Konflikten wird gemeinsam nach Lösungen gesucht und an Wiedergutmachung gearbeitet.

Zum Jubiläumsfest am 2. Oktober 2023 hat Elke Bandelow sowohl frühere Mitarbeitende als auch ehemalige Kinder und Jugendliche eingeladen. Einige der heute Erwachsenen pflegen noch immer Kontakt mit der Einrichtung und sind ihr verbunden.  

„Es ist schön zu sehen, dass viele Kinder und Jugendliche nach der Zeit hier gute Wege für ihr Leben gefunden haben. So ist unsere Arbeit nie umsonst, auch wenn manche etwas mehr Zeit benötigen.“

Diakon Martin Jeutner

 

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