12.06.2025 - Waldhof Ambulante Betreuung

Grußwort von Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel zum Jubiläum des Waldhofs

Anlässlich des 171-jährigen Bestehens des Waldhofs Templin richtete Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel – die auf dem Gelände ihre Kindheit verbrachte – ein sehr persönliches und wertschätzendes Grußwort an die Bewohner*innen, Mitarbeitenden und Freund*innen des Waldhofs.

Mit bewegenden Worten blickt sie zurück auf eigene Erinnerungen und würdigt zugleich die bedeutende Arbeit der Stephanus-Stiftung für gelebte Inklusion, Teilhabe und Gemeinschaft.

Lesen Sie hier das vollständige Grußwort:

Dr. Angela Merkel, ehemalige Bundeskanzlerin, spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon.© Archiv Stephanus-Stiftung / Ben Böhm -

Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin a.D. ist die Ehrenvorsitzende des Kuratoriums der Stephanus-Stiftung und besuchte das Jahresfest. Hier war sie im Gespräch mit Klaus-Dieter Kottnik, Vorsitzender des Kuratoriums.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Freundinnen und Freunde des Waldhofs,

in diesem Jahr blicken wir auf ein besonderes Jubiläum zurück: 171 Jahre Waldhof Templin  

– ein Ort der gelebten Nächstenliebe, der Gemeinschaft und des inklusiven Gedankens. Es ist mir auch aufgrund meiner persönlichen Verbundenheit eine große Freude, gemeinsam mit Ihnen auf eine lange Tradition zurückzublicken, die geprägt ist von Engagement, Fürsorge und dem festen Glauben an Gott und an die Würde eines jeden Menschen.

Mit dem Waldhof verbinde ich viele gute Erinnerungen. Das Wohnhaus, in dem ich meine Kindheit verbrachte, befindet sich auf dem Gelände und schon damals gab es viele Einrichtungen der Stephanus-Stiftung mit vielfältigen Angeboten für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Mit kindlicher Neugier habe ich meine Umgebung erkundet und die verschiedenen Gewerke entdeckt. Ich habe mich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgetauscht und auch Freundschaften geschlossen.  

Die Stephanus-Werkstätten waren und sind das Herzstück des Hauses. Dort wird nicht nur sinnvolle Beschäftigung geschaffen, sondern auch die berufliche Bildung und soziale Integration gefördert. Ob in der Holz- oder Metallwerkstatt, in der Montage, der Wäscherei oder der Gärtnerei – überall entstehen hochwertige Produkte und werden Dienstleistungen erbracht, auf die die Beschäftigten zu Recht stolz sein können. Die Bewohnerinnen und Bewohner nehmen außerdem in einem ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechenden Rahmen aktiv am Arbeitsleben teil.  

In den Wohnbereichen finden Menschen mit kognitiver und mehrfacher Behinderung ein Zuhause, das Geborgenheit und größtmögliche Selbstbestimmung miteinander vereint. Die Wohngruppen haben Gemeinschaftsräume und individuell eingerichtete Zimmer. So gibt es einerseits Raum für Gemeinschaft und andererseits Möglichkeiten des Rückzugs. Zudem wurde das ambulant betreute Wohnen in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut, so dass mittlerweile 57 Menschen in eigenen Wohnungen oder Wohngemeinschaften in Templin und Umgebung leben.  

Auch die Waldhofschule führt eine lange Tradition fort und verbindet diese mit modernen pädagogischen Konzepten. Die Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam in kleinen Klassen und werden so mit individueller Förderung auf ein möglichst selbstständiges und erfülltes Leben vorbereitet.  

Der Waldhof ist kein isolierter Ort, sondern ein lebendiger Teil der Stadtgesellschaft. Es gibt viele Veranstaltungen und kulturelle Angebote, wie das regelmäßig stattfindende Jahresfest, bei denen die Türen für alle Bürgerinnen und Bürger offenstehen. So werden Brücken gebaut und es entsteht eine lebendige Gemeinschaft – auch über den Waldhof hinaus.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen, wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und die Digitalisierung. Diese nehmen die Verantwortlichen des Waldhofs an, indem sie sich auf inklusive Wege begeben, Innovationen fördern und gemeinsam wachsen. Das sind auch die Leitgedanken, die die tägliche Arbeit prägen.

Ich danke allen, die den Waldhof Templin über die Jahre begleitet, unterstützt und mitgestaltet haben, insbesondere den mehr als 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen und den Bewohnerinnen und Bewohnern sind Sie ein Garant dafür, dass der Waldhof auch in Zukunft ein Ort sein wird, an dem Teilhabe, Selbstbestimmung und gesellschaftliches Engagement gelebt werden.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. Angela Merkel